Wald-Naturschutzprojekt des Monats Januar 2023

Wald und Holz NRW: Mehr Wasser für den Eichen-Hainbuchenwald

Der Mittelspecht ist ein typischer Bewohner alter Eichen-Laubwälder. (Foto: Klaus Striepen, Wald und Holz NRW)
Der Mittelspecht ist ein typischer Bewohner alter Eichen-Laubwälder. (Foto: Klaus Striepen, Wald und Holz NRW)

Wälder sind neben den Mooren die ursprünglichsten Lebensräume, die ohne den Einfluss der Menschen fast das ganze Land prägen würden. Gegen den allgemeinen Trend nimmt der Lebensraum Wald in Nordrhein-Westfalen langsam zu, auch wenn der Klimawandel aktuell für einige Rückschläge sorgt. Aber wo Wald war, wird wieder Wald wachsen. Darum kümmern sich auch die Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW. Ausgestorbene Tierarten wie Uhu, Schwarzstorch, Kolkrabe und Biber sind wieder in die Wälder zurückgekehrt. Die Bestände extrem seltener Arten wie der Wildkatze entwickeln sich sehr positiv. Die Artenvielfalt nimmt bei den Waldvögeln kontinuierlich zu. Zahlreiche positive Botschaften, die zeigen, dass der eingeschlagene Weg der Richtige ist.

Das Engagement für die Biodiversität äußert sich auch in vielen kleineren Projekten, die von den Försterinnen und Förstern von Wald und Holz NRW fachlich, konsequent und mit Liebe zur Natur durchgeführt werden. Jeden Monat zeigt der Landesbetrieb Wald und Hol NRW mit einem Beispiel, wie die Försterinnen und Förster den Verlust der Artenvielfalt aufhalten und Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten schaffen, wiederherstellen, pflegen und schützen.

Das Wald-Naturschutzprojekt des Monats im Januar ist die Wiederherstellung eines naturnahen Wasserhaushaltes in den wertvollen Eichen-Hainbuchenwäldern der Davert im Süden von Münster. Als Teil eines Waldklimafonds-Projektes wurden ehemals künstlich angelegte Entwässerungsgräben aus dem 19. Jahrhundert in den Jahren 2014 bis 2018 im Wald gezielt zurückgebaut. Der Grundgedanke des Projektes war: Es gilt als wahrscheinlich, dass diese feuchten Wälder und die darin lebenden Arten als Folge des Klimawandels vor allem in den Sommermonaten unter Trockenstress leiden werden. Das könnte dieses Waldbiotop langfristig als Lebensraum gefährden. Deshalb wurde hier vorausschauend und Hand-in-Hand angepackt. Mit viel Sachverstand haben die NABU-Naturschutzstation Münsterland und Wald und Holz NRW ein ausgeklügeltes Konzept für Maßnahmen, die die Wasserrückhaltefunktion der Waldbestände stärken und sie so gegenüber den Folgen des Klimawandels stabilisieren, erarbeitet.

Forstministerin Silke Gorißen: „Der Wald in Nordrhein-Westfalen ist unser Klimaschützer Nummer Eins und ein einzigartiger Lebensraum für eine große Vielfalt von Bäumen, Pflanzen und Tieren. Damit das auch im Klimawandel so bleibt, arbeiten Tag für Tag viele Menschen engagiert im Wald. Ein schönes Beispiel ist ein Wald-Naturschutzprojekt im Süden von Münster: Dort setzen sich Naturschützerinnen und Naturschützer mit dem Landesbetrieb ‚Wald und Holz‘ dafür ein, die Eichen-Hainbuchenwälder mit der wichtigen Lebensquelle Wasser zu versorgen. Für diese wertvolle Aufgabe braucht es viel Sachverstand, Liebe zur Natur und manchmal auch einen langen Atem.“ Die Ministerin weiter: „Waldökosysteme brauchen für ihre Entwicklung einen geregelten Wasserhaushalt. Eichen-Hainbuchenwälder sind ein herausragender Hotspot der Artenvielfalt und bieten einer Vielzahl an heimischen Pflanzen und Tieren einen wertvollen Lebensraum. Umso wichtiger ist es, dass wir uns gerade nach den vergangenen trockenen Jahren für ihren Erhalt einsetzen, auch um ihre Eigenart und Schönheit dauerhaft zu erhalten.“

Der erkennbare Grabenverschluss hält das Wasser zurück. (Bildquelle: Diethild Nordhues-Heese, Wald und Holz NRW)

Auf einer Waldfläche von etwa 480 Hektar, also rund 600 Fußballfeldern, haben die Projektpartner gemeinsam an insgesamt 2.500 ausgesuchten Stellen die alten Gräben auf einem ungefähr ein Meter breiten Teilstück wieder verschlossen. „Das Ziel ist, dass die Bäume dann mehr Wasser zur Verfügung haben, wenn sie es brauchen: während der Vegetationsperiode vom Austrieb der grünen Blätter im Frühjahr bis in den Herbst hinein. Das Wasser soll länger in der Fläche gehalten und so dieser wertvolle Lebensraum für Arten wie den Mittelspecht geschützt werden.“, sagt Michael Elmer vom Team Waldnaturschutz, Wald und Holz NRW. Noch während der Laufzeit des Waldklimafonds-Projektes konnten erste positive Effekte der Grabenverschlüsse auf die Wasserrückhaltefunktion mit wissenschaftlichen Methoden nachgewiesen werden.

Auch heute beobachtet Wald und Holz NRW genau, wie sich die Eichen-Hainbuchenwälder im Klimawandel entwickeln. Nach dem Rekord Hitzesommer im Jahr 2018 folgten drei insgesamt ungewöhnlich trockene Jahre. Deshalb ist die Sorge um ein Biotop, das an eine verhältnismäßig große Wasserverfügbarkeit gebunden ist, besonders groß. Die zuständige Försterin Diethild Nordhues-Heese zur aktuellen Situation auf einer der Projektflächen: „Ich hätte gedacht, dass dort nach dem Regen noch mehr Wasser steht. Aber der Boden ist noch nicht gesättigt und saugt das Wasser wie ein Schwamm auf.“

Die Maßnahmen zur Revitalisierung der Eichen-Hainbuchenwälder im Süden von Münster waren Teil eines Gemeinschaftsprojektes vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen und der NABU-Naturschutzstation Münsterland: http://www.fit-fuer-den-klimawandel.de/Eichen-Hainbuchenwälder sind neben einem herausragenden Lebensraum für bedrohte Arten auch ein Lieferant von wertvollem und klimaschutzrelevantem Holz. Außerdem sind sie für ihre besonders reizvollen Waldbilder bekannt – also ein echter Schatz. Die Försterinnen und Förster arbeiten an verschiedenen Orten Nordrhein-Westfalens schon lange an ihrem langfristigen Erhalt im Klimawandel. Das vorgestellte Wald-Naturschutzprojekt des Monats ist ein Beispiel unter vielen, dessen Methodenentwicklung und Ergebnisse für ähnliche Projekte hilfreich sind. 

Quelle: Wald und Holz NRW