Bauer wegen „Lärm und Geruch“ seiner Kühe verurteilt

Französischer Bauer zu hohen Schadensersatzzahlungen verurteilt – Solidaritätswelle durch Online-Spendenaktion

Kühe in einem Kuhstall beim Fressen von Heu. (Symbolbild: Matthias Böckel auf Pixabay)
Kühe in einem Kuhstall beim Fressen von Heu. (Symbolbild: Matthias Böckel auf Pixabay)

Aus Frankreich erreicht uns eine Meldung, die thematisch zu den heute begonnenen Bauernprotesten in Deutschland passt. Denn auch hier geht es um Wertschätzung, Respekt und Solidarität:

In einem bemerkenswerten Fall hat ein Gericht in Beauvais, der Hauptstadt des Départements Oise, wie Chasse Passion berichtet, einen Landwirt aus der Region zu einer Schadensersatzzahlung von über 100.000 Euro an seine Nachbarn verurteilt. Der Grund für die Klage waren Lärm und Geruch, die von den Kühen des Bauern ausgingen und die Nachbarschaft störten. Diese Entscheidung hat in den französischen Medien für großes Aufsehen gesorgt.

Solidaritätswelle durch Online-Spendenaktion

Als Reaktion auf das Urteil wurde eine Online-Spendenaktion ins Leben gerufen, um dem betroffenen Bauern Vincent Verschuere, einem Milchviehhalter, finanziell unter die Arme zu greifen. Innerhalb weniger Tage wurden über 50.000 Euro gesammelt, was die breite Unterstützung für den Landwirt unterstreicht.

Unverständnis in der ländlichen Gemeinschaft

Viele Landbewohner empfinden das Urteil als unverständlich, vor allem in einer Zeit, in der die Bedeutung des Schutzes der Landwirtschaft und die Sicherstellung der Ernährungssouveränität betont wird. Doch es waren neu Zugezogene aus der Stadt, die mit ihrer Beschwerde über die natürlichen Begleiterscheinungen der Landwirtschaft ein Thema auf die Agenda brachten, das nicht nur in Frankreich die Bewohner des ländlichen Raumes und die „Großstädter“ spaltet. Das haben wir heute live miterleben können, als unsere Bauern zu Tausenden mit ihren Traktoren Teile der Republik „entschleunigten“, um auf ihre Sorgen und Nöte aufmerksam zu machen. Oder erinnern wir uns an den „Kuhglockenstreit“, der uns vor ein paar Jahren schon die Köpfe schütteln ließ, da es einem fünf Jahre andauernden Rechtsstreit durch alle Instanzen bedurfte, um die mögliche „Lärmbelästigung“ glockentragender Kühe auf der Weide gerichtlich bestätigen zu lassen. Auch hier klagten ehemalige Stadtbewohner, da ihnen „Resi“ und „Vroni“ beim gemütlichen Beweiden des Grünlandes zu laut bimmelten. Geeinigt wurde sich damals auf einen Vergleich, bei dem die Kühe weiter ihre Glocken tragen durften, halt nur nicht alle… Verkehrte Welt.

Regionale Unterstützung

Zur weiteren Unterstützung hatte die Region Hauts-de-France zunächst einen Kredit in Höhe von 40.000 Euro an den Milchbauern gewährt. Angesichts der schwierigen Situation, in der sich der Landwirt befand, wurden flexible Rückzahlungsbedingungen vereinbart.

Verzicht auf Kreditrückzahlung

Als Zeichen der Solidarität mit den Landwirten hat Xavier Bertrand, Präsident der Region Hauts-de-France, kürzlich angekündigt, auf die Rückzahlung des gewährten Kredits zu verzichten. Diese Geste kommt dem Landwirt sehr gelegen, da er sich bereits verschulden musste, um die Schadensersatzforderungen seiner Nachbarn zu erfüllen und sonst hätte vielleicht sogar seinen Milchbetrieb aufgeben müssen.

Dieser Fall unterstreicht einmal mehr die Spannungen zwischen ländlichem Leben und den Erwartungen von Neuankömmlingen auf dem Land. Die Welle der Unterstützung für den Landwirt zeigt jedoch auch, dass viele Menschen die Bedeutung der Landwirtschaft anerkennen und bereit sind, sich für deren Erhalt einzusetzen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.