Barriere für Extremregen und Quelle für Trinkwasser

Wasser im Wald und aus dem Wald

Herbstlicher Mischwald am Wasser (Bild: Wald und HolzNRW/ Uwe Schölmerich)
Herbstlicher Mischwald am Wasser (Bild: Wald und HolzNRW/ Uwe Schölmerich)

Ohne eine annähernd kontinuierliche Wasserversorgung gäbe es keinen Wald. Ohne den Wald wäre das Wasser sehr schmutzig und würde häufig viele Schäden anrichten – insbesondere bei einem Starkregenereignis. Nach dem 6. Sachstandsberichts des Weltklimarates (IPCC) ist es sicher, dass solche Extremwetterereignisse in Zukunft häufiger und heftiger werden. Was passiert bei Starkregen im Wald? Welche Rolle spielt er im Hochwasserschutz und bei der Trinkwassergewinnung? Und wie ist es bei Hitzeperioden? Was leistet der Wald dann für uns?

Schaut man von oben auf den Wald sieht man die Baumkronen und in der Vegetationszeit das Blätterdach. Das „Dach des Waldes“ wirkt bei (Stark-) Regen wie ein „Bremsfallschirm“. Der Regen über dem Wald wird also gebremst, bevor er auf dem Boden ankommt. Ungebremster Starkregen – große Wassertropfen, die mit viel Energie auftreffen – kann beispielsweise am Oberboden erheblichen Schaden anrichten, zu Erosion und in der Folge zur Verschmutzung des Wassers führen. Das „Dach des Waldes“ zerstäubt diese großen Tropfen und lässt sie verlangsamt zu Boden rieseln, wo sie so auch besser versickern können. Etwa ein Drittel der gesamten Regenmenge kommt gar nicht erst unten an. Dieser Teil verdunstet direkt von der strukturreichen Waldoberfläche aus zurück in die Atmosphäre. Das regt die Wolkenbildung an und kann auch zu erneuten lokalen Niederschlägen führen, um so möglichst viel Wasser im Ökosystem zu halten.

Um in Zukunft besser vor Extremwetter geschützt zu sein, benötigen wir möglichst viel gewachsenen, intakten Waldboden. Denn dieser wirkt wie ein Schwamm. Er kann große Mengen Wasser gut aufnehmen und gibt sie nur sehr langsam wieder ab. Grund dafür ist ein weit verzweigtes System aus unterschiedlich großen Hohlräumen – gebildet durch das (Fein-) Wurzelsystem der Waldbäume und einer kaum zählbaren Vielfalt von Bodenorganismen. Der bekannteste Vertreter unter ihnen ist der Regenwurm. Rund 100 Exemplare leben durchschnittlich auf einem Quadratmeter Waldboden. Auch er schafft viele kleine Hohlräume über die Wasser in tiefere Schichten transportiert wird. Einen Teil des aufgesaugten Wassers nutzt der Wald für sein Wachstum. Etwa 30 bis 45 Prozent des Regenwassers versickert vor allem in ebenen Lagen ins Grundwasser oder läuft in höheren Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen Seite 2 von 3 Lagen die Hänge herunter in die Bäche, Flüsse und nicht selten dann in eine der zahlreichen Talsperren Nordrhein-Westfalens. Insbesondere durch seine Filterleistung hilft der Wald uns allen bei der Trinkwassergewinnung – und das quasi kostenlos. Denn für unsere Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser aus der Leitung wird nitratbelastetes Wasser mit unbelastetem Wasser aus den Wäldern vermischt. Auf intensiv genutzten Flächen kommen teilweise Nitratgehalte von über 300 mg/l vor. Der obere Grenzwert für Trinkwasser liegt bei 50 mg/l. Die Trinkwasserversorger sparen durch die Filterleistung des Waldbodens rechnerisch nicht unerhebliche Geldbeträge. So gaben Trinkwasserversorger in einer Befragung der HAWK Göttingen an, dass sie sich durch das „Waldwasser“ die technische Aufbereitung des Wassers sparen können.

Das Wasser ist für die Bürgerinnen und Bürger also um 0,40 € bis 1,00 €/m³ günstiger. Eine Leistung des Waldes, von der sehr viele Menschen profitieren, die bei den Waldbetrieben bislang jedoch nicht honoriert wird. An besonders warmen oder gar heißen Tagen im Sommer erfüllt der Wald die Funktion einer „Klimaanlage“ und die ist ebenfalls kostenlos. Vor allem hohe Bäume spenden ausgiebig Schatten und verdunsten in der Vegetationsperiode permanent Wasser. Wenn Wasser verdampft, wird Energie in Form von kühler Luft frei. Beides hat einen kühlenden Effekt auf die Umgebung. Mehr als drei Viertel der Bevölkerung Deutschlands lebt in Städten. Die Temperatur von Flächen im Stadtgebiet ist nicht selten um 10 ° C höher als die Temperatur im Wald. Deshalb ist der Erhalt größerer Waldgebiete und ihrer Leistungsfähigkeit, in der Nähe von stark urbanisierten Bereichen so wichtig. Beispielhaft sorgen in der Rheinschiene der Königsforst östlich von Köln und der Kottenforst westlich von Bonn regelmäßig für den bedeutsamen Temperaturausgleich. Während die erwärmte Luft aus den tagsüber aufgeheizten Städten aufsteigt, fließt die Kaltluft aus den Wäldern in die Stadtgebiete. Es entsteht ein Luftkreislauf.

Kommt in einer längeren Phase erhöhter Temperaturen das gleichzeitige Ausbleiben von Niederschlag hinzu, gerät der Wald in Stress. Und wie sich in den letzten vier Jahren zeigt, kann das auch die Grenze seiner Leistungsfähigkeit aufzeigen. Der Wald und das Wasser interagieren permanent. Darüber sprechen Andreas Wiebe, Leiter Wald und Holz NRW und Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft in diesem Videobeitrag:

Quelle: Wald und Holz NRW