Schwedens Reichstag drängt auf Wolfsabschüsse

Parlament bekräftigt den Beschluss, dass 170 Wölfe zur Bestandserhaltung ausreichen

Schwedens Wölfen geht`s an den Pelz. (Symbolbild: Unif/iStock)
Schwedens Wölfen geht`s an den Pelz. (Symbolbild: Unif/iStock)

Von Michael Lehner

Schweden macht ernst mit der Halbierung der Wolfsbestände: Im Stockholmer Reichstag stimmte eine deutliche Mehrheit für die Einhaltung der Bestandsobergrenzen, die das Parlament bereits im Jahr 2013 gegen den Widerstand der EU-Kommission festgelegt hatte.

Ganze 170 Wölfe sollen nach dem Mehrheitswillen noch durch Schwedens Wälder streifen. Momentan sind es mindestens 400, mit den aktuellen Frühjahrswürfen eher 500. Zudem haben sich die Raubtiere bis in den äußersten Süden des Landes ausgebreitet. Das sorgt für Aufregung, die es bisher so ausgeprägt nur in den mitttelschwedischen Kerngebieten der neuen Wolfspopulation gab.

Klar ist, dass der jüngste Parlamentsbeschluss die Konfrontation zwischen Reichstagsmehrheit und der obersten Naturschutzbehörde weiter verschärft: In der Praxis hatte sich eine Zielgröße von 300 erwachsenen Wölfen etabliert. Mittlerweile gilt sogar ein Bestand von 400 Tieren als angemessen.

Nun, wenige Monate vor der Reichstagswahl im September, haben die Abgeordneten mit 158 gegen 140 Stimmen festgestellt, dass der alte Beschluss von 2013 immer noch gilt. Damals wurde der Bestand nach umfangreicher Expertenanhörung auf mindestens 170 und höchstens 270 Wölfe festgelegt. Zumal die Obergrenze seinerzeit eher utopisch schien: Kaum jemand glaubte, dass sich die Population so rasant entwickeln könnte.

Spannend, auch für andere EU-Länder, ist die Frage, wie die Euro-Bürokratie reagieren wird: Gegen die nun bekräftigte Obergrenze gab es zwar lautstarke Proteste, aber keine Sanktionen oder gar Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof.

Eine Rolle spielt wohl auch, dass Schweden seine Wolfspopulation gemeinsam mit Norwegen verwaltet. Mit Norwegen, das die Raubtiere nur in sogenannten „Wolfszonen“ duldet, ist ein Bestand von 230 Tieren vereinbart. Wölfe wurden dort auch bejagt, als die schwedische Lizenzjagd nach Klagen von Tierrechtsorganisationen ruhte.

Am Rande: An der schwedischen Ostsee-Küste droht der nächste Tierrechtsstreit. Dort soll es zum Massenabschuss von Robben kommen, um die Fischbestände zu schützen. Wie beim Vorgehen gegen die schnell wachsenden Kormoran-Bestände gibt es heftigen Widerstand, aber eher geringe Erfolgsaussichten für die Jagdgegner: Vor allem Lachs und Meerforelle haben in Schweden eine mächtige Lobby, weit über den Kreis der Berufsfischer hinaus.