NABU: Polizei ermittelt wegen möglicher Tierschutzverstöße

Zwei Heckrind-Kälber mussten auf einem Gelände des NABU in Ostfriesland eingeschläfert werden

Heckrinder an einer Wasserstelle. (Symbolbild: chrisbeez)
Heckrinder an einer Wasserstelle. (Symbolbild: chrisbeez)

Auf vom NABU gepachteten Flächen im niedersächsischen Landkreis Leer mussten zwei Heckrinder aufgrund der Schwere ihrer Verletzung, die sie im Rahmen einer Blutentnahmeaktion davongetragen haben, von ihrem Leid erlöst werden. Dies berichtet der NABU Niedersachsen in einer Stellungnahme.

Auf die augenscheinlichen Missstände bei dem Projekt des NABU, bei dem Heckrinder „naturnah“ weiden sollen, hatte der Verein „Friesischer Verband für Naturschutz“ aufmerksam gemacht, der ein Video von den Verhältnissen auf der Weide veröffentlichte.

Wie der NDR berichtet, hat der Vorfall Konsequenzen, bei dem zwei Kälber eingeschläfert werden mussten. Der Landkreis Leer will jetzt die Auflagen zur Haltung der Tiere verschärfen. So wie bisher, könne es jedenfalls nicht weitergehen, heißt es vom Landkreis.Zukünftige Auflagen sind beispielsweise, dass das NABU konkrete Betreuer für die Tiere nennt und Nachweise über die tierärztliche Betreuung vorlegt. Selbst eine Einstellung des Wildtierprojektes sei im Gespräch, heißt es vom NDR weiter. Die Tiere seien derart verwildert, dass sich Menschen ihnen nicht mehr gefahrlos nähern könnten.

Nicht der erste Fall dieser Art

Bereits 2008 gab es einen Fall, bei dem der NABU im Kontext eines Heckrinder-Projektes massiv in der Kritik stand und bei dem insgesamt zwölf Tiere auf einer ostfriesischen Weide verhungert waren. Damals wurde der ehemalige NABU-Geschäftsführer angeklagt und musste eine Geldstrafe in Höhe von 3.000 Euro zahlen.

Der NABU bedauert den Vorfall und will durch Transparenz die Wogen glätten

In einer Stellungnahme des NABU Niedersachsen heißt es u.a.:

„Auf Anweisung des Veterinäramtes Landkreis Leer wurden die Rinder am 10. Mai 2023 für routinemäßige Blutuntersuchungen zusammengetrieben.

Zum Tag der geplanten Untersuchung war neben Mitarbeitenden des NABU Woldenhofes ein Tierarzt anwesend. Es wurde bedauerlicherweise verpasst, das Veterinäramt direkt mit einzubinden, allerdings wurde dieses wegen einer bemerkten fehlenden Ohrmarke an einer Mutterkuh nachträglich benachrichtigt, woraufhin eine Mitarbeiterin des Veterinäramtes zur Untersuchung dazustieß.

Die Witterungsbedingungen mit starkem Regenfall in der Nacht vor der geplanten Untersuchung erschwerten den Prozess, weshalb die Aktion auf Anweisung des Veterinäramts abgebrochen und die Tiere wieder freigelassen wurden. Vermutlich wurde das Kalb dabei von den anderen Tieren verletzt.

Die Schwere der Verletzung konnte nicht direkt beurteilt werden. Aus diesem Grund wurde der Zustand des Tieres, wie in solchen Fällen üblich, zunächst beobachtet. Leider trat keine Verbesserung ein, weshalb der NABU am darauffolgenden Tag einen Tierarzt mit der Einschläferung beauftragt hatte. […]

Fakt ist, dass das Aufeinandertreffen mehrerer ungünstiger Faktoren zu diesen bedauerlichen Unfällen führte. Sowohl das Veterinäramt als auch alle Mitarbeitenden des NABU sind darum bemüht, solche Einflüsse zu vermeiden. Auch aufgrund des generellen Fachkräftemangels ist es uns aktuell nicht schnell genug gelungen, Personalabgänge zu kompensieren, was in Kombination mit der schwierigen Wetterlage Einfluss auf die Entwicklung gehabt haben kann. In gemeinsamer Absprache mit dem Veterinäramt vor Ort wird deshalb seit längerem die Umsetzung verfolgt, die Anzahl der Tiere zu reduzieren, um die Betreuung langfristig gewährleisten zu können. Auch die Aufgabe der Tierbestände ist eine mögliche Option.“