Nachhaltiges Hunde- und Katzenfutter aus dem Moor

Neues Forschungsprojekt von TiHo und DIL: Revitalisierung von Moorflächen durch innovative Tierfutterproduktion

Ein Hund, der seinen Napf im Maul trägt und auf Futter wartet, das vielleicht bald sogar aus dem Moor kommen wird?! (Symbolbild: iStock/Chalabala)
Ein Hund, der seinen Napf im Maul trägt und auf Futter wartet, das vielleicht bald sogar aus dem Moor kommen wird?! (Symbolbild: iStock/Chalabala)

In einem gemeinsamen Forschungsvorhaben setzen sich Experten der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) sowie des DIL, dem renommierten Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik, mit der Herausforderung auseinander, einen ökologisch tragfähigen Kreislauf zu etablieren. Das Ziel: Die Verwertung von Pflanzenbestandteilen aus revitalisierten Moorlandschaften zur Herstellung von Futter für Haustiere, speziell für Hunde und Katzen. Ein innovativer Ansatz in diesem Prozess ist die Zwischennutzung der Pflanzenbestandteile als Nahrung für Nutzinsekten.

Moore, die als essenzielle Speicher für Kohlenstoffdioxid gelten, spielen eine zentrale Rolle in der Erreichung der Klimaschutzziele. Viele dieser Feuchtgebiete, die einst entwässert wurden, erfahren nun eine Rückführung in ihren ursprünglichen Zustand. Spezialisten vom Institut für Tierernährung sowie dem Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und des DIL widmen sich einem Projekt, das darauf abzielt, Pflanzenmaterial aus ehemals genutzten und nun wiederbelebten Moorlandschaften in Tierfutter umzuwandeln.

Die harte, verholzte Biomasse der Moore ist in ihrem natürlichen Zustand nicht direkt als Futter geeignet. Daher verfolgt das Forschungsteam einen kreativen Umweg: Die Aufbereitung der Biomasse als Futter für die Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens, Black Soldier Fly, BSF). Am Ende dieses Prozesses sollen die Insekten selbst oder ihre Bestandteile wie Proteine und Fette als hochwertiges Futter für Haustiere bereitstehen. Die VolkswagenStiftung unterstützt dieses visionäre Projekt über vier Jahre hinweg mit einer Fördersumme von 1,25 Millionen Euro. Geleitet wird das Projekt von Dr. Kashif ur Rehman vom DIL sowie von Professorin Dr. Madeleine Plötz und Professor Dr. Christian Visscher von der TiHo.

Die traditionelle Trockenlegung der Moore über Jahrhunderte hinweg diente vor allem der Gewinnung von Torf sowie der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung. Mit der erneuten Vernässung der Flächen, um ihre Funktion als CO2-Speicher wiederherzustellen, ist eine kommerzielle Nutzung nur noch begrenzt möglich. Pflanzen in Moorlandschaften müssen sich an die feuchten Bedingungen anpassen können. Schilf, Torfmoose, Rohrkolben, Erle oder Seggen gedeihen in diesem Habitat und finden vielfältige Verwendung, beispielsweise als Dachdeckungsmaterial, Dämmstoff oder zur Energiegewinnung. Die Forschenden des DIL konzentrieren sich darauf, geeignete Substrate für die Fütterung der Schwarzen Soldatenfliegenlarven zu identifizieren und die notwendigen Vorbehandlungsmethoden zu ermitteln. Dabei steht die Aufbereitung der lignozellulosehaltigen Biomasse im Fokus, um eine effiziente Verwertung durch die Insekten zu gewährleisten.

Die Experten der TiHo erweitern diese Forschung, indem sie verschiedene Wirbellosenarten in die Untersuchung einbeziehen und aus den Insekten hochwertiges Futter für Haustiere herstellen und evaluieren. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf Hundefutter, da Insektenprotein in diesem Bereich bereits eine gewisse Akzeptanz gefunden hat. Neben dem ökologischen und ethischen Aspekt stellt dies auch eine Option für Haustiere dar, die Unverträglichkeiten gegenüber herkömmlichen Proteinquellen entwickelt haben.

Die wirtschaftliche Nutzung von Feuchtgebieten, bekannt als Paludikultur, schont nicht nur den Torfkörper, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Dieses Projekt eröffnet den Menschen, die ihre Flächen aufgrund von Klimazielen umstrukturieren müssen, neue Perspektiven. Die Erzeugung von Insektennahrung aus lignozellulosehaltigem Pflanzenmaterial bietet nicht nur für die Moorgebiete, sondern auch für die Landwirtschaft zahlreiche Vorteile. So können Nebenprodukte als nachhaltige Quelle für Insektenfutter dienen und in einen produktiven Kreislauf integriert werden, wodurch wertvolle Nährstoffe wie Proteine gewonnen werden. Ein vielversprechender Ansatz, der die Tür zu nachhaltigen und innovativen Lösungen im Bereich der Tierernährung weiter aufstößt.