Augen auf in der dunklen Jahreszeit

Wenn in diesem Jahr am 31. Oktober die Sommerzeit endet und der Berufsverkehr in die Dämmerungsstunden verlagert wird, steigt die Gefahr von Wildunfällen. Dunkelheit, Nebel und nasse Straßen sind während Herbst und Winter keine Seltenheit.

Toter Frischling am Straßenrand nach einem Wildunfall (Beispielbild: Pete_Flyer)
Toter Frischling am Straßenrand nach einem Wildunfall (Beispielbild: Pete_Flyer)

Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. (LJV) empfiehlt Autofahrern, in den Wochen nach der Zeitumstellung am 31. Oktober besonders aufmerksam zu sein. Denn die Wildunfallgefahr steigt, wenn die Gewohnheiten der Wildtiere durch die Umstellung auf die Winterzeit mit dem Berufsverkehr kollidiert. In den Dämmerungsstunden queren viele Wildtiere bei der Nahrungssuche Straßen, wodurch es zu Verkehrsunfällen kommen kann.

In Rheinland-Pfalz kam es im Jahr 2020 zu 22.261 Wildunfällen. Mehr als 60 Prozent der Wildunfälle ereigneten sich in der Nordhälfte von Rheinland-Pfalz. Im Jagdjahr 2019/2020 fanden knapp 10.000 Rehe durch den Straßenverkehr den Tod. Keine andere Wildart kommt so häufig unter die Räder. Ein Hauptgrund für Wildunfälle ist die Zerschneidung von Lebensräumen durch Verkehrswege. Auch deswegen fordert der LJV den Ausbau von Wildtierkorridoren und Querungshilfen.

Im Herbst ist die Unfallgefahr überdurchschnittlich hoch – besonders zwischen 6.00 und 8.00 Uhr morgens. Zu diesen Ergebnissen kommt der Deutsche Jagdverband (DJV). Wissenschaftler haben hierfür über 21.600 Datensätze des Tierfund-Katasters (www.tierfund-kataster.de) für den Zeitraum September 2018 bis August 2020 ausgewertet. Straßen durch den Wald sowie Strecken entlang des Waldes und unübersichtliche Feldränder sind besonders unfallträchtig.

Das Tierfund-Kataster gibt es seit 2016. Es dient unter anderem dazu, Schwerpunkte für Wildunfälle zu erkennen und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Über die kostenfreie App (Android und iOS) oder auf der Internetseite kann jeder Wildunfälle eintragen. Wissenschaftler werten die gesammelten Daten aus und die Ergebnisse fließen in die Verkehrsplanung mit ein. So können Straßen wildtierfreundlicher gestaltet werden, was zu mehr Tierschutz und weniger Personen- und Sachschäden führt.

Wildunfälle sind nicht zu unterschätzen. Autofahrer können mit dem richtigen Verhalten selbst Wildunfälle vermeiden. Die Geschwindigkeit den Gegebenheiten anzupassen, ist die wichtigste Regel. Denn wer mit 80 statt mit 100 Stundenkilometern unterwegs ist, hat bereits einen 25 Meter kürzeren Bremsweg. Bei einem Crash mit einem 80 Kilogramm schweren Wildschwein bei 60 km/h wirkt ein Aufprallgewicht von 3,5 Tonnen auf das Fahrzeug ein.

Überquert ein Wildtier die Straße, sollte der Fahrer das Licht abblenden, hupen und bremsen – keinesfalls versuchen auszuweichen, denn die Folgen könnten schwerwiegender sein. Ist es zum Crash gekommen, gilt es, Ruhe zu bewahren, die Unfallstelle zu sichern und die Polizei zu rufen. Ist das Wildtier noch am Leben, verständigen die Ordnungshüter den zuständigen Jäger, damit dieser das Tier von seinen Leiden erlöst. Keinesfalls darf ein verendetes Tier in das eigene Auto „eingepackt“ werden, denn das wäre Jagdwilderei. Tipps zum richtigen Verhalten nach einem Wildunfall finden Interessierte hier.

9 Tipps für den Ernstfall

Wie lässt sich ein Wildunfall verhindern?

  • Geschwindigkeit entlang unübersichtlicher Wald- und Feldränder reduzieren.
  • Tiere am Straßenrand: Abblenden, Hupen, Bremsen.
  • Ein Tier kommt selten allein – stets mit Nachzüglern rechnen.

Was ist nach einem Wildunfall zu tun?

  • Unfallstelle sichern: Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und Polizei rufen.
  • Achtung Infektionsgefahr: tote Tiere nur mit Handschuhen anfassen.
  • Abstand halten zu lebenden Tieren.
  • Wild nicht mitnehmen, Wilderei ist strafbar.
  • Einem geflüchteten Tier nicht folgen. In der Unfallmeldung die Fluchtrichtung mitteilen. So kann der Jäger das verletze Tier leichter finden.
  • Für die Versicherung Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ausstellen lassen.

Quelle: Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V., 26. Oktober 2021, Gensingen