Eine Liebeserklärung an das Reh

„Das Reh: über ein sagenhaftes Tier“ ist das Buchdebüt von Rudolf Neumaier. Der DJV-Journalistenpreisträger beleuchtet Geschichte und Funktion des Kulturfolgers. Es ist ein Weckruf in einer Zeit, in der manche das Reh als Plage und Feind des Waldes stigmatisieren.

Eine Ricke in einem Luzerne-Feld. (Symbolbild: Christelle PRIEUR)
Eine Ricke in einem Luzerne-Feld. (Symbolbild: Christelle PRIEUR)

Von Rehstreichlern und Rehhassern: Rudolf Neumaiers Debütbuch trifft den Puls der Zeit, denn der Pflanzenfresser polarisiert. In dem Sachbuch lässt Neumaier Leserinnen und Leser von Beginn an seine Passion für den Waldrandbewohner spüren. Er erzählt von seinen Begegnungen in Kindertagen, als die Rehe noch zuhauf in der Nähe seines bayrischen Heimatdorfs standen und von denen heute erschreckend wenige übrig seien.

Debütroman: "Das Reh: über ein sagenhaftes Wesen" (Quelle: Boderius/DJV)
Debütroman: „Das Reh: über ein sagenhaftes Wesen“ (Quelle: Boderius/DJV)

Warum gilt das Reh als Kulturfolger? Was bedeutet das für den Waldrandbewohner und unsere Gesellschaft? Wie konnte sich sein Stellenwert vom Wildbretlieferant der kleinen Leute über das märchenhafte Bambi zum Feind des Waldes wandeln? Neumaier erzählt die spannende Geschichte des Rehs in facettenreichen Details. In leseleichter Form präsentiert er Daten und Fakten, die er selbst über Jahre recherchiert hat. Grundlage sind viele Gespräche mit Förstern, Jägern und jenen, die das Reh als Gegenspieler klimastabiler Wälder verstehen.

Bereits 2021 wurde Neumaier für seinen Artikel in der Süddeutschen Zeitung zum Thema „Wald und Wild“ mit dem DJV-Journalistenpreis in der Kategorie Print ausgezeichnet. Auch in seinem Buchdebüt gelingt es ihm, sich kritisch mit dem Reh als vermeintlichen Schädling auseinanderzusetzen, ohne dabei Historie und Ethik außer Acht zu lassen. Neumaier selbst ist passionierter Jäger. Es gelingt ihm die Brücke zur tierschutzgerechten Jagd zu schlagen. Er schildert die Vorbereitung auf seine Jägerprüfung, von der Überwindung, die es ihn gekostet hat, sein erstes Reh zu erlegen und von der Achtung vor dem Wild, die aus seiner Sicht den Unterschied macht.

Kurzum: Rudolf Neumaier gelingt es, ein komplexes Thema lebendig zu skizzieren. Seine Leidenschaft für Rehe und die Natur ist allgegenwärtig und macht seine Hommage greifbar. Leserinnen und Leser profitieren von seinem sorgfältig recherchierten Wissen rund um das Reh, seine Geschichte, Biologie und zugewiesene Rollenbilder. Neumaier verdeutlicht in seinem Erstlingswerk, wie prekär es um sein Lieblingstier bestellt ist. „Das Reh: über ein sagenhaftes Tier“ richtet sich an jeden, der sich für Rehe und den „Forst-Jagd-Konflikt“ interessiert. Erschienen ist der Roman im Hanser Verlag. Die Hardcover-Ausgabe fasst 223 Seiten und kostet 24 Euro.

Im DJV-Interview erläutert Rudolf Neumaier, wie sein Herzensthema zum Buch wurde und wieso es keinen besseren Zeitpunkt für sein Werk gibt.

Quelle: Deutscher Jagdverband (DJV), 9. Februar 2023, Berlin