Aggressive Herdenschutzhunde: Wenn eine Lösung zum Problem wird

Kommen Bären in einem Gebiet vor, so sind in Frankreich Herdenschutzhunde bei der Weidetierhaltung Pflicht

Ein Pyrenäenberghund, auch Patou genannt. (Foto: evaschlomberg)
Ein Pyrenäenberghund, auch Patou genannt. (Foto: evaschlomberg)

In Frankreich müssen in Regionen, in denen mit Bären zu rechnen ist, Weidetiere von Staats wegen von Herdenschutzhunden bewacht werden. Dies führt jedoch aufgrund des ausgeprägten Beschützerinstinkts der kräftigen Hunde, immer häufiger zu teils sehr gefährlichen Begegnungen zwischen Wanderern und Hunden.

Pyrenäenberghunde oder „Patous“, wie sie in Frankreich genannt werden, werden am häufigsten als Herdenschutzhunde zum Schutz vor Wolf und Bär eingesetzt. Doch was eigentlich als Segen für die Weidetiere gedacht war, entwickelt sich mancherorts zum Fluch, jedenfalls für Wanderer und Spaziergänger, die Höfen oder Weiden zu nahe kommen oder passieren wollen, die von den teils sehr aggressiven Hunden bewacht werden.

So auch geschehen vor ein paar Tagen, am 10. Mai 2023 in Ariège, das im Südwesten Frankreichs an der Grenze zu Spanien und Andorra in den Pyrenäen gelegen ist. Ein erfahrenes Bergwandererpärchen sah sich auf einer Wanderung plötzlich zwein Pyrenäenberghunde gegenüber und hatte schon mit dem Leben abgeschlossen, so aggressiv agierten die Hunde, um ihre Herde zu schützen. Das Pärchen hatte gerade ein Waldstück verlassen und wanderte weiter auf Wiesen, auf denen Schafe weideten als unvermittelt zwei Patous direkt auf sie zugestürmt kamen. Noch unter Schock stehend sagten sie befragt von La Dépêche: „Sie waren sehr aggressiv, wir sahen uns bereits in Stücke gerissen, wir haben wirklich versucht, unsere Haut zu retten.“

Nur unter Einsatz ihrer Wanderstöcke, die die Beiden mitführten, konnten sie sich vor den Tieren retten. Nach eigener Aussage hat das Pärchen jetzt mehr Angst vor Hunden auf ihren Wanderungen als vor Bären.

Laut „Chasse Passion“ ist das Problem dem lokalen Verband der Weidetierhalter bestens bekannt. Doch aufgrund der gesetzlichen Pflicht des Schutzes der Weidetiere vor Bären durch Herdenschutzhunde, sind den Tierhaltern die Hände gebunden.

Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Der Staat zwingt uns Patous auf, aber wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen. Wir fügen einfach ein Problem dem anderen hinzu“, äußert sich einer der Betroffenen.

Mit Schrecken blicken die Verantwortlichen jetzt der „schönen Jahreszeit“ entgegen und hoffen, dass nichts Schlimmes passieren möge.