Verhaltenshinweise bei einer Wolfsbegegnung

Aufgrund von Ängsten aus Teilen der Bevölkerung einem Wolf zu begegnen, kommen aus Schleswig-Holstein Hinweise zum Verhalten in einem solchen Fall

Ein Wolf läuft auf einen Korb mit Obst zu. (Symbolbild: Bianca Van Dijk)
Ein Wolf läuft auf einen Korb mit Obst zu. (Symbolbild: Bianca Van Dijk)

Schleswig-Holstein ist seit einigen Jahren Durchzugsland für einzelne Wölfe – vielfach auf ihrem Weg von oder nach Dänemark. Es ist bisher weder ein Paar noch ein Rudel nachgewiesen worden, wohl aber eine residente Wölfin im Sachsenwald, die dort seit mehr als 6 Monaten mehrfach nachgewiesen wurde. Eine Reihe von Individuen wurde in den letzten Jahren genetisch individuell nachgewiesen – sie hielten sich zumeist für kürzere Zeit im Land auf und haben – auch dank der vom Land geförderten Zäunungsaktivitäten – mit wenigen Ausnahmen wenig Schaden an Nutztieren verursacht.

Das Land betreibt ein intensives Wolfsmonitoring. Die damit betrauten Personen haben zum allergrößten Teil noch nie einen Wolf in freier Wildbahn gesehen. Dennoch gibt es vor allem in Gebieten, wo mehrfach Einzeltiere nachgewiesen wurden, immer mal wieder bei Teilen der Bevölkerung Ängste, einem Tier zu begegnen.

Daher finden Sie hier Hinweise zum Verhalten in einem solch unwahrscheinlichen Fall, dass Sie einem Wolf begegnen.

Wie verhalte ich mich, wenn ich einem Wolf begegne?

  • Genau wie bei anderen Wildtieren auch sollte zu Wölfen grundsätzlich Abstand gehalten werden. Man sollte daher nicht auf Wölfe zugehen oder die Tiere gar bedrängen.
  • Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad einem Wolf begegnet, der sich nicht unverzüglich zurückzieht, sollte diesen im Auge behalten, ihn aber nicht direkt anstarren, sich langsam entfernen beziehungsweise mit dem Fahrrad langsam weiterfahren. Man sollte sich nicht überhastet entfernen, um nicht den Jagdinstinkt auszulösen.
  • Bei vielen dokumentierten Begegnungen befanden sich die beobachtenden Menschen innerhalb von Fahrzeugen. Dass Wölfe vor Fahrzeugen oder auch vor Reitern oft wenig Scheu zeigen, haben sie mit vielen anderen Säugetier- und Vogelarten gemeinsam und ist insofern keine ungewöhnliche oder besorgniserregende Verhaltensweise.
  • Folgen der Wolf oder die Wölfe in gewissem Abstand, sollte man sich nicht hastig entfernen oder weglaufen, sondern langsam, betont uninteressiert weitergehen beziehungsweise fahren und dabei laut sprechen.
  • Im unwahrscheinlichen Fall, dass ein oder mehrere Wölfe sich offensichtlich direkt, zügig und entschlossen Menschen annähern, handelt es sich in der Regel um neugierige Jungtiere. Bleiben Sie in solchen Fällen stehen, rufen laut und klatschen Sie in die Hände. Bei weiterer Annäherung werfen Sie mit Gegenständen (- zum Beispiel herumliegenden Stöcken).
  • Gerade, wenn Sie einen Wolf an seiner Nahrungsquelle überraschen, sollten Sie jede weitere Annäherung an das Tier und seine Beute unbedingt vermeiden und sich umgehend zurückziehen.
  • Hunde können, wenn sie sich unbeaufsichtigt in Wald und Flur bewegen, von Wölfen angegriffen, verletzt und getötet werden. In Gebieten, in denen Wölfe gesichtet wurden, sollten Hunde daher angeleint oder nur im engen Einwirkungskreis des Besitzers geführt werden.
  • Hunde können – besonders bei unerfahrenen Jungwölfen – Interesse, Neugier und eventuell auch aggressives Verhalten auslösen. Die Wölfe sind dann teilweise so auf den Hund fixiert, dass der begleitende Mensch durch die Wölfe scheinbar ignoriert wird. Machen Sie in einem solchen Fall die Wölfe durch lautes Rufen und Gestikulieren auf sich aufmerksam.
  • Die Gefahr für Jagdhunde im jagdlichen Einsatz kann durch verschiedene Maßnahmen reduziert werden. Bei Jagden in bekannten Wolfsgebieten, bei denen freilaufende Jagdhunde eingesetzt werden, sind alle Beteiligten vorab über die mögliche Anwesenheit von Wölfen zu informieren. Die Hunde sollten erst geschnallt – sprich: von der Leine gelassen – werden, wenn die Treiber unterwegs sind. Den Hunden können Schutzwesten und Halsbänder mit mechanischen oder elektronischen Schutzvorrichtungen angelegt werden.
  • Wölfe, bei denen das Beutefangverhalten auf Haustiere (meist Schafe oder Ziegen) ausgelöst ist, können so auf die Beute fixiert sein, dass auch bei Anwesenheit mehrerer Menschen ein Vertreiben schwerfallen kann. In einem solchen Fall sollten Sie die Wölfe nicht auf begrenztem Raum (etwa an hohen Zäunen oder von Gebäuden) in die Enge treiben.
  • Wölfe können sich genau wie auch andere Wildtiere an leicht zugängliche Nahrungsquellen im Siedlungsbereich gewöhnen und dann unerwünschte und problematische Verhaltensweisen entwickeln, etwa mangelnde Scheu, aufdringliches oder sogar aggressives Verhalten. Daher dürfen Wölfe unter keinen Umständen gefüttert werden. An Fütterung durch den Menschen gewöhnte Wölfe können in der Folge Futter aufdringlich oder aggressiv einfordern. Auf diese Weise können Gefahren für Menschen entstehen.
  • Auch die indirekte Fütterung ist zu unterlassen. Insbesondere in Wolfsgebieten sollten deshalb Speisereste, Schlachtabfälle und Tierfutter, besonders solches für Hunde und Katzen, so verwahrt werden, dass diese nicht für Wildtiere zugänglich sind.
  • Deutschland ist frei von Wildtollwut, daher ist nicht mit tollwütigen und aus diesem Grund aggressiven, unvorsichtigen oder auffälligen Wölfen zu rechnen.
  • Wer einen toten, kranken oder verletzten Wolf findet, sollte das Tier keinesfalls anfassen.
  • Bitte melden Sie alle Wolfskontakte (tote und lebende Tiere) den Mitarbeitern des schleswig-holsteinischen Wolfsmanagements (Telefon 0174/6330335 oder 04347/704325).

Weitere Informationen inklusive wöchentlich aktualisierter Tabellen und Karten zu Wolfsnachweisen im Internet:


Wölfe in Schleswig-Holstein

Quelle: Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein