Erhöhtes Dürre-Risiko: Die Luft in Europa war nie so trocken wie heute

Jahrringstudie offenbart beispiellose Lufttrockenheit in Europa in den letzten 400 Jahren

Sauerstoff-Isotope in Jahrringen – wie hier im Symbolbild – geben Auskunft über Lufttrockenheit in der Vergangenheit. (Bildquelle: Juraj Lipták, München, M. Friedrich)
Sauerstoff-Isotope in Jahrringen – wie hier im Symbolbild – geben Auskunft über Lufttrockenheit in der Vergangenheit. (Bildquelle: Juraj Lipták, München, M. Friedrich)

Eine aktuelle Studie, an der auch die Universität Hohenheim beteiligt ist, zeigt auf, dass die Luft in Europa in den letzten 400 Jahren niemals so trocken war wie heute. Diese Erkenntnisse wurden durch eine umfassende Jahrringstudie gewonnen, die von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) geleitet wurde.

Die Atmosphäre Europas ist in den letzten Jahrzehnten, hauptsächlich durch Treibhausgas-Emissionen, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit deutlich trockener geworden. Die Studie, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht wurden, legt dar, dass diese Entwicklung das Dürre-Risiko erheblich erhöht, die Waldbrandgefahr steigert und gravierende Auswirkungen auf Wälder und Landwirtschaft hat.

Dr. Michael Friedrich von der Universität Hohenheim und Co-Autor der Studie sowie Dr. Kerstin Treydte von der WSL und Erstautorin der Studie analysierten Jahrringdaten, die bis ins Jahr 1600 zurückreichen. Die Daten zeigen, dass seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts die Luft über weiten Teilen Europas trockener geworden ist als zu jedem anderen Zeitpunkt seit 1600.Ein Schlüsselindikator für Lufttrockenheit ist das Dampfdruckdefizit (VPD), das den Unterschied zwischen dem tatsächlichen und dem maximal möglichen Wassergehalt der Luft beschreibt. Ein erhöhtes VPD entzieht dem Boden und den Pflanzen vermehrt Wasser, was das Wachstum hemmt und sogar zum Absterben von Bäumen führen kann.

Die Studie nutzte Sauerstoff-Isotope in Jahrringen aus ganz Europa, um die Lufttrockenheit über die letzten 400 Jahre zu rekonstruieren. Zusätzlich bestätigten Modellsimulationen die außergewöhnlich hohe Lufttrockenheit im 21. Jahrhundert im Vergleich zur vorindustriellen Zeit und zeigten auf, dass die heutigen VPD-Werte ohne Treibhausgas-Emissionen nicht hätten erreicht werden können.

Die Ergebnisse weisen auf regionale Unterschiede hin, wobei Nordeuropa am wenigsten von der Zunahme betroffen ist, während in Zentraleuropa und den Alpen die Anstiege des VPD besonders stark sind.

Dr. Treydte betont die schwerwiegenden Konsequenzen für Wälder und Landwirtschaft. Die Studienergebnisse zeigen die Notwendigkeit auf, Emissionen zu reduzieren und Anpassungen an den Klimawandel vorzunehmen, um die potenzielle Bedrohung durch hohes VPD für Ökosysteme, Wirtschaft und Gesellschaft zu mindern.

Quelle: Universität Hohenheim/Eidg. Forschungsanstalt WSL


Publikation: https://www.nature.com/articles/s41561-023-01335-8