Wolf mit charakteristischer Zeichnung wandert tagsüber durch NRW

Das LANUV bestätigt den „Wanderwolf“ im Oberbergischen Kreis und im Ennepe-Ruhr-Kreis.

Der Wolf mit den charakteristischen hellen Streifen im Halsbereich, wurde am 10. Januar 2023 in Korbach (Kreis Waldeck-Frankenberg) mit dem Handy aus einem Auto heraus gefilmt. (Screenshot: © Marion Behmel/HLNUG)

Im Zeitraum vom 14. bis 21. Januar 2023 wurde im Oberbergischen Kreis und im Ennepe-Ruhr-Kreis wiederholt ein wolfsähnliches Tier beobachtet. Die meisten Beobachtungen waren bei Tageslicht. In einigen Fällen gelangen den Beobachtern Fotos oder Videos, auf denen das Tier von den Experten des LANUV und der DBBW eindeutig als Wolf identifiziert werden konnte. Die Beobachtungsorte wurden von den örtlichen Wolfsberatern verifiziert. Bei den zur Verfügung gestellten Aufnahmen war auffällig, dass der beobachtete Wolf an beiden Kopfseiten einen Steifen sehr heller Haare aufwies, was auf allen Bildaufnahmen deutlich erkennbar war. Offenbar handelt es sich um ein individuelles Färbungsmuster dieses Wolfs und somit immer um dasselbe Individuum. Im Einzelnen konnten die folgenden Ereignisse als Nachweise dieses Individuums in Nordrhein-Westfalen bestätigt werden:

Am 14. Januar 2023 gegen 12 Uhr mittags beobachteten Anwohner einen Wolf auf Weideflächen nördlich von Hückeswagen (Oberbergischer Kreis). Weitere unbestätigte Hinweise an diesem und den folgenden Tagen wurden aus Hückeswagen, Radevormwald und Wipperfürth (Oberbergischer Kreis) sowie aus Wermelskirchen (Rheinisch-Bergischer Kreis) und Remscheid gemeldet.

Am 19. Januar 2023 gegen 10:50 Uhr gelangen einem Landwirt bei einer Autofahrt Foto- und Videoaufnahmen des Wolfes in Witten-Durchholz (Ennepe-Ruhr-Kreis). Auch hier waren die hellen Haare an beiden Kopfseiten des Wolfes deutlich erkennbar.  Der Landwirt konnte den Wolf über einen Zeitraum von 15 min beobachten. An diesem Tag lag Schnee, so dass er anschließend die Spur des Wolfes untersuchen und Haare in einem Zaun sicherstellen konnte.  Genetische Untersuchungen des Senckenberg Forschungsinstituts haben in der Probe Haare vom Feldhasen und vom Wolf nachgewiesen. Der Wolf wurde als männliches Tier mit der Kennung GW3192m identifiziert. Er wurde erstmals genetisch erfasst. Als genetisches Merkmal trägt er den Haplotyp HW01, welcher bei den Wölfen der zentraleuropäischen Population sehr häufig vorkommt.

Am Nachmittag des 19. Januars 2023 wurde der Wolf um 15:15 Uhr von einer Wildkamera in Wetter (Ruhr) (Ennepe-Ruhr-Kreis) erfasst. Am Vormittag des 20. Januar 2023 erfolgten zwei weitere Beobachtungen in Wetter (Ruhr) und sowie eine in Witten-Muttental mit Bildmaterial von ausreichender Qualität. Alle diese Nachweise waren im Gebiet zwischen den Autobahnen A43 im Westen und der A1 im Süden und der Ruhr. Der Wolf war zügig unterwegs und suchte offensichtlich einen Ausweg aus dieser Geländesituation. Auch in den folgenden Tagen erreichten das LANUV noch weitere unbestätigte Meldungen aus dem Umfeld dieser Nachweise. Anschließend konnte der Wolf nicht mehr beobachtet werden. Er hat das Gebiet offenbar wieder mit unbekanntem Ziel verlassen.

Die Herkunft des Wolfes ist aktuell nicht bekannt. Es gibt allerdings Filmaufnahmen aus der Nähe von Korbach in Hessen, die ebenfalls diesem Wolf zuzuordnen sind. Dort war am 10. Januar 2023 zweimal ein Wolf beobachtet und gefilmt worden, der ebenfalls an beiden Kopfseiten einen Steifen sehr heller Haare aufwies; diese Beobachtungen wurden vom zuständigen Wolfszentrum Hessen bestätigt, siehe auch https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/wolfszentrum/fotonachweise-2023. Abwandernde Jungwölfe legen pro Tag viele Kilometer zurück und können in mehreren hundert Kilometern wieder auftauchen.

Übergriffe auf Nutztiere oder aktive Annäherungen an Menschen sind in keinem Fall mit den aufgeführten Nachweisen in Verbindung zu bringen.

Hintergrund

Wölfe verlassen spätestens bis zum Ende des zweiten Lebensjahres das elterliche Rudel und wandern mitunter über mehrere hundert Kilometer. Dabei bewegen sie sich in für sie unbekanntem Gelände. Abwandernde Jungwölfe sind meist bei Nacht im Schutz der Dunkelheit unterwegs und werden in der Regel nicht bemerkt. Wenn sie bei Tage im offenen Gelände beobachtet werden, laufen sie auf der Suche nach einer geeigneten Deckung oft im hohen Tempo.

Gemäß den bundeseinheitlichen Kriterien für das Monitoring von Wölfen in Deutschland werden Beobachtungen ohne Bildbeleg oder mit unvollständigen Angaben zu Ort und Zeitpunkt als unbestätigte Hinweise erfasst. Das zugrundeliegende Bildmaterial muss in der Qualität so gut sein (Schärfe, Beleuchtung, Auflösung, Perspektive usw.) sein, damit eine Unterscheidung zwischen Wölfen und wolfsähnlichen Hunden zuverlässig möglich ist.

Empfehlungen des LANUV bei Begegnungen mit einem Wolf:

  • Auch in einem Gebiet, in dem Wölfe ihr Revier haben, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Sie einen Wolf zu Gesicht bekommen. Wölfe meiden die Nähe des Menschen. Vor allem bei jungen und unerfahrenen Wölfen kann es aber vorkommen, dass die Neugier stärker ist als die Furcht. Wenn Sie einem Wolf begegnen, sollten Sie sich wie folgt verhalten:
  • Nicht versuchen, sich dem Wolf zu nähern, ihn anzufassen oder zu füttern!
  • Nicht weglaufen, am besten stehen bleiben und abwarten, bis sich der Wolf zurückzieht.
  • Wenn man selbst den Abstand vergrößern will, langsam zurückziehen.
  • Man kann den Wolf auch vertreiben, indem man auf sich aufmerksam macht (laut ansprechen, in die Hände klatschen, mit den Armen winken).

Quelle: LANUV