Zahl der Nutztierrisse in Sachsen-Anhalt auf niedrigstem Stand seit fünf Jahren

Das Landesamt für Umweltschutz (LAU) präsentierte am Montag den aktuellen Monitoringbericht über die Wolfspopulation in Sachsen-Anhalt.

Die Anzahl der Wolfsrudel erhöhte sich im vergangenen Monitoringjahr in Sachsen-Anhalt von 24 auf 27. (Symbolbild: iStock/Ondrej Prosicky)
Die Anzahl der Wolfsrudel erhöhte sich im vergangenen Monitoringjahr in Sachsen-Anhalt von 24 auf 27. (Symbolbild: iStock/Ondrej Prosicky)

Laut Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann und LAU-Präsidentin Dr. Sandra Hagel zeigt der aktuelle Monitoringbericht über die Wolfspopulation in Sachsen-Anhalt, dass trotz moderatem Wachstum der Wolfspopulation die Angriffe auf Nutztiere im Zeitraum von Mai 2022 bis April 2023 deutlich zurückgegangen sind. Die Zahl der Risse erreichte den niedrigsten Stand seit fünf Jahren.

„Die Ergebnisse des Monitoringberichts belegen, dass ein konfliktarmes Leben mit dem Wolf nicht nur naturschutzfachlich wünschenswert, sondern auch praktisch möglich sein kann“, erklärte Willingmann. „Offenkundig setzen Nutztierhalter bei uns im Lande verstärkt auf Herdenschutzmaßnahmen, die Übergriffe und Risse in den allermeisten Fällen verhindern. Das legen die jüngsten Ergebnisse des Monitoringberichts nahe. Insoweit bleibt wolfsabweisender Herdenschutz das zentrale Mittel der Wahl. Zugleich gilt: Wölfe mit auffälligem Verhalten müssen zeitnah, rechtssicher und unbürokratisch entnommen werden können. Eine gezielte Bestandsregulierung mittels systematischer Entnahmen halte ich im Lichte der Ergebnisse des Monitoringberichts jedoch für nicht angebracht.“

Die Umweltministerinnen und -minister der Länder haben sich kürzlich darauf geeinigt, in Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen eine schnellere und unbürokratischere Entnahme von Wölfen zu ermöglichen. Die Abschussgenehmigung kann bereits nach dem ersten Überwinden des Herdenschutzes und dem Riss von Weidetieren erteilt werden. Dies soll für 21 Tage nach dem Rissereignis gelten und die Entnahme im Umkreis von bis zu 1.000 Metern um die Weide erlauben (wir berichteten).

„Wir sichern damit die Weidetierhaltung vor dem Wolf nachhaltig ab“, betonte Willingmann am Montag (04.12.2023). „Zugleich gibt es keine Generalerlaubnis, Wölfe schlicht zu bejagen. Das wäre naturschutzfachlich unangemessen und auch mit geltendem Bundes- und EU-Recht nicht zu vereinbaren. Wir haben uns im Kreis der Umweltministerinnen und -minister weiterhin darauf verständigt, dass wir die notwendigen Länderverordnungen jetzt zeitnah erarbeiten und möglichst einheitlich gestalten wollen.“ Zu den Bundesländern mit vergleichsweise hoher Wolfspopulation zählen neben Sachsen-Anhalt auch Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Die Wolfspopulation in Sachsen-Anhalt stieg zwischen Mai 2022 und April 2023 moderat um 14 Tiere auf insgesamt 201 an. Die Anzahl der Wolfsrudel erhöhte sich von 24 auf 27, während die Zahl der Welpen pro Rudel bei 3,5 stagnierte. Trotz des moderaten Wachstums reduzierten sich die Übergriffe auf Nutztiere um 21,3 Prozent auf 59, verglichen mit 75 im Vorjahreszeitraum. Auch die Zahl der getöteten Nutztiere ging um 40,1 Prozent auf 176 zurück, der niedrigste Wert seit 2018.„Aus der täglichen Arbeit wissen wir, dass besonders in der Hobbyhaltung der wolfsabweisende Herdenschutz eine große Herausforderung ist“, erklärte LAU-Präsidentin Hagel. „Die Umsetzung hängt oft von den lokalen Gegebenheiten und den Möglichkeiten der Halterinnen und Halter ab. Hier sehe ich weiterhin einen besonderen Bedarf an Beratung und Unterstützung durch das Wolfskompetenzzentrum und andere Akteure des Herdenschutzes.“

Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 14 Wölfe tot aufgefunden, wovon zehn bei Verkehrsunfällen starben. Der Monitoringbericht enthält auch Sichtungen von wolfsähnlichen Hunden sowie vermeintlichen Wolfssichtungen. Willingmann betonte die Bedeutung, alle Sichtungen ohne Bedenken an das Wolfskompetenzzentrum zu melden.

Der Wolfsmonitoringbericht 2022/2023 ist unter folgendem Link online abrufbar: Wolfsmonitoringberichte (sachsen-anhalt.de)