Mysteriöses Verschwinden von Rehen

Neuer Bericht zeigt unerklärlichen Rückgang der Rehwildbestände in Dänemark

Ein Sprung Rehe auf einem verschneiten Acker. (Foto: Hans Benn).
Ein Sprung Rehe auf einem verschneiten Acker. (Foto: Hans Benn).

Fast das gesamte 20. Jahrhundert über entwickelte sich der Rehwildbestand in Dänemark prächtig und galt dort viele Jahre lang als Managementerfolg.

Seit 2009 jedoch ist die Rehwildstrecke um 42% eingebrochen, ohne dass jemand weiß, warum. Vor diesem Hintergrund hat die dänische Umweltschutzbehörde auf Ersuchen des Wildlife Management Council bei DCE* eine Untersuchung des Zustands und der Entwicklung der dänischen Rehpopulation auf der Grundlage verfügbarer Daten angeordnet.

In dem Bericht Population analysis of Danish roe deer analysieren Forscher der Universität Aarhus Populationsdaten von Rehen auf der Grundlage von Jagdstatistiken (1955-2020) und Verkehrsunfällen (2003-2019), um die Zusammensetzung und den Status der Population zu beschreiben sowie zeitliche und räumliche Variationen herauszuarbeiten.

Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Bereitstellung von Erkenntnissen gelegt, die den Rückgang des Rehwildbestandes erklären können.

Einzigartige Entwicklung in Dänemark

Im Gegensatz zu Dänemark, wo die Streckenzahlen seit 2009 zurückgegangen sind, waren die Wilderträge in Südnorwegen, Südschweden und Norddeutschland in diesem Zeitraum stabil.

Um die populationsbiologischen Gründe für den anhaltenden Rückgang des Rehwildbestandes zu finden, bedarf es dem Bericht zufolge gezielter populationsbiologischer Untersuchungen zum Überleben, zur Fortpflanzung und zum Verhalten markierter Tiere in den heutigen dänischen Landschaften.

Die Forscher kommen außerdem zu dem Schluss, dass der Rückgang der letzten zwei Jahrzehnte kaum auf eine erhöhte Prädation durch beispielsweise Füchse, Konkurrenz mit anderen Hirscharten oder Wetterbedingungen zurückzuführen ist, sondern möglicherweise auf eine epidemische Krankheit in Kombination mit oder abgeleitet von einem Rückgang der ökologischen Tragfähigkeit.

Krankheit und ökologische Belastbarkeit

Die gegenwärtige Periode des Rückgangs trat erstmals 1996 auf Fünen und zuletzt 2013 in Nordjütland auf. Deutliche regionale Rückgänge in einzelnen Jahren weisen auf drastische demografische Ereignisse hin, wie z. B. tödliche Krankheitsausbrüche. So verzeichnete beispielsweise die Rehwildstrecke auf Fünen einen Rückgang von 23 % in einem einzigen Jahr.

Der Bericht zeigt auch, dass erlegte Kitze von 2013 bis 2020 im Durchschnitt 3 % schwerer waren, was auf eine leicht verbesserte Fütterungssituation hindeuten könnte. Wenn die Zahlen jedoch statistisch um einen negativen Effekt der abnehmenden Besatzdichte korrigiert werden, ging das Gewicht sowohl der Kitze als auch der älteren Tiere von 2013 bis 2020 zurück, was auf eine abnehmende ökologische Belastbarkeit hindeutet.

Die Anzahl der Kitze pro Ricke in der Wildertragsstatistik korrelierte positiv mit dem Anteil der 2+-jährigen weiblichen Tiere mit einem Gewicht (aufgebrochen) – nach Entfernung der Eingeweide – von mehr als 14 kg, aber nicht mit der Wachstumsrate des Bestandes. Dem Bericht zufolge könnte dies darauf hindeuten, dass die rückläufigen Wachstumsraten der Population eher von der Sterblichkeit als von dichteabhängigen Reproduktionsraten beeinflusst wurden.

Lesen Sie hier den gesamten Bericht Bestandsanalyse Dänisches Rehwild (in dänischer Sprache).

Quelle: Universität Aarhus – *Nationales Zentrum für Umwelt und Energie (DCE)