Bogenjäger helfen in Spanien beim städtischen Wildtiermanagement

In Madrid wird die Jagd mit Pfeil und Bogen auf Wildschweine erfolgreich zur innerstädtischen Bestandsreduzierung praktiziert

Ein Bogenjäger (Symbolbild: Mountain Creek Imagery)
Ein Bogenjäger (Symbolbild: Mountain Creek Imagery)

In vielen Teilen Europas nimmt die Wildschweinpopulation zu und die Fähigkeit der Sauen sich in der Nähe von/in städtischen Gebieten anzusiedeln und prächtig zu vermehren, führt zu zunehmenden ökologischen und sozialen Konflikten. In ganz Europa und im Rest der Welt lassen sich dafür zahlreiche Beispiele finden. 

Bereits im Jahr 2011 wurde ein spezialisiertes Team von Bogenjägern gebeten bei der Bejagung von Wildschweinen zu helfen, die in Spanien Konflikte verursachen. Diese Entscheidung wurde nach einer umfangreichen Studie unter Berücksichtigung internationaler Erfahrungen mit Managementplänen getroffen, bei denen Bogenjäger zur Kontrolle von Säugetierpopulationen in städtischen oder halbstädtischen Gebieten eingesetzt werden (z.B. städtische Kontrolle von Weißwedelhirschen in den USA).

Das Projekt hat die Schaffung des SCAES-FMC – Servicio de Controladores con ARCO de ESpezies Silvestres de la Federación Madrileña de Caza, (Madrid Hunting Federation’s Will Species Bow Controlling Service), das in enger Abstimmung mit dem Madrider Jagdverband, einem Mitglied des Königlich Spanischen Jagdverbandes (RFEC), eingerichtet wurde. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter dieses Dienstes werden nach ihren Fähigkeiten und Erfahrungen ausgewählt, um die bestmögliche Expertise bei der Wildschweinjagd zu gewährleisten. Nach Gründung des SCAES-FMC wurde eine sechsmonatige Experimentierphase eingeleitet. Da die Ergebnisse vielversprechend waren, erhielt das Projekt grünes Licht. Spezielle rechtliche Rahmenbedingungen wurden geschaffen und Ausnahmegenehmigungen erlassen, um die Aufgaben erfüllen zu können.

Sobald der Rahmen vereinbart war, konnten SCAES-FMC-Jäger städtische Wildschweine oder andere konfliktträchtige Wildarten bejagen, wenn die betroffene Gemeinde eine entsprechende Genehmigung eingeholt hatte. Dies bedeutet, dass SCAES-FMC nur dann eingesetzt wird, um auf konfliktverursachende Wildschweine oder andere Tiere zu reagieren, wenn dies erforderlich ist.

Bisher haben das SCAES-FMC und seine 58 Jäger über 550 städtische Wildschweine und andere Konfliktarten in verschiedenen Gemeinden geschossen. Aufgrund des Jagddrucks durch die SCAES-FMC-Teams, begannen außerdem städtische Tiere, in sicherere Gebiete außerhalb der Siedlungen zu migrieren.

Die Madrider Umweltbehörde betrachtet das SCAES-FMC als ein sehr effizientes Managementinstrument. Andere Städte in Spanien wie OviedoGijónVitoriaAlicanteLugo oder Málaga haben inzwischen damit begonnen, in Zusammenarbeit mit den jeweiligen territorialen Jagdverbänden, die Mitglieder des RFEC sind, spezielle Bogenjagdkontrollteams aufzubauen. Aufgrund dieses Dominoeffekts zeigen weitere spanische Städte und andere europäische Länder Interesse an diesem Projekt.

Die Relevanz dieses Projekts für das Wildtiermanagement, einschließlich der Prävention von Wildschäden und Tierseuchen, insbesondere in (vor)städtischen Gebieten, ist erheblich. Aus diesem Grund wurden dieses Projekt und andere ähnliche Projekte im FACE Biodiversity Manifesto vorgestellt.

Quelle: FACE 


Exkurs:

Natürlich Jagd berichtete bereits vor fast zwei Jahren ausführlich über die Wildschweinproblematik in den Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow in Brandenburg sowie die Überlegungen, dort Bogenjäger zur Regulation der Wildschweinpopulation einzusetzen.

Der Deutsche Bogenjagd Verband (DBJV) bot damals der Politik an, für Gespräche und Beratungen zur Verfügung zu stehen (wir berichteten). Zu einem Feldversuch hier in Deutschland ist es aufgrund fehlender Genehmigungen der zuständigen Behörden nie gekommen und auch in der deutschen Jägerschaft wurde die Bogenjagd auf Schwarzwild sehr kontrovers diskutiert. Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen auch für die Bundesrepublik diese Art der Wildschweinreduktion in urbanen Räumen wieder in Erwägung zu ziehen und das Für und Wider objektiv zu diskutieren?!

Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung dazu und diskutieren Sie mit:

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