Auch Frankreich will den Wolfsschutz lockern

Präsident Macron verspricht Weidetierhaltern Hilfe und will auf Änderung der EU-Regeln drängen

Ein Wolfsrudel im Schnee (Symbolbild: WikiImages)
Ein Wolfsrudel im Schnee (Symbolbild: WikiImages)

Von Michael Lehner

In Brüssel wird es eng für den bisherigen Totalschutz der europäischen Wölfe. Am Rande der Tour de France hat Präsident Macron angekündigt, dass auch Frankreich beantragen wird, die Raubtiere nicht länger als besonders bedrohte Art einzustufen. Das gleiche Ziel verfolgt die schwedische Agrarministerin von den Sozialdemokraten.

Wie in Frankreich steht auch die schwedische Regierung vor Wahlen. Und unter dem Druck der rechtskonservativen Parteien. Im Stockholmer Reichstag ist es den „Schwedendemokraten“ eben sogar gelungen, eine parlamentarische Mehrheit gegen die Naturschutzverwaltung zu schmieden: Diese muss sich nun wieder an einen Reichstagsbeschluss aus dem Jahr 2013 halten, der den „Günstigen Erhaltungszustand“ der Art auf 170 bis 270 Wölfe begrenzt. Momentan sind es mindestens 400 erwachsene Tiere.

Nach dem Schulterschluss der Schwedendemokraten mit Liberalen und Christdemokraten lenkte die Regierung ein. Landwirtschaftsministerin Anna-Caren Sätherberg bekannte sich im Staatsfernsehen zur Obergrenze von 270 Wölfen und kündigte zudem eine Initiative auf EU-Ebene an: Dort soll der Wolf in der Arten- und Habitat-Direktive nicht mehr den strengstmöglichen Schutz nach Anhang 4 genießen, sondern nach den gelockerten Regeln in Anhang 5 gelistet werden.

Spannend ist, dass Frankreichs Präsident fast zeitgleich in die gleiche Richtung drängt: Vor Weidetierhaltern kündigte er letzte Woche an, dass der Staat weitere Jäger anstellen wird, um zügigen Vollzug der Schutzjagd auf bis zu 174 Wölfe zu gewährleisten. Zudem werde auch Frankreich die Lockerung beim EU-Schutzstatus verlangen.

Frankreichs Bauernverband FNSEA fordert – wie die schwedischen Viehhalter – zudem eine Beschränkung der Rechtsmittel gegen Abschussgenehmigungen. In diesem Zusammenhang hatte bereits Schwedens Jägerverband protestiert, weil Gelder aus der obligatorischen Jagdabgabe an Tier- und Naturschutzverbände verteilt wurden, die den absoluten Wolfsschutz durch alle Gerichtsinstanzen durchsetzen wollen.


Am Rande: Das schwedische Fernsehen (SVT2) widmet dem Konflikt eine sechsteilige Serie im Abendprogramm:

https://www.svtplay.se/video/35939177/den-stora-rovdjursfejden/den-stora-rovdjursfejden-sasong-1-en-uraldrig-konflikt