Der Wolf als AfD-Wahlhelfer

Sozialforschung zur Raubtierpolitik in Deutschland:Wo Wölfe wüten, bekommen Rechtspopulisten Rückenwind

Auge in Auge mit einem Wolf. (Symbolbild: Sandra Petersen)
Auge in Auge mit einem Wolf. (Symbolbild: Sandra Petersen)

Von Michael Lehner

Aufgeregte Debatten in der Pro-Wolf-Szene. Soziologen haben das Wahlverhalten in den deutschen Wolfsregionen untersucht und herausgefunden, dass die AfD offenbar dort profitiert, wo Wölfe Weidetiere gerissen haben. Das gilt vor allem bei Landtagswahlen, wie sie aktuell im Wolfsland Niedersachsen anstehen.

Den Zahlen zufolge, die Bernhard Clemm von Hohenberg und Anselm Hager (Humboldt-Universität, Berlin) ermittelt haben, gewinnt die AfD nach Wolfsrissen regional bis zu 5 Prozent und mehr hinzu. Zugleich büßen die Grünen Stimmen ein, allerdings kaum bei Bundestagswahlen.

Neben der wissenschaftlichen Debatte entwickelt sich weltanschaulicher Streit: Sind Wolfsgegner in nennenswerter Zahl AfD-Anhänger? Oder bringt erst die Wolfspolitik Menschen dazu, die AfD zu wählen? Schon werden in den Internet-Foren Vergleiche zur Flüchtlingspolitik gezogen.

Tiefer geht die auch von den Studien-Autoren angesprochene Frage, ob der Raubtier-Streit auch für den schwelenden Konflikt zwischen Großstadt-Menschen und Landbevölkerung steht. Hier die „urbanen Eliten“, dort die Leute, die mit den Folgen einer rigorosen Artenschutz-Doktrin direkt konfrontiert sind.

Antworten gibt es womöglich auch schon: Unter dem Eindruck der Wahlerfolge rechter Parteien in Schweden und Italien gerät auch die Raubtier-Politik der Europäischen Union auf den Prüfstand. Nicht nur aus Nord- und Südeuropa kommt die Forderung nach Regulierung der Wolfsbestände, sondern zunehmend auch aus Deutschland.

So verlangt Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) von der Bundesregierung, ein „regionales Bestandsmanagement“ für den Wolf zu ermöglichen. In Brandenburg, der Region mit Europas höchster Wolfsdichte, wird erst 2024 ein neuer Landtag gewählt.  Aber die erweiterten Abschussmöglichkeiten der neuen Wolfsverordnung sind jetzt schon eines der wichtigsten Streitthemen im Lande. Zumal die AfD jüngst in Umfragen mit 24 Prozent die SPD eingeholt hat.

Die Studie zu Wolf und Wahlverhalten hier im Wortlaut: