Wolfswahrheiten aus Oberbayern

Offenbar fehlerhafte Rissproben spielen den Verfechtern der Bestandsregulierung in die Karten

Ein Wolf mit seiner Beute. (Symbolbild: slowmotiongli)
Ein Wolf mit seiner Beute. (Symbolbild: slowmotiongli)

Von Michael Lehner

Showdown in Bayerns Bergen: Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen will ein breites Bündnis aus Politik und Almbauern eine Bestandsregulierung der Wolfspopulation durchsetzen. Sogar Teile der Grünen sind nicht abgeneigt. Und die offizielle Wolfsberatung hat sich offenbar blamiert: Nicht nur mit falschen Gen-Diagnosen, die Hunde für Nutztierrisse verantwortlich machten. Sondern auch mit dem Verdacht, dass der Hund eines amtlichen Rissgutachters mehrere Proben unbrauchbar machte.

Klar ist: Dass die peinlichen Pannen ruchbar wurden, hat mit einem bayerischen Sonderweg zu tun: Schon seit Jahren schicken Viehhalter und auch einige Landräte Genproben gerissener Weidetiere nicht nur ans Senckenberg-Institut, das als Referenzlabor bundesweit für die gentechnische Begutachtung zuständig ist. Sondern auch nach Hamburg ins private ForGen-Labor, das mittlerweile weit über die deutschen Grenzen hinaus als die Adresse für solche Untersuchungen gilt.

Bei den Kontroll-Proben kam heraus: Fünf der sechs Rissproben, die zunächst amtlich Hunden zugeordnet wurden, waren verunreinigt. Und zwar „durch den Hund des Prüfers,“ behauptet Josef Glatz, Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. Tatsächlich seien die untersuchten Proben Wolfsmischlingen mit einem Wolfsanteil von 75 Prozent zuzuordnen, zitiert der Münchner Merkur den Almbauern. Im amtlichen Wolfsmonitoring werden die Proben nun als „unbrauchbar“ gelistet. Offen ist, was mit den Mischlingen geschieht. Nach aktueller Rechtslage müssten sie entnommen werden.

Wie es um die Stimmung in der Region bestellt ist, lässt sich ebenfalls im Merkur nachlesen: Nicht nur der Landrat und die Mehrheiten von CSU und Freien Wählern in den kommunalen Gremien fordern eine Bestandsregulierung. Sogar die Sprecherin der Grünen-Kreistagsfraktion findet, dass „sich die Politik in Land, Bund und EU bewegen“ müsse in der Wolfsfrage. „Wir können nicht unsere gesamte kleinbäuerliche Landwirtschaft dafür opfern,“ sagt die Politikerin und erinnert an die Bestandsregulierung im EU-Land Schweden.