Wölfe im Wohngebiet

Nach der Schutzjagd ist vor der Schutzjagd: Nur eine Wölfin durfte erlegt werden, jetzt fordern die Bewohner der schwedischen Gemeinde Ovanåker den Abschuss der übrigen beiden Raubtiere – aus Angst!

Ein schwedisches Dorf im Winter. (Symbolbild: Richard Taimalie)
Ein schwedisches Dorf im Winter. (Symbolbild: Richard Taimalie)

Vor etwa drei Monaten fing es an, dass die Bewohner der Dörfer Voxna, Homna und Gammel-Homna der schwedischen Gemeinde Ovanåker nahezu jeden Tag entweder frische Wolfsfährten im Schnee fanden oder gar die Wölfe selber in Anblick bekamen und das sogar am helllichten Tag. Wie selbstverständlich bewegten sich die drei Raubtiere zwischen den einzelnen Parzellen, Stallungen, Koppeln und Wohnhäusern hin und her.

Am Samstag, dem 18. März, wurde sogar auf einer Kuhkoppel in der Umgebung ein totgeborenes Kalb gefunden. Das Landratsamt konnte Wolfsspuren auf der Weide dokumentieren, da die Wölfe das Kälbchen angeschnitten hatten und geht davon aus, dass die Kuh aus wolfsbedingtem Stress heraus zu früh kalbte und es damit verlor.

Schutzjagd nach sechs Anträgen bewilligt

Die Anwohner in dem betroffenen Gebiet hatten und haben Angst um ihre Tiere aber auch um ihr eigenes leibliches Wohl und stellten bei der Verwaltung der Provinz Gävleborg einen Antrag auf Schutzjagd, damit die drei Wölfe entnommen werden konnten. Immer wieder wurde der Antrag abgelehnt, doch der sechste wurde, nach dem Vorfall mit dem toten Kälbchen, am Dienstag (21.03.2023) bewilligt. Denn jetzt schätzt auch die Provinzverwaltung ein, dass es neben der Schutzjagd keine anderen geeigneten Lösungen gibt, um zu verhindern, dass mehr Kälber durch Wölfe zu früh zur Welt kommen oder getötet werden. Darüber hinaus wird auch nicht davon ausgegangen, dass die Erhaltungsjagd auf einen Wolf den günstigen Erhaltungszustand der Art in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gefährdet. Unmut regte sich dennoch bei den Betroffenen, da sich die Freigabe lediglich au einen Wolf beschränkte – mit Recht, wie sich später noch herausstellen sollte.

Bereits am späten Abend desselben Tages wurde eine 23 Kilogramm schwere Wölfin geschossen und die Schutzjagd damit beendet.

Nach der Schutzjagd ist vor der Schutzjagd

Wolfsspuren im Schnee. (Symbolbild: Artur Pawlak)
Wolfsspuren im Schnee. (Symbolbild: Artur Pawlak)

Nachdem die Wölfin getötet worden war, zeigten sich die beiden übriggebliebenen Wölfe davon jedoch ziemlich unbeeindruckt. Wie das schwedische Jagdmagazin „Svensk Jakt“ berichtet, waren die Wölfe an jedem der folgenden Tage wieder in Gammel-Homna und Umgebung unterwegs. Am Samstag war in der Gegend Neuschnee gefallen und am Sonntagmorgen zeigten Spuren im Schnee, wie die beiden Wölfe kreuz und quer zwischen den Häusern in Gammel-Homna umherliefen, auch auf der Koppel, auf der sie sich einige Tage zuvor an dem totgeborenen Kalb gütlich getan hatten. Einer der Naturschutzbeauftragten sah die Wölfe sogar mitten am Tag als er sich eine Wildkameraaufnahme von einem Anwohner abholen wollte.

Neuer Schutzjagdantrag gestellt

Die Bewohner der Gegend haben das Verhalten der Wölfe schon lange satt. Nun wurde ein weiterer Schutzjagdantrag bei der Provinzverwaltung eingereicht.

„Es wird immer schlimmer. Die Wölfe laufen hier jeden Tag – beide müssen sofort entfernt werden. Schade für die, die Vieh haben, und es gibt hier Anwohner, die sich nicht mehr trauen, spazieren zu gehen“, sagte einer der Dorfbewohner gegenüber „Svensk Jakt“.

Die Hoffnung eine erneute Freigabe für die verbliebenen beiden Wölfe zu bekommen ist nicht grundlos. Bereits zuvor hatte nämlich die Bezirksverwaltung durch DNA-Analysen erfahren, dass es sich bei den drei Wölfen um Nachkommen aus dem Bezirk Loberget handelt, die nicht als genetisch wertvoll bewertet werden.