Nahbegegnung mit drei Wölfen: Fahrradfahrerin entkommt nur knapp

Bei Visselhövede wurde eine 24-Jährige auf dem Weg zur Arbeit von Wölfen verfolgt

Drei Wölfe trotten über eine Wiese. (Symbolbild: Marcel Langthim)
Drei Wölfe trotten über eine Wiese. (Symbolbild: Marcel Langthim)

„Nahbegegnung“ wird es profan genannt, was einer jungen Frau in der vergangenen Woche bei Visselhövede bald das Blut in den Adern hat gefrieren lassen.

Visselhövede, eine Kleinstadt im niedersächsischen Landkreis Rotenburg, beschaulich am Westrand der Lüneburger Heide gelegen. Wie kreiszeitung.de zuerst berichtete, wollte die 24-jährige Marie Schmidt wie jeden Tag aus Ebbingen im Heidekreis zu ihrer Arbeitsstelle ins benachbarte Visselhövede fahren.

Gegen 13:30 Uhr am vergangenen Donnerstag (16.02.2023) beginnt die junge Arzthelferin ihre Fahrt mit dem Fahrrad und nutzt den Radweg entlang der L 161. Dort, wo der Radweg ein kleines Waldstück umschlägt und den Blick auf eine Weide freigibt, wunderte sich die junge Frau, dass die dort abgestellten Pferde so nervös hin- und herliefen.

„Wird wohl der Hund sein, der da am Zaun entlangläuft, habe ich mir noch gedacht“, erinnert sich Marie Schmidt, die zuhause selbst Ponys und einen Hund hält, im Gespräch mit kreiszeitung.de. Doch schnell wird ihr aufgrund der Färbung und der Größe des vermeintlichen Hundes klar, dass es sich um einen Wolf handeln muss, der sie aus ca. 60 Meter Entfernung anblickt. Und er ist nicht allein. Mit zwei weiteren Artgenossen macht er sich unvermittelt daran auf die junge Frau zuzurennen. Diese wendet ihr Rad, ein E-Bike, was sich in dieser bedrohlichen Situation als äußerst hilfreich erweisen sollte, und tritt so schnell sie kann in die Pedale. „Keine Ahnung, wie die Begegnung mit den drei Wölfen ausgegangen wäre, wenn sie mich erreicht hätten. Fakt ist, dass sie mich über eine Strecke von rund 200 Metern verfolgt haben und ich ihnen vermutlich nur mit dem Turbo-Gang meines E-Bikes entkommen konnte“, wird Marie Schmidt zitiert.

Bis auf ca. vier bis fünf Meter seien die Raubtiere auf dem Radweg an sie herangekommen, so nah, dass sie deren Atmen hat deutlich hören können. Dabei hätte sie geweint und laut geschrien, was bei den Verfolgern jedoch keine Reaktion hervorgerufen habe. Erst als die ersten Häuser von Ebbingen wieder in Sichtweite kamen, seien die Tiere langsamer geworden und wären auf dem Seitenstreifen stehengeblieben. Diesen Umstand nutzend, vergrößerte Marie Schmidt den Abstand zu den Raubtieren weiter, um sich in Sicherheit zu bringen.

Nach ein paar Minuten entschloss sie sich dann aber, ihren Weg zur Arbeit erneut aufzunehmen, da ihr kein Auto zur Verfügung stand und jetzt auch einige Autos die Landstraße frequentierten, wo sie zuvor ganz alleine mit ihren Verfolgern war. Nach kurzer Fahrt jedoch erblickte sie die drei Wölfe wieder, die jetzt nur ruhig dastanden und zu ihr herüber äugten. Dann war es wahrscheinlich das laute Hupen der vorbeifahrenden Autos, die die drei Wölfe im Unterholz des nahen Waldstückes verschwinden ließen.

Körperlich unversehrt, aber total verängstigt auf der Arbeit angekommen, berichtete sie von ihrem Erlebnis und wurde dazu animiert erst das Ordnungsamt und auf deren Rat den zuständigen Wolfsberater über die Ereignisse zu informieren.

Die nächste Zeit lässt sich Marie Schmidt erst einmal mit dem Auto zur Arbeit fahren, zu groß ist die Angst vor einer erneuten Begegnung mit den Raubtieren. Auch bei ihren Ausritten mit den Pferden will sie in Zukunft noch achtsamer sein.