Wölfin in Garten unterwegs

In der sächsischen Gemeinde Liebschützberg ist ein Wolf als wiederkehrender nächtlicher Besucher bestätigt worden

Die Wolfsfähe betritt das nächtliche Grundstück vom Feld kommend. (© Wildkamera Fachstelle Wolf / K.Schanze)
Die Wolfsfähe betritt das nächtliche Grundstück vom Feld kommend. (© Wildkamera Fachstelle Wolf / K.Schanze)

In der Gemeinde Liebschützberg gelangte ein Wolf nachts auf ein zum Feld hin offenes Grundstück und hat sich dort mehrfach im Garten bewegt. Das teilte die Fachstelle Wolf des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit.

In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni ist die Fachstelle Wolf von den Bewohnern des Grundstücks informiert worden, dass ein Wolf den Hundepool durch den Garten zieht. Daraufhin hat ein Experte der Fachstelle Wolf die Lage vor Ort untersucht. Dabei wurde ein Hundepool mit Bissspuren sowie ein zerbissener Ball vorgefunden. Der Rissbegutachter der Fachstelle Wolf hat einen Abstrich von den Bissspuren am Pool genommen und eine Wildkamera aufgehängt, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

Dass es sich bei dem Tier tatsächlich um einen Wolf handelte, bestätigen die jetzt vorliegenden Ergebnisse der Genetik und Aufnahmen aus der vor Ort installierten Wildkamera. Die Bilder aus der Wildkamera dokumentieren einen erneuten nächtlichen Besuch des Wolfs in dem Garten am vergangenen Wochenende und zeigen, wie er eine Solarleuchte wegschleppt. Die Solarleuchte wurde später am Feldrand gefunden. Der Wolf ist wahrscheinlich über die nicht eingezäunte Seite des an einem Feldrand liegenden Grundstücks in den Garten gelangt. Die Bewohner und ihr Hund hatten sich zu diesen Zeitpunkten jeweils nicht im Garten aufgehalten.

Die Fachstelle Wolf hat einen mobilen Elektrozaun aufgebaut, um das Grundstück zum Feld hin zu schließen und beobachtet die Situation weiter. Ein vergleichbarer Fall ist laut Fachstelle Wolf bisher nicht bekannt und das Verhalten für Wölfe eher untypisch. Von anderen Wildtieren wie zum Beispiel Füchsen sind ähnliche Fälle bekannt, bei denen es zu Interaktionen mit Gegenständen auf Gartengrundstücken kam. Dass der Wolf jeweils nachts in den Garten gegangen ist, als keine Menschen zugegen waren, deutet darauf hin, dass er nicht den Kontakt zu Menschen sucht. Das Wasser aus dem Hundepool oder auch die Fährte des Hundes könnten ihn angelockt haben. Die Gemeinde Liebschützberg liegt inmitten von Landwirtschaftsflächen und grenzt an einen Wald.

Die Wolfsfähe verlässt den Garten mit einer Solarleuchte im Maul. (© Wildkamera Fachstelle Wolf / K.Schanze)
Die Wolfsfähe verlässt den Garten mit einer Solarleuchte im Maul. (© Wildkamera Fachstelle Wolf / K.Schanze)

Zur Einordnung: In der Region der Gemeinden Liebschützberg und Strehla gab es in den letzten Monaten wiederholt Wolfssichtungen sowie Übergriffe auf Weidetiere und Wildgatter. Bislang war unklar, welche Wölfe in der Region aktiv sind. Mit den jetzt vorliegenden Ergebnissen der genetischen Untersuchungen wird deutlich, dass die Wölfe des Rudels, dessen Kerngebiet im Naturschutzgebiet Gohrischheide Zeithain nördlich von Riesa liegt, auch linkselbisch unterwegs sind. Bei dem Tier, das jüngst wiederholt den Garten aufsuchte, handelt es sich um eine ein- oder zweijährige Tochter dieses Rudels. Zudem konnte sie auch bei einem Riss am 25. April 2022 in einem Wildgatter in der Gemeinde Liebschützberg nachgewiesen werden. Bei weiteren Rissen waren auch ihre Eltern, die alte Fähe des Rudels Gohrischheide sowie der aktuelle Rüde des Rudels, beteiligt.

Dass Wölfe auf ihren Streifzügen Siedlungsgebiete kreuzen, ist nicht untypisch. Wölfe sind überwiegend nacht- und dämmerungsaktiv, können aber auch im Hellen und vereinzelt im Siedlungsbereich gesehen werden, ähnlich wie es von anderen Wildtieren wie Füchsen, Rehen oder Wildschweinen bekannt ist. Wölfe sind, wie auch Wildschweine, große und wehrhafte Wildtiere, denen man mit Respekt begegnen sollte. Man sollte sich ihnen nicht nähern, sie nicht anlocken oder ihnen gar nachstellen. Wenn Sie einem Wolf begegnen, geben Sie dem Tier genügend Raum zum Rückzug. Lassen Sie keine Essenreste liegen und bieten Sie Wölfen unter keinen Umständen Futter an. Die Tiere können dadurch ihre instinktive Vorsicht vor Menschen verlieren, was über einen längeren Prozess zu einem problematischen oder aggressiven Verhalten des Wolfs gegenüber Menschen führen kann.

Melden Sie bitte alle Sichtungen und Begegnungen an die Fachstelle Wolf. So kann auf auffällige Situationen schnellstmöglich reagiert werden. Hinweise können telefonisch (035242 631 8201), per E-Mail (fachstellewolf.lfulg@smekul.sachsen.de) oder online über die Webseite der Fachstelle übermittelt werden: www.wolf.sachsen.de.

Quelle: Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Freistaats Sachsen