Ranger befreien Hirsch von Autoreifen

Zwei Jahre lang musste ein Wapiti-Hirsch einen Reifen mit sich umhertragen, bis er endlich von dieser kiloschweren Last befreit werden konnte

Das Bild einer Wildkamera, das am 12. Juli 2020 in der Nähe von Conifer (Colorado) aufgenommen wurde, zeigt den Reifen um den Hals des Wapiti-Hirsch (Foto: Dan Jaynes)

Ein Wapiti-Hirsch, der seit mindestens zwei Jahren einen Autoreifen um seinen Träger (Hals) trug, konnte am Samstagabend (09.10.2021) endlich durch zwei „Colorado Parks and Wildlife“-Ranger betäubt und von seiner schweren Last befreit werden.

Die Wildschutzbeamten Dawson Swanson und Scott Murdoch mussten dem über 300 Kilogramm schweren Zehnender das Geweih absägen, um den Autoreifen über das Haupt des Tieres abstreifen zu können.

Es war sehr eng, ihn zu entfernen“, sagte Murdoch, als er den Reifen vom Hals des Tieres zog, selbst ohne Geweih. „Das war nicht einfach, wir mussten ihn genau richtig verschieben, um ihn loszuwerden, da wir das Metallgeflecht im Wulst des Reifens nicht zerschneiden konnten. Glücklicherweise hatte der Hals des Wapitis noch ein wenig Bewegungsspielraum. Wir hätten es vorgezogen, den Reifen zu zerschneiden, um dem Hirsch sein Geweih für die Brunft zu lassen, aber die Situation erforderte Improvisation, denn wir mussten den Reifen auf jede erdenkliche Weise abnehmen.“

Wildlife Officer Dawson Swanson versucht den Reifen durchzusägen (Foto: Pat Hemstreet)
Wildlife Officer Dawson Swanson versucht den Reifen durchzusägen (Foto: Pat Hemstreet)

Als der Reifen schließlich abgenommen war, waren die Wildhüter Swanson und Murdoch über den Zustand des Trägers des Tieres überrascht, da er diesen Reifen ja über zwei Jahre lang getragen hatte.

„Die Decke war ein wenig abgerieben, es gab eine kleine offene Wunde, vielleicht so groß wie eine Vierteldollar-Münze, aber ansonsten sah es wirklich gut aus“, sagte Murdoch über den Träger des Hirschen. „Ich war ziemlich überrascht, als ich sah, wie gut er aussah.“

Der vierte Versuch führt zum Erfolg

Es war bereits der vierte Versuch, diesen Hirsch in der letzten Woche zu narkotisieren. Am Samstagabend war Officer Swanson in einer Gegend auf der Suche nach dem Tier, in der er früher am Tag bereits gesichtet worden war. Er fand ihn in einem Rudel und postierte sich an eine Stelle, von der er dachte, dass die Tiere sie passieren würden. Der Plan ging auf. Swanson konnte den Stier erfolgreich mit einem Pfeil aus dem Narkosegewehr ruhigstellen. Officer Murdoch kam hinzu, um bei der Entfernungsaktion zu helfen, bevor die beiden das Tier wieder freilassen konnten, viele Kilos leichter. Swanson und Murdoch schätzten, dass der Wapiti-Hirsch ohne Reifen und Geweih um die 20 Kilogramm Gewicht weniger mit sich herumtragen muss.

„Der Reifen war voller nasser Kiefernnadeln und Schmutz“, sagte Murdoch. „Die Kiefernnadeln, der Schmutz und andere Ablagerungen füllten also praktisch die gesamte untere Hälfte des Reifens. Es waren wahrscheinlich 10 Pfund Schmutz im Reifen.“

Vorangegangene Versuche scheiterten

Der Wapiti-Hirsch mit dem Reifen um seinen Träger (Foto: Colorado Parks and Wildlife)
Der Wapiti-Hirsch mit dem Reifen um seinen Träger (Foto: Colorado Parks and Wildlife)

Ende Mai bis Juni 2021 wurden bereits vier Versuche unternommen, diesen Hirsch im Pleasant Park-Gebiet von Conifer einzuholen. Sichtungen von ihm wurden im September und Anfang Oktober in der Nähe der Stadt Pine gemeldet. Murdoch war damals schon der Meinung, dass die Brunft eine hilfreiche Rolle dabei spielen würde, den Wapiti einzuholen.

„Im Winter haben wir keine Berichte über ihn bekommen“, sagte Murdoch. „Im Frühjahr bekamen wir gelegentlich einen Bericht oder sahen ihn in einem kleinen Junggesellenrudel. Die Brunft hat ihn definitiv sichtbarer gemacht. Es gab einen stärkeren Hirsch in dem Rudel, mit dem er am Samstag zusammen war, aber er wird selbst ein Kapitaler werden.“

Erste Sichtung 2019

Das erste Mal, dass Wildhüter auf diesen Hirsch mit einem Reifen um den Hals aufmerksam wurden, war im Juli 2019. Während einer Bestandserhebung für Rocky Mountain Dickhornschafe und Bergziegen in der Mount Evans Wilderness, beobachtete der Wildtierbeauftragte Jared Lamb den Hirsch durch ein Spektiv. Zu dieser Zeit war das Tier wahrscheinlich zwei Jahre alt.

„Je weiter die Tiere in der Wildnis sind, desto schwieriger wird es, und je weiter diese Hirsche von der Zivilisation, den Menschen, entfernt sind, desto wilder verhalten sie sich normalerweise“, sagte Murdoch. „Das hat sich in den letzten Jahren auf jeden Fall bewahrheitet, dieser Elch war schwer zu finden und noch schwerer zu erreichen.“

Seit der ursprünglichen Sichtung durch den Wildtierbeauftragten Lamb kamen im folgenden Jahr eine Handvoll anderer Sichtungen.

Eine Wildkamera in der Nähe von Conifer hat den Hirsch mit dem Reifen im Jahr 2020 zweimal aufgenommen, zuerst am 5. Juni und später am 12. Juli (siehe Titelbild). Eine andere Wildkamera hat ihn auch am 12. August 2020 aufgenommen.

Diese Geschichte unterstreicht die Notwendigkeit für alle Naturnutzer und die Bewohner verantwortungsvoll mit Wildtieren zu leben. Dazu gehört, dass Sie Ihre Grundstücke frei von Dingen halten, in denen sich Wildtiere verfangen oder durch die sie verletzt werden können. Wildschutzbeamte haben gesehen, wie Hirsche, Elche, Hirsche, Bären und andere Wildtiere sich in einer Reihe von künstlichen Hindernissen verfangen haben, darunter Schaukeln, Hängematten, Wäscheleinen, Dekorations- oder Weihnachtsbeleuchtung, Möbel, Wäschekörbe, Fußballtore oder Volleyballnetze und ja, Reifen.

Der besagte Hirsch hat den Reifen entweder in jungen Jahren „aufgegabelt“, als er noch kein Geweih trug oder maximal ein Spießer war, oder im Winter, nachdem er sein Geweih abgeworfen hatte. Es könnte ein großer Stapel Reifen gewesen sein, in den der Hirsch sein Haupt gesteckt hat. Dies wäre für die Wildhüter nichts Neues, die öfter schon gesehen haben, dass Tiere dort, wo Menschen sie füttern, ihre Köpfe in Dinge stecken und dann mit beispielsweise einem Eimer auf dem Kopf davonlaufen.

Sein „Halsband“ wird dieser Hirsch jedenfalls, wohl nicht allzu sehr vermissen.

 

Quelle: Colorado Parks and Wildlife

Die Wildschutzbeauftragten Scott Murdoch (links) und Dawson Swanson (rechts) halten den Reifen hoch, der über zwei Jahre lang schwer auf den Schultern des Hirschen lastete (Foto: Pat Hemstreet)