Schwere Wolfsattacke in Gräpel: 55 Schafe überleben Blutbad nicht

Jägerschaft des Landkreises Stade e.V. fordert ein regional differenziertes Bestandsmanagement des Wolfes und ein rasches Handeln der verantwortlichen Politiker im Sinne des Küsten- und Deichschutzes

Insgesamt 55 tote Schafe lautet das traurige Ergebnis eines Wolfsangriffs auf eine Schafherde in Gräpel. Anhängerweise werden die Tierkadaver von der Weide gebracht. (Foto: Olaf Plehn)
Insgesamt 55 tote Schafe lautet das traurige Ergebnis eines Wolfsangriffs auf eine Schafherde in Gräpel. Anhängerweise werden die Tierkadaver von der Weide gebracht. (Foto: Olaf Plehn)

In Gräpel, einem Ortsteil der Gemeinde Estorf im Landkreis Stade in Niedersachsen, hat sich am Samstag (26.08.2023) einer der schwersten Wolfsangriffe auf eine Schafherde ereignet, seitdem die Raubtiere nach Niedersachsen zurückgekehrt sind. Nach Informationen der Jägerschaft des Landkreises Stade e.V. richtete ein Wolf oder mehrere Wölfe in der 112 Tiere umfassenden Herde ein wahres Blutbad an:

Von den 112 Schafen seien 18 Tiere bereits tot aufgefunden worden und ganze 37 Schafe mussten aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen von Tierärzten eingeschläfert werden. 30 weitere Schafe seien verletzt worden und 2 Tiere werden vermisst, heißt es in einer Stellungnahme der Jägerschaft des Landkreises Stade e.V. zu dem Vorfall.

Eines der übel zugerichteten, getöteten Schafe. (Foto: Olaf Plehn)
Eines der übel zugerichteten, getöteten Schafe. (Foto: Olaf Plehn)

Bereits im April 2023 hatte die Jägerschaft des Landkreises Stade e.V. die Auricher Erklärung der Küstenjägerschaften der Landesjägerschaft Niedersachsen unterzeichnet, die von den regionalen Bundes- und Landtagsabgeordneten einfordert, sich an der Küste für die optimale Pflege der Deiche über das Nutztier Schaf einzusetzen, um den Deichschutz durch den „Goldenen Tritt“ der Schafe dauerhaft gewährleisten zu können (wir berichteten). Nur so könne im Extremfall durch die Qualität der Deiche das Leben der Menschen dahinter sowie ihr Hab und Gut geschützt werden. Der Wolfsangriff auf die Schafherde in Gräpel zeige einmal mehr, dass territoriale Wolfsrudel in den küstennahen Grünlandgebieten mit dem politischen Ziel „Weidehaltung“ nicht in Einklang zu bringen sind.

Weder in Niedersachsen noch in Deutschland sei der westeuropäische Wolf Dank seines Schutzstatus, beispielsweise durch die FFH-Richtlinie der Europäischen Union, in seinem Bestand gefährdet, im Gegenteil!

Vor diesem Hintergrund erneuert die Jägerschaft des Landkreises Stade e.V. daher ihre Forderungen und appelliert an die regionalen Abgeordneten sich ihrer besonderen Verantwortung zu stellen und die Umsetzung der Vereinbarung des Koalitionsvertrags in Bund und Land, für ein europarechtskonformes, regional differenziertes Bestandsmanagement umgehend zu realisieren.

Dieses Trittsiegel, das einem Wolf gehören könnte, fand sich am Ort des Wolfsangriffs. (Foto: Olaf Plehn)

Niedersachsens Ministerpräsident Weil hatte hierzu am 15. August 2023 in Freiburg/Elbe im Landkreis Stade erklärt, dass das Ziel der Landesregierung ein System sei, in durch Wolfsangriffen überlasteten Regionen so lange den Wolfsbestand zu reduzieren, bis es „kein Übermaß an Schäden mehr gibt“.

„Bei uns im Landkreis Stade ist das Maß überschritten!“

„Bei uns im Landkreis Stade ist das Maß überschritten! Der Vorfall in Gräpel zeigt, dass schnelles Handeln gefordert ist und der Küsten- und Deichschutz schnelle Antworten benötigt“, so der Vorsitzende der Jägerschaft Peter Hatecke. „Wir fordern aber nicht nur ein schnelles Handeln zur Reduzierung des Wolfsbestandes, sondern auch eine unbürokratische Hilfe für den betroffenen Schäfer!“, so der Vorsitzende abschließend.