Wie der Stieglitz zu seinem prächtig bunten Federkleid kam

Zur heutigen Weiberfastnacht nähern wir uns auf zwei Wegen der Beantwortung der Frage, wie der Distelfink so bunt geworden ist

Ein Stieglitz. (Symbolbild: TheOtherKev auf Pixabay)
Ein Stieglitz. (Symbolbild: TheOtherKev auf Pixabay)

Heute ist „Weiberfastnacht“, oder „Schwerdonnerstag“ wie man den Beginn des Straßenkarnevals in der Heimat des Autors dieser Zeilen, in Andernach am Rhein nennt. Ob in Köln, in Mainz, in Düsseldorf oder sogar im Münsterland, beispielsweise in Billerbeck, sind heute zigtausende „Bunte Vögel“ in ihren Kostümen auf den Straßen und singen, schunkeln und trinken. Doch nicht nur wir Menschen ziehen uns ab und an gerne mal bunt an, sondern auch unsere heimische Vogelwelt kann sich da durchaus sehen lassen. So möchten wir zur Feier dieses besonderen Karnevalstages heute ergründen, wie denn der Stieglitz zu seinem prächtig bunten Federkleid gekommen ist:

Der Stieglitz, oder auch Distelfink genannt, ist ein kleiner, aber außerordentlich farbenprächtiger Vogel, der in Europa, Nordafrika und Teilen Asiens zu finden ist. Mit seinem leuchtend roten Gesicht, den weißen und schwarzen Kopfzeichnungen sowie den gelben Flügelstreifen fällt er in der hiesigen Vogelwelt besonders auf. Doch wie kam der Stieglitz zu seinen beeindruckenden Farben? In diesem Beitrag tauchen wir ein in die Welt dieses faszinierenden Vogels und nähern uns der Beantwortung der Frage, wie der Vogel zu seiner bunten Pracht gekommen ist, aus zwei Richtungen:

Wie der Stieglitz zu seinem prächtigen Gefieder kam, erzählt eine alte Sage

Als Gott die Tiere schuf verteilte er die Farben – Füchse wurden rot Wildschweine schwarz, Wölfe grau, Schafe weiß, Bären braun usw. – das war am sechsten Tag. Wie wir Bibelfesten wissen, waren die Vögel eigentlich schon an Tag fünf an der Reihe, doch der arme kleine Stieglitz hatte verpennt, kam zu spät und war bisher farblos geblieben. Da sprach Gott zu ihm, dass er jetzt und auf ewig farblos bleiben müsse, da er keine einzige mehr übrighätte. Das kleine Vögelchen fing daraufhin an bitterlich zu weinen, da es nicht als einziges Tier auf der Welt ohne Farbe bleiben wollte. Da in jedem Farbtöpfchen noch ein kleiner Rest übrig war, fragte der Stieglitz den Herrn, ob er ihm denn nicht von jeder Farbe nur einen Klecks geben könne. So geschah es und so kam der Stieglitz zu seinem farbenprächtigen Federkleid.

Da wir ja bei allem Spaß, selbst an Weiberfastnacht einen Informationsauftrag haben, zeigen wir im Nachfolgenden, wie es wirklich war:

Evolutionäre Anpassung

Die Farbgebung des Stieglitzes ist das Ergebnis evolutionärer Anpassungen, die über Millionen von Jahren erfolgten. Diese Farben dienen nicht nur der Schönheit, sondern auch ganz praktischen Zwecken. Das leuchtende Rot im Gesicht des Stieglitzes spielt eine wesentliche Rolle bei der Partnerwahl. Es wird angenommen, dass Weibchen dazu neigen, Männchen mit intensiveren Rotfärbungen zu bevorzugen, da diese auf eine bessere Gesundheit und stärkere Gene hinweisen können.

Die schwarz-weißen Kopfzeichnungen und die gelben Flügelstreifen sind nicht nur attraktiv, sondern auch lebenswichtig für die Kommunikation und das Überleben des Stieglitzes. Die kontrastreichen Muster können als Tarnung dienen, indem sie die Umrisse des Vogels vor Raubtieren verschleiern. Gleichzeitig ermöglichen die leuchtenden Farben und Muster den Stieglitzen, sich untereinander zu erkennen und soziale Bindungen innerhalb ihrer Gruppen zu stärken.

Ernährung und Habitat

Ein weiterer Faktor, der zur farbenprächtigen Erscheinung des Stieglitzes beiträgt, ist seine spezialisierte Ernährung. Der Vogel ernährt sich vornehmlich von Samen von Disteln und anderen Karden, die reich an Carotinoiden sind. Diese natürlichen Pigmente finden sich in der Nahrung des Stieglitzes und tragen zur intensiven Färbung seines Gefieders bei. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Ernährung die Farbgebung bei Vögeln direkt beeinflussen kann.

Symbolik und Bedeutung

Nicht nur in der Natur, auch in der Kultur hat der Stieglitz eine besondere Bedeutung erlangt. In der christlichen Symbolik steht er oft für Leid und Passion, was teilweise auf die rote Gesichtsfärbung zurückzuführen ist, die an Blut erinnert. In der Kunst wird der Stieglitz häufig dargestellt und symbolisiert Reinheit und Vielfalt der Schöpfung.

Die Farben des Stieglitzes sind ein faszinierendes Beispiel für die Schönheit und Komplexität der Natur. Sie sind das Ergebnis evolutionärer Anpassungen, die dem Vogel helfen, zu überleben, sich zu paaren und zu kommunizieren. Darüber hinaus spiegeln sie die direkte Verbindung zwischen Ernährung und äußerlicher Erscheinung wider. Der Stieglitz erinnert uns daran, wie eng verflochten Leben, Umwelt und sogar Kultur sein können, und steht als lebendiges Kunstwerk am Himmel, das es zu schützen und zu bewundern gilt.