Aus dem Wald in die Kita: Britische Kindergärten setzen auf Wildfleisch im Speiseplan

Den Überbestand einfach aufessen: Großbritanniens Antwort auf die steigende Wildtierpopulation

Gesunde, nachhaltige und innovative Gerichte wollen die Macher von Tops Day Nurseries den Kita-Kindern auf die Teller bringen. (Foto: Tops Day Nurseries)
Gesunde, nachhaltige und innovative Gerichte wollen die Macher von Tops Day Nurseries den Kita-Kindern auf die Teller bringen. (Foto: Tops Day Nurseries)

In Großbritannien haben Kindertagesstätten einen innovativen Weg eingeschlagen, um der wachsenden Population von Wildtieren wie Rehen, Rot- sowie Damhirschen und Muntjaks entgegenzuwirken: Wildfleisch wird Teil des Speiseplans in 32 Kitas. Diese Initiative, eine Kooperation der Organisation „Eat Wild“ mit den Schul-Caterern von Tops Day Nurseries gestartet wurde, zielt darauf ab, die unkontrollierte Ausbreitung von Wildtieren zu bekämpfen und gleichzeitig Kinder mit gesundem und nachhaltigem Fleisch zu versorgen.

Hohe Wildtierzahlen fordern kreative Lösungen

Mit geschätzten zwei Millionen Stück wiederkäuendem Schalenwild, die in Großbritanniens leben, stehen Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Verkehrssicherheit vor großen Herausforderungen. Die hohe Anzahl an Wildtieren führt zu Schäden an der Vegetation, behindert die Wiederaufforstung und gefährdet die Verkehrssicherheit. Um dem entgegenzuwirken, werden nun in ausgewählten Kindertagesstätten monatlich 3000 Portionen Wildfleischgerichte wie Spaghetti Bolognese und Reh-Burger serviert.

Wildfleisch als Teil einer nachhaltigen Ernährung

Die Initiative „Eat Wild“ und Tops Day Nurseries heben hervor, dass Wildfleisch nicht nur eine gesunde Alternative zu herkömmlichem Fleisch darstellt, sondern auch die Nachhaltigkeit und den Naturschutz fördert. Wildtiere, die frei von Wachstumshormonen und Antibiotika in ihrer natürlichen Umgebung leben, bieten eine hochwertige Proteinquelle, die sich positiv auf die Ernährung und schließlich die Entwicklung der Kinder auswirken kann.

Leon Challis-Davies, kulinarischer Leiter bei Eat Wild und Leiter des neuen Projektes dazu:

„Es gibt viele Gründe, warum es so wichtig ist, Wildbret und nachhaltiges Fleisch auf die Schulspeisekarten zu bringen. Ich könnte stundenlang darüber sprechen. Vor allem aber ist es so wichtig, dass wir die jüngere Generation dazu bringen, mehr nährstoff- und vitaminreiche Lebensmittel zu sich zu nehmen, um ihre Entwicklung zu fördern. Wildfleisch ist nicht nur gesünder, sondern auch nachhaltiger als das, was wir derzeit aus der konventionellen Fleischproduktion konsumieren. Darüber hinaus ist es auch viel schmackhafter. Insbesondere für die ländliche Gemeinschaft ist dies ein großer Gewinn, und wir hoffen, ihn auf die nächste Stufe zu heben und Wildfleisch auch in den Hochschulen und darüber hinaus zu etablieren.“

Ausweitung des Projekts geplant

Angesichts des Erfolgs und der positiven Resonanz der Aktion in Kindertagesstätten plant die Initiative, Wildfleisch auch in die Speisepläne von Hochschulen zu integrieren. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Vorteile von Wildfleisch zu steigern und gleichzeitig einen Beitrag zur Kontrolle der Wildtierpopulation zu leisten.Die Einführung von Wildfleisch in die Speisepläne britischer Kindertagesstätten ist somit ein innovativer, aber auch logischer Schritt im Umgang mit der steigenden Wildtierpopulation. Dieses Projekt verbindet nachhaltige Ernährung mit aktivem Bestandsmanagement und bietet gleichzeitig eine kulinarische Bildung für die nächste Generation. Eine absolute Win-Win-Situation also. Mit dem geplanten Ausbau des Projekts könnte Wildfleisch einen festen Platz in der nachhaltigen Ernährungskultur finden und einen positiven Einfluss auf das Wildtiermanagement haben.

Exkurs

Deutschlands Jäger engagieren sich ebenfalls sehr dafür, das Image von Wildfleisch zu verbessern und es beispielsweise durch Initiativen wie „Wild auf Wild“ vom Deutschen Jagdverband (DJV) oder das „Wild Food Festival“ auf der Jagd&Hund in Dortmund, tiefer in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Wünschenswert wäre auch hier bei uns die Einführung eines wöchentlichen Wildgerichtes in den Kantinen des Bundes oder auch der Bundeswehr, um Otto-Normal-Verbraucher an Wild als Nahrungsmittel heranzuführen. Doch ob solche Projekte Gehör bei unserem vegetarisch lebenden Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir finden, der gerade an der Einführung einer Fleischsteuer bastelt, ist mehr als fraglich…