Die Kleine Braunelle ist „Blume des Jahres 2023“

Die Loki Schmidt Stiftung hat die Kleine Braunelle zur Blume des Jahres 2023 gewählt, um auf den schleichenden Verlust zahlreicher Pflanzen- und Tierarten aufmerksam zu machen.

Die Kleine Braunelle ist Blume des Jahres 2023. Sie wächst in Wiesen, Weiden, Rasen und an Wegrändern (Foto: Julian Denstorf)

Es ist eine besorgniserregende Entwicklung: Selbst robuste Wildblumen, die früher häufig zu finden waren, kommen mittlerweile immer seltener vor. Mit der Wahl der Kleinen Braunelle (Prunella vulgaris) zur 44. Blume des Jahres möchte die Loki Schmidt Stiftung auf den schleichenden Verlust heimischer Wildpflanzen aufmerksam machen und zum Erhalt artenreicher Weiden, Wiesen, Rasen und Wegränder aufrufen. Aktuell sammelt die Stiftung Spenden, um schonend genutzte Wiesen im Wendland kaufen und als Lebensraum bedrohter Arten dauerhaft schützen zu können.

Der Name Braunelle bezieht sich auf die braunen Kelchblätter, die die violetten Kronblätter umschließen (Foto: Julian Denstorf)
Der Name Braunelle bezieht sich auf die braunen Kelchblätter, die die violetten Kronblätter umschließen (Foto: Julian Denstorf)

Die Bekanntgabe der „Blume des Jahres 2023“ fand am 20.10.2022 im Garten von Loki und Helmut Schmidt in Hamburg-Langenhorn statt, wo die Kleine Braunelle im Rasen entdeckt werden kann. Stiftungs-Botschafter und Fernsehgärtner John Langley, Geschäftsführer Axel Jahn und die Leiterinnen des Projektes „Blume des Jahres“, Svenja Holst und Dr. Kristin Ludewig, stellten die Blume des Jahres und ihren Lebensraum im Beisein von Barbara Duden von der Helmut und Loki Schmidt Stiftung vor.

Zitat Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung:

„Die Loki Schmidt Stiftung hat die Kleine Braunelle zur Blume des Jahres 2023 gewählt, um auf den schleichenden Verlust zahlreicher Pflanzen- und Tierarten aufmerksam zu machen. Wir alle können und müssen etwas tun, um diesen Prozess aufzuhalten. Im Garten, an Straßen, zwischen Wohnblöcken, in der Landwirtschaft: Lassen wir wieder mehr Natur zu!“

Selteneres Mähen und weniger Düngen bedeutet mehr Artenvielfalt auf Wiesen und Weiden (Foto: Axel Jahn)
Selteneres Mähen und weniger Düngen bedeutet mehr Artenvielfalt auf Wiesen und Weiden (Foto: Axel Jahn)

Die Kleine Braunelle: Der zierliche Lippenblütler ist Nahrungsquelle für viele Insekten. Prunella vulgaris gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae) und besiedelt Wiesen, Weiden, Rasen und Wegränder. Sie breitet sich mit Kriechtrieben in ihre direkte Umgebung aus und bleibt mit einer Größe von 5-25 cm eine eher kleine Pflanze. Die vielen kleinen blauvioletten Einzelblüten, die gedrängt am Ende des Sprosses sitzen, bieten während der langen Blütezeit von Juni bis Oktober Nektar und Pollen. Insbesondere Hummeln und Wildbienen sowie mindestens 18 Schmetterlingsarten finden hier Nahrung.

Der Trivialname „Braunelle“ bezieht sich auf die braune Farbe der verblühten Kelchblätter, die die blauvioletten Kronblätter umschließen und den Blütenstand wie einen kleinen Tannenzapfen aussehen lassen.

Zu häufiges Mähen und hoher Stickstoffeintrag: Viele Wildblumen stehen mittlerweile auf Roten Listen. Die Kleine Braunelle ist relativ „hart im Nehmen“: Sie überlebt ähnlich wie das Gänseblümchen in gemähten Rasen und toleriert auch den Fraß und Tritt durch Vieh auf Weiden. Dennoch sind die Bestände dieser robusten Art in mehreren Regionen Deutschlands in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen (Quelle: FloraWeb des Bundesamtes für Naturschutz). Durch zu häufiges Mähen in der Landwirtschaft, in Gärten, Parks und an Wegrändern hat die Kleine Braunelle zu wenig Zeit, um zu wachsen und Blüten und Samen ausbilden zu können. Auch die Unkrautbekämpfung durch Herbizide und mechanische Verfahren führt zu einem Rückgang der Kleinen Braunelle und anderer Wildpflanzen.

Die größte Gefährdungsursache für die Kleine Braunelle ist der hohe Eintrag von Stickstoff in die Umwelt durch das Ausbringen von Dünger und Gülle, durch Futtermittel-Importe, Verbrennungsprozesse in der Industrie, Verkehrsabgase und Abwasser. Zahlreiche Lebensräume sind überdüngt. Stickstoffliebende, hochwüchsige Pflanzen wie Brennnessel und Ampfer profitieren von diesen Lebensbedingungen und verdrängen die kleineren Wildblumen aus ihren Lebensräumen. Laut Bundesamt für Naturschutz werden die hohen Nährstoffeinträge in die Umwelt bei der Hälfte der in Deutschland gefährdeten Pflanzenarten als wesentliche Ursache für den Bestandsrückgang verantwortlich gemacht.

Film zur Kleinen Braunelle (Kurzversion)

Svenja Holst vom Projekt „Blume des Jahres“ stellt Ihnen die Kleine Braunelle einmal genauer vor. Film ab für die Blume des Jahres 2023!

Video: Leonie Ahmadi und Julian Denstorf

Quelle: Loki Schmidt Stiftung