ZU wichtig, um nur abzuwarten

Offener Brief: Wolfsübergriffe – Einladung in den Landkreis Uelzen

Schafe auf einer Weide im Norden. (Symbolbild: Sven Lachmann)
Schafe auf einer Weide im Norden. (Symbolbild: Sven Lachmann)

Der Landrat des Landkreises Uelzen Dr. Heiko Blume wendet sich in einem offenen Brief an den Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, da das Thema „Wölfe“ für die Menschen in der ganzen Region zwischen Weser und Elbe sehr wichtig ist – ZU wichtig, um nur abzuwarten, bis es von EU, Bund oder Land endlich ausreichende Beachtung findet!

Aber lesen Sie selbst:

Der Landrat des Landkreises Uelzen

Herrn Ministerpräsidenten

Stephan Weil

Uelzen, den 27.03.2023

Offener Brief: Wolfsübergriffe – Einladung in den Landkreis Uelzen

„Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Weil,

in den letzten Jahren gab es diverse Wolfübergriffe auf Nutz- und Haustiere im Landkreis Uelzen. Ich hatte Ihnen darüber berichtet. Vor wenigen Monaten musste ein Hund eingeschläfert werden, nachdem er im Bereich Rasche von einem Wolf schwer verletzt worden war. Die Medien berichteten über diesen Fall. Daneben gab es eine Reihe weiterer Übergriffe auf Weidetiere. Sie können sich vorstellen, wie sehr das Thema die Menschen im Landkreis bewegt.

Unter dem Eindruck der zahlreichen Rückmeldungen, die ich aus der Bevölkerung erhielt, wandte ich mich im Februar dieses Jahres an Herrn Minister Meyer. Ich bat ihn um eine Stellungnahme, was ich den Menschen hier vor Ort sagen kann, ob und wenn ja welche Perspektive ich ihnen aufzeigen kann. Von Herrn Minister Meyer habe ich bis heute keine Antwort, und sei es auch nur eine Eingangsbestätigung auf mein Schreiben, erhalten.

Nun ist es am Abend des 16. März erneut zu einem schwerwiegenden Wolfsübergriff zwischen Suderburg und Holxen gekommen. Fünf Schafe wurden getötet, drei verletzt, obwohl ein richtlinienkonformer Schutz, so die Landwirtschaftskammer, vorhanden war. Die Herde mit 400 Tieren bewegte sich zeitweise panisch zwischen der Bundesstraße 4 und der Bahnstrecke Hamburg – Hannover. Polizei war vor Ort. Zum Glück ist nicht noch Schlimmeres passiert.

Viele Menschen sind verunsichert. Vorfälle wie der jüngste verstärken diese Verunsicherung noch – und das Gefühl, dass die Menschen mit ihren Sorgen beim Thema Wolf offenbar auf Landesebene nicht wahrgenommen werden. Bei allem – berechtigten – Bemühen des Umweltministers um den Schutz von Umwelt und Arten scheint er wenig geneigt zu sein, die Ängste und Nöte der Menschen „auf dem platten Land“ in den Blick zu nehmen. Aber genau hier bei uns auf dem Land sind die Umwelt und die Arten, deren notwendiger Schutz auf Dauer nicht ohne und schon gar nicht gegen die hier lebenden Menschen möglich sein wird. Dies gilt nicht zuletzt für den Wolf.

Dies vorausgeschickt, möchte ich Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, nach Suderburg einladen, damit Sie sich vor Ort und im Gespräch mit den Menschen – gemeinsam mit dem Bürgermeister der Samtgemeinde Suderburg, Herrn Wolf-Dietrich Marwede, und mir – ein Bild von der Stimmung in Sachen Wolf machen und mit nach Hannover nehmen können. Wir richten uns gerne nach Ihrem Kalender.

Ich wähle den Weg eines offenen Briefs, weil „die Wölfe“ die Menschen sehr stark bewegen. Das Thema ist für unseren Landkreis wie für die ganze Region zwischen Weser und Elbe sehr wichtig – ZU wichtig, um nur abzuwarten, bis es von EU, Bund oder Land endlich ausreichende Beachtung findet.“

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Heiko Blume