Rumänien will Abschuss von Bären verdreifachen

Nach falschen Entscheidungen im Management von Bären in Rumänien will die Regierung jetzt bis zu 426 anstatt 140 Bären jährlich schießen lassen

Ein Braunbär mit einem Wohngebiet im Hintergrund. (Symbolbild: mouse_sonya)
Ein Braunbär mit einem Wohngebiet im Hintergrund. (Symbolbild: mouse_sonya)

Ganz Europa diskutiert nicht erst seit der tragischen Tötung des jungen Läufers Andrea Papi durch eine Problembärin in Südtirol (wir berichteten), über das richtige Management großer Beutegreifer wie Bär, Wolf und Luchs.

Vor diesem Hintergrund wagte jetzt die rumänische Regierung nach Fehlern in der Vergangenheit einen Vorstoß, um die „Überpopulation“ der Braunbären im Land einzudämmen, zum Missfallen von Tierschützern.

Studie belegt eine Bärenpopulation weit über dem günstigen Erhaltungszustand

Laut einer Studie im Auftrag des rumänischen Umweltministeriums verzeichnet die Bärenpopulation des Landes einen solch günstigen Erhaltungszustand, dass die Bärendichte Rumäniens weit über dem Optimum liegt. Rumänien hat mit seinen geschätzt 7.500 bis 8.000 Bären die größte Bärendichte weltweit, die dazu noch eine außergewöhnliche genetische Variabilität ähnlich der von Nordkanada und Alaska und eine Produktivität weit über dem europäischen Durchschnitt habe.

Alle natürlichen Lebensräume seien von den Bären bereits besiedelt worden, so dass die Tiere immer häufiger in für sie nicht geeigneten Lebensräumen, wie Städten und Siedlungen anzutreffen sind, in denen die Raubtiere vermehrt auf „unnatürliche“ Nahrungsquellen wie Haustiere, Getreide, Früchte aus Obstgärten oder Höfen und Honig aus Bienenhäusern sowie Hausmüll zurückgreifen.

Keine Alternative zur Entnahme von Bären

Laut Umweltministerium gebe es keine zufriedenstellende Alternative zur Anwendung der Ausnahmeregelungen die in Artikel 16 der FFH-Richtlinie eingeräumt werden, da sich hunderte von Umsiedlungen bisher als unwirksam erwiesen haben. Die umgesiedelten geschlechtsreifen Bären seien entweder an ihren Herkunftsort zurückgekehrt oder hätten in ihren neuen Habitaten in Siedlungsgebieten so viele Konflikte verursacht, dass sie entnommen werden mussten.

Zu hohe Population führt zu Tötung von Bärenjungen durch Männchen

Die sehr hohe Dichte an Bären in Rumänien verursacht zahlreiche Verluste unter den Nachkommen, da diese von Männchen getötet werden. Die Reaktion der Bärenmütter sei darauf dann oft das Verlassen ihres natürlichen Lebensraums und das Suchen von Zuflucht in landwirtschaftlichen Kulturen oder kleinen Waldstücken in der Nähe von Ortschaften, wo das Risiko eines Konfliktes mit der lokalen Bevölkerung unweigerlich zunimmt.

Zu hohe Population führt zu Tötung von Bärenjungen durch Männchen

Darüber hinaus seien die Zoos mittlerweile derart überfüllt und die Tiere seien durch Kastration und das Leben mit vielen Artgenossen auf engstem Raum so gestresst, dass dies mit dem Tierschutz nicht mehr vereinbar ist.

„Naturschutz ja bitte, aber nicht in meinem Garten“

Auch andere Europäische Länder weigerten sich Exemplare zu übernehmen, selbst wenn sie günstige Lebensräume für die Existenz von Bären hätten und ihre Populationen in einem kritischen Zustand oder gar verschwunden sind. So bewahrheitet sich der Spruch, der besagt, dass „ich selbstverständlich Naturschutz will, aber nicht im Garten meines Hauses“.

Dutzende tote und durch Bären verstümmelte Menschen sind genug

In Anbetracht der Situation, die durch eine unglückliche (falsche) Entscheidung aus dem Jahr 2016 in Bezug auf die Bewirtschaftung der Bären in Rumänien entstanden ist und die dazu geführt hat, dass Dutzende von Menschen von Bären getötet oder verstümmelt wurden, es zu einem exponentiellen Anstieg der staatlichen Ausgaben für Entschädigungen und zur Änderung des natürlichen Verhaltens von Bären sowie zu einem Akzeptanzverlust in der Bevölkerung gegenüber der Anwesenheit von Bären in Gemeinden, landwirtschaftlichen Kulturen etc. gekommen ist, gebe es keine andere praktikable Alternative als die Erteilung von Ausnahmeregelungen im Rahmen der Präventions- und Interventionsquote, heißt es aus dem Umweltministerium weiter.

Konzentration bei Entnahmen auf männliche Bären

Wenn sich die Entnahmen hauptsächlich auf Bären konzentrieren, die unabhängig von Geschlecht oder Alter abweichendes Verhalten an den Tag legen, dann soll zur Vorbeugung versucht werden zuerst den Anteil an männlichen Bären zu reduzieren, damit Bärinnen mit ihren Jungtieren wieder in ihre natürlichen Lebensräume zurückkehren können.

Wie schon erwähnt übten dominanten Männchen wissenschaftlichen Studien zufolge einen ständigen Druck auf Jungtiere und insbesondere auf Bärinnen mit Jungen aus, die daraufhin ihre günstigen Lebensräume verlassen und sich immer näher an bewohnte Gebiete heranwagten, um den männlichen Bären zu entgehen (Steyer et. al. 2013).

Quelle: http://www.mmediu.ro/ :„Studie über die Schätzung der Bären-, Luchs- und Wildkatzenpopulationen in Rumänien (Ursus arctos, Lynx lynx und Felis silvestris), um einen günstigen Erhaltungszustand zu erhalten und die Anzahl der Exemplare der Bären-, Luchs- und Wildkatzenarten in Rumänien zu ermitteln, für die Ausnahmen von den Schutzmaßnahmen gelten können“. Zur Studie