Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Die Gefahr im Wald nimmt zu. Durch die Klimakrise sterben Bäume und brechen leichter ab.

Umgeknickte Kiefern (Symbolbild: Andrii Photographer)
Umgeknickte Kiefern (Symbolbild: Andrii Photographer)

Die ersten Herbststürme haben in Deutschland einen noch nicht bezifferbaren Schaden angerichtet. Das gilt auch für den Wald in Hessen. „Noch ist keine genaue Bilanz nach dem Sturm der letzten Tage möglich. Doch jeder umfallende Baum und abbrechende Aste birgt eine Gefahr für Leib und Leben sowie Hab und Gut“, darum geht Sicherheit in unseren Wäldern für die Besucher und unsere Mitarbeiter vor“, sagt Michael Gerst, Landesbetriebsleiter von HessenForst, und warnt vor Spaziergängen im Wald während und nach Stürmen: „Bitte gehen Sie während und
nach einem Sturm nicht in den Wald und respektieren sie stets die Absperrungen, die wir zu Ihrer Sicherheit und der unserer Mitarbeiter errichten.“

Die aktuellen Schäden im Wald seien auch Teil der Klimakrise. Denn unter den trockenen Sommern leiden in Hessen besonders die Buchen. Diese Baumart ist eigentlich als recht anpassungsfähig bekannt. Dennoch sind die Forstleute besorgt. Besonders alte Bäume, die tief verwurzelt sind, leiden unter der Trockenheit. „Die Buchen sehen oft in der Krone noch gesund aus. Am Stamm platzt aber schon die Rinde ab. Das ist für uns ein sicheres Zeichen, dass der Baum abstirbt,“ sagt Gerst. Um die Sicherheit entlang der Wege zu gewährleisten, werden die geschwächten Bäume gefällt. „Dass das auf den ersten Blick nicht immer für alle nachvollziehbar ist, ist uns bewusst“, sagt Gerst, „aber als Forstleute haben wir einen geschulten Blick auf unsere Bäume, mit denen wir verantwortungsbewusst und niemals leichtfertig umgehen. Wir wissen, was wir tun. Wir haben langjährige Erfahrung und die notwendigen Fachkenntnisse.“

Bis 2018, als mit dem Sturm Friederike und den folgenden Sommern der Ausnahmezustand im Wald begann, war das Kerngeschäft der Förster die Pflege und Bewirtschaftung des Waldes. Nachhaltigkeit wurde vor 300 Jahren im Wald erfunden. Das Prinzip: nicht mehr ernten, als nachwächst. „Mit und nicht gegen die Natur zu arbeiten, behutsam aus den Monokulturen stabile Mischwälder zu entwickeln“ sagt Gerst, sei bereits seit Jahrzehnten das Ziel des Landesbetriebs. „Dürre, Starkregen und Sturm setzen dem Wald immer mehr zu und in den vergangenen Jahren
sind viele Freiflächen entstanden. Indem wir die Wiederbewaldung vorantreiben, geben wir dem Wald einen Vorsprung und unterstützen ihn dabei, das Klima zu retten“, ergänzt Gerst. Ohne die gezielte und geplante Wiederbewaldung, die auch das Ernten von Bäumen voraussetze, würde es Menschen-Generationen dauern, bis sich auf manchen Flächen wieder Wald einstelle. „Die Pflege des Waldes, das Ernten reifer und das Setzen junger Bäume, ist eine Voraussetzung dafür, dass jede Generation von Menschen einen dichten, intakten Wald als Erholungsraum erleben kann.“

Quelle: HessenForst