Jäger fordern „Wolfsfreie Zone“ im Naturpark Harz

Der LJV Sachsen-Anhalt e.V. sowie die Harzer Jägerschaften veröffentlichen den „Ballenstedter Ruf zur Erhaltung des Muffelwildes“

Ein Muffelwidder. (Foto: Manfred Antranias Zimmer)
Ein Muffelwidder. (Foto: Manfred Antranias Zimmer)

„In Sachsen-Anhalts Wäldern läuft ein Schatz umher: Das Muffelwild. Vor über hundert Jahren streiften hier im Harz wieder die ersten Wildschafe seit der Eiszeit durch Mitteldeutschland und das erfolgreiche Ansiedelungsprojekt machte Schule: Ganz Europa wurde von hier aus besiedelt. Doch jetzt steht die Population vor der Ausrottung durch den Wolf“ so Dr. Carsten Scholz, Präsident des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt.

Am 16.01.2023 trafen sich die Vorsitzenden und Abgesandten der den Harz umgebenden Kreisjägerschaften, die Kreisjägermeister sowie Vertreter des Präsidiums des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt e.V., um über die Zukunft des Muffelwildes zu diskutieren. Als Experte für das Muffelwild war Dr. Holger Piegert geladen. Er referierte über die Ansprüche der Muffel und verdeutlichte den hohen ökologischen Wert der genetisch reinen Muffelpopulation in der Harzregion. Durch Einkreuzung von Haustierrassen in die Muffelbestände weltweit, hat die anfängliche Genetik stark an Anteil verloren. Dies bedeutet, dass in vielen Regionen eher Mischformen, denn „echtes Muffelwild“ anzutreffen sind. Dies gilt sogar für Regionen, in denen das Wild ursprünglich beheimatet war, also auf Korsika und Sardinien. Sachsen-Anhalt könnte weltweit die letzte Arche einer sonst ausgestorbenen, ursprünglichen Ausprägung dieser Art sein. „Eine Tatsache, die eine besondere Verantwortung der Jägerinnen und Jäger für diese Wildart mit sich bringt“, so Kreisjägermeister und Muffelwild-Forscher Dr. Holger Piegert.

„Das Muffelwild ist eingebürgert, aber das gilt für die meisten Pflanzen und viele Tierarten, die in unserer Region durch den Menschen genutzt werden. Kulturlandschaften können viel mehr Tier- und Pflanzenarten Heimat bieten, als dies die ursprüngliche Naturlandschaft kann. Wir schützen auch alte Kulturobstsorten oder eben Haustiere, weil wir sagen, das gehört zu uns, das wollen wir hier haben.“ so Dr. Carsten Scholz, LJV-Präsident. Es ist absurd: Wäre das Muffelwild im Gatter eingezäunt und der Wolf würde es fressen, so würde der Staat erst für den Zaun und dann eine Entschädigung zahlen. So sagt man: Das ist Natur“.

Auch Detlef Valtink, Vorsitzender der Jägerschaft Quedlinburg hält fest: „Das Muffelwild hat einen hohen Identifikationsfaktor in der Region. Urlauber freuen sich, wenn sie den urigen und sanftmütigen Schafen auf den Wanderungen begegnen, denn es gehört zu den wenigen Wildarten, die auch am Tag aktiv sind. Es wäre schön, wenn der Wolf einen großen Bogen um den Harz machen würde und anderswo siedeln könnte.“

Das dies jedoch nicht sehr wahrscheinlich ist, zeigen jüngste Erkenntnisse, nach denen sich nun auch in der Harzregion Wölfe dauerhaft angesiedelt haben. Aus diesem Grund haben die Jägerschaften einen Bejagungsverzicht auf alles weibliche Muffelwild erklärt, um die Population nicht weiter unter Druck zu setzen. Männliches Muffelwild soll nur dann entnommen werden, wenn ein Ungleichgewicht der Geschlechter die Population bedroht. Aber auch von der Politik fordern die Jägerschaften Taten: So soll die Ausweisung einer wolfsfreien Zone für den gesamten Naturpark Harz auch die Entnahme aller gegenwärtig und zukünftig dort befindlichen Wölfe beinhalten.

Wolfspopulation fast verzwanzigfacht

Im Land Sachsen-Anhalt leben gegenwärtig nach offiziellen Angaben ca. 200 Wölfe, allerdings werden wandernde Wölfe nicht erfasst. Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Population fast verzwanzigfacht, und gegenwärtig ist keine Stagnation erkennbar. Schweden, in das Sachsen-Anhalt 22-mal hineinpassen würde, hat dieses Jahr eine groß angelegte Wolfsjagd veranstaltet. 75 Tiere wurden zum Abschuss freigegeben, um die angestrebte Zahl von 300 Wölfen im Land zu erreichen. Der Landesjagdverband setzt sich seit Jahren für ein aktives Wolfsmanagement ein.

Quelle: Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt e.V.