Wisent-Trägerverein stellt Insolvenzantrag

Freilebende Wisente im Rothaargebirge: Zur Sicherung des Artenschutzprojektes stellt der Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein e.V. einen Insolvenzantrag

Wisente auf einer Grünfläche. (Foto: Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein e.V.)
Wisente auf einer Grünfläche. (Foto: Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein e.V.)

Seit 2013 streifen Wisente, die größten Landsäugetiere Europas, wieder durch die Wälder des Rothaargebirges im südwestfälischen Bad Berleburg und der Umgebung. Den Schaden, den die Tiere dabei gerade in den Wäldern anrichten, haben jetzt dazu geführt, dass der Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein e.V. dieses für Westeuropa einzigarteigen Artenschutzprojektes, den Offenbarungseid leisten muss.

Die Entscheidung fiel dem Verein nach eigener Aussage nicht leicht, doch sei sie zur Erhaltung des Wisent-Projektes aber letzten Endes unvermeidlich gewesen: Der Verein hat beim Amtsgericht Siegen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. „Der Beschluss war eine logische Konsequenz und aus juristischer Perspektive absolut richtig und notwendig. Denn im Falle einer Zwangsvollstreckung würde Zahlungsunfähigkeit drohen – deshalb musste der Antrag beim zuständigen Amtsgericht unverzüglich durch den Verein gestellt werden“, erklärte Rechtsanwalt Stephan Hertel, der vom Verein beauftragt wurde. Dies soll sicherstellen, dass die Gehälter der Mitarbeiter weiterhin gezahlt werden können und das Wisent-Reservat in Wingeshausen geöffnet bleiben kann.

„Für uns stand und steht das Wohl der Wisente im Fokus. Mit dem Antrag wollen wir das in Westeuropa einzigartige Artenschutzprojekt sichern und den Schutz der Wisente weiterhin gewährleisten“, erklärte der Vorsitzende Bernd Fuhrmann. Klaus Brenner fügte hinzu: „Wir haben lange und intensiv über diesen Schritt diskutiert, letztlich gibt es aber keine Alternative, die im Sinne des Projektes ist.“ Der 2. Vorsitzende betonte, dass es zusammen mit den anderen Vorstandsmitgliedern – dem 3. und 4. Vorsitzenden Matthias Becker und Edgar Reisinger (Taurus) sowie den Beisitzern Jörg Sonneborn und Fred Josef Hansen – nach gründlicher Beratung einstimmig beschlossen wurde, ein Insolvenzverfahren zu beantragen.

Die Hintergründe sind Klagen zweier Waldbesitzer, die jährlich mehr als 250.000 Euro vom Verein für ihre eigenen Wisentranger fordern. Ohne das Insolvenzverfahren würden diese Forderungen zu einer finanziellen Belastung führen, die das sofortige Ende der nachhaltigen und langjährigen Arbeit des Vereins bedeuten würde – und damit auch das Ende des Tierschutzes.

„Wir wollen und werden uns mit diesem Schritt nicht aus der Verantwortung nehmen, im Gegenteil: Wir übernehmen damit ein weiteres Mal Verantwortung. Denn wir bewahren uns damit unsere Handlungsfähigkeit“, erklärte Fred Josef Hansen. Daran ließ auch Edgar Reisinger keine Zweifel: „Wir haben das schon oft betont – und wiederholen es immer wieder: Im Sinne des Natur-, Arten- und Klimaschutzes können und dürfen wir es uns nicht leisten, dieses Projekt zu beenden. Das wäre ein Offenbarungseid für unsere gesamte Gesellschaft.“

Der Verein zur Erhaltung der Wisente hofft auf das Verständnis seiner Unterstützer und Partner. „Wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam eine Lösung finden, die im Interesse der Wisente liegt – und damit im Sinne des Artenschutzprojektes“, betonte Bernd Fuhrmann. Daher wird der Verein weiterhin aktiv am „Runden Tisch“ teilnehmen.