Zeit für Veränderung – neue Wege in die Zukunft für das Rotwild

Die Süddeutsche Rotwildtagung des Bayerischen Jagdverbandes in Kooperation mit dem LJV Baden-Württemberg zeigt die alarmierende Situation des Rotwilds auf – und gibt Grund zur Hoffnung, wenn die Politik jetzt handelt.

Mehrere Stücke Rotwild. Im Vordergrund ein Kalb, das von seiner Mutter gesäugt wird. (Quelle: Rolfes)
Mehrere Stücke Rotwild. Im Vordergrund ein Kalb, das von seiner Mutter gesäugt wird. (Quelle: Rolfes)

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Das Rotwild darf in Bayern auf 14 %, in Baden-Württemberg sogar nur auf 4 % der Landesfläche existieren. Die per Gesetz definierten, starr abgegrenzten Rotwildgebiete, die Zerschneidung der Landschaft durch Verkehr, Siedlungen, Zäune etc. sind deutschlandweit ein großes Problem und verhindern den überlebenswichtigen Genfluss zwischen den Rotwildpopulationen.

Die beiden Jagdverbände des Südens wollen den aus wildbiologischer Sicht nicht artgerechten Umgang mit dem Rothirsch nicht länger mittragen. Aus dieser Motivation heraus wurde am 25. März 2023 zur Süddeutschen Rotwildtagung nach Isny im Allgäu eingeladen. Bereits am Vorabend trafen sich Rotwildinteressierte zum fachlichen Austausch in geselliger Runde, darunter auch MdL Eric Beißwenger (CSU). Die Forderung nach einem zeitgemäßen Rotwildmanagement polarisiert, weckt Sorgen, findet Zustimmung – so war das Stadl des Berghotels Jägerhof bis auf den letzten Platz besetzt. Um der hohen Nachfrage nachzukommen, wurde die Veranstaltung aufgezeichnet und wird im Nachgang sämtlichen Interessenten zugänglich gemacht.

Dr. Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung und Julian Laumeier von der Universität Gießen vermittelten die Grundbedürfnisse der Wildart und zeigten die Brisanz der Situation anhand wissenschaftlicher Studien zur genetischen Verarmung des Rotwilds auf – die Ergebnisse sind alarmierend. Dr. Rudi Suchant vom FVA-Wildtierinstitut gab einen Ausblick, wie der Umgang mit dem Rotwild zukünftig raumübergreifend aussehen könnte und zeigte auf, wo noch Forschungsbedarf besteht. Hier wurde deutlich, dass Grund zur Hoffnung besteht und es noch nicht zu spät ist – vorausgesetzt die Politik handelt jetzt und es wird das vorhandene Wissen umgesetzt. Zwei Vorträge aus der Praxis – von Hubert Billiani, Berufsjäger und Rotwildexperte, sowie erneut von Dr. Kinser – stellten anschaulich dar, dass eine artgerechte Bewirtschaftung von Rotwild mit den Belangen der Forst- und Landwirtschaft in Einklang zu bringen ist.

Das Ende der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion mit den Präsidenten der beiden Jagdverbände, Ernst Weidenbusch (BJV) und Dr. Jörg Friedmann (LJV), sowie Vertreterinnen und Vertreter der Politik aus Baden-Württemberg und Bayern. Die jagdpolitischen Sprecher der GRÜNEN und CDU BW, Reinhold Pix und Sarah Schweizer, waren sich einig, dass der genetische Austausch zwischen den Rotwildvorkommen im Land dringend verbessert werden müsse.

„Es ist Zeit für Veränderung! Wir haben kein Wissensdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit. Dabei ist das Zusammenwirken aller Beteiligten gefragt – vor allem auch gegenseitige Rücksicht.”, resümierte der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes, Ernst Weidenbusch, am Ende des Tages. Dr. Friedmann fasste in seinem Statement die Ergebnisse der Tagung und des Gesprächs zusammen: „Das Rotwildmanagement in Baden-Württemberg und Bayern muss basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen und im Dialog mit allen betroffenen Akteuren angepasst und weiterentwickelt werden. Für das Rotwild müssen neue Wege in die Zukunft beschritten werden.”


Weiterführende Informationen
Forderungen des Bayerischen Jagdverbandes: https://www.jagd-bayern.de/ und
https://www.jagd-bayern.de/mehr-toleranz-fuers-rotwild/
Forderungen des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg: www.platzhirschbw.de