Streit über Umgang mit Bären spitzt sich zu und spaltet Stadt und Land

Italien: Tierschützer verhindern Abschüsse und geben Jägern und „Wilderern“ die Schuld an aggressivem Verhalten von Bären

Ein Mann mit einem Rucksack wandert in einem Bergwald und wird dabei von einem Bären verfolgt. (Symbolbild: iStock/xalanx)
Ein Mann mit einem Rucksack wandert in einem Bergwald und wird dabei von einem Bären verfolgt. (Symbolbild: iStock/xalanx)

Das Verwaltungsgericht der Autonomen Provinz Trient hat jetzt auch die Freigabe für den Bären MJ5 vorerst gestoppt. Der Bär soll jetzt lediglich eingefangen werden. Zuvor musste schon die Entnahmeanordnung für Bärin JJ4 nach einem Einspruch von Tierschutzverbänden zurückgenommen werden. Auch diese Bärin, die den jungen Läufer Andrea Papi auf dem Gewissen hat, ist mittlerweile in Gefangenschaft. (wir berichteten).

Wie Südtirol News berichtet, hätten Tierschützer mittlerweile rund 100.000 Unterschriften gesammelt, um die Tötung der Bären JJ4, MJ5 und M62 zu verhindern. MJ5 hatte Anfang März einen Wanderer angegriffen, doch die Tierschützer mutmaßen, dass der Hund des Mannes nicht angeleint gewesen ist und der Bär deshalb angegriffen hatte. Des Weiteren berichtet Südtirol News, dass Gian Marco Prampolini, der Präsident des Tierschutzvereines Leal beklagt haben soll, dass Bären von Wanderern, Jägern und Wilderern manchmal sogar absichtlich in ihrem natürlichen Umfeld gestört würden. Deshalb kritisierte er auch die Einstufung der Bären als gefährlich. Nachdem die Entnahmeverordnungen für die Bären durch das Verwaltungsgericht Trient vorerst gestoppt worden sind, wollen jetzt die Tierschützer keine Ruhe geben, bis diese gänzlich aufgehoben werden.

Tiefe Spaltung zwischen Stadt und Land

Liest man sich die Kommentare dazu in den lokalen Medien einmal durch, so erkennt man eine tiefe Kluft zwischen den Bewohnern der von Bären besiedelten Regionen und denen, die im urbanen Milieu leben. Ein Kommentar von „monia“ spiegelt dies wider: „Die “Stadtler” leben in Sicherheit und unterschreiben, dass die Talbewohner wegen der Raubtiere sich nicht mehr vor die Tür wagen sollen!“

Die Argumente, die dort ausgetauscht werden, bis der Punkt erreicht ist, dass beide Seiten merken, dass Diskutieren keinen Sinn macht, da jeder darauf beharrt Recht zu haben, unterscheiden sich nicht von den Grabenkämpfen, die wir hier in Deutschland in diesem Kontext auszufechten haben. Bezeichnend ist dabei, dass niemand von denen, die am lautesten für den Schutz der Bären schreien, persönlich von einem Übergriff eines Großraubtiers, sei dies ein Wolf oder eben ein Bär, betroffen waren. Bei manchem Tierschützer scheint die Tierliebe bald zu Menschenhass verkommen zu sein, wenn man die pietätlosen Kommentare gegen Andrea Papi und seine Familie liest, die sich verbieten, hier noch einmal niedergeschrieben zu werden.

Schweigeminute für Andrea Papi im Regionalrat

Zu Beginn der Sitzung vom 19.04.2023 widmete der Regionalrat der Autonomen Provinz Trient Andrea Papi eine Schweigeminute:

„Wir waren alle erschüttert von der Nachricht, dass ein junger Mitbürger, Andrea Papi aus Caldes, einen so grausamen Tod gefunden hat, einen Tod, der uns betroffen macht und der uns betrifft”, erklärte Regionalratspräsident Josef Noggler. „Andrea Papi, 26, ein begeisterter Sportler, war auf seinen Wegen, in seiner gewohnten Umgebung unterwegs, als er von einem Bären angegriffen und getötet wurde.

Wir alle wissen, dass dieser Tod nicht wie einer der Bergunfälle zu werten ist, von denen es in unserer Region leider auch zu viele gibt. Dieser Tod wirft seinen Schatten auf ein Tal, ein Land, auf die ganze Region. Auch auf die Politik. Wir werden noch oft darüber reden, wie es dazu kommen konnte und ob man das hätte verhindern können. Und dabei werden wir auch immer wieder an Andrea Papi denken. Heute aber wollen wir einen Moment innehalten und der Familie und der Dorfgemeinschaft von Andrea Papi unser Mitgefühl ausdrücken.”

Siehe dazu auch: https://www.natuerlich-jagd.de/news/rumaenien-will-abschuss-von-baeren-verdreifachen/