Nutrias in der Bonner Rheinaue: 60 Tiere richten viel Schaden an

Jäger helfen im bundesstädtischen Auftrag bei der Eindämmung der Nutria-Population

Nutria in den Bonner Rheinauen. (© Giacomo Zucc/Bundesstadt Bonn)

Die große Nutria-Population in der linksrheinischen Rheinaue in Bonn stellt weiterhin ein Problem für den sanierten Rheinauensee dar. Die Stadt setzt auf Aufklärung: Mit neuen Schildern vor Ort informiert sie über Probleme durch invasive Arten und weist auf das geltende Fütterungsverbot hin. Seit Herbst 2022 sind außerdem Jäger beauftragt, die den Nutria-Bestand eindämmen sollen. Bei einem Pressetermin zog die Stadt Bilanz und informierte über das weitere Vorgehen.

Die auch als Biberratten bezeichneten Nutrias gehören in Deutschland und der Europäischen Union zu den sogenannten invasiven Arten. Die ursprünglich aus Südamerika stammenden Nagetiere haben hier keine natürlichen Feinde, so dass sie sich sehr stark vermehren können. Auch in der Rheinaue leben auf kleinstem Raum zahlreiche Tiere – bei einer Erhebung der Unteren Naturschutzbehörde im Jahr 2021 wurden rund 60 Tiere gezählt. Das liegt auch daran, dass einige Bürger*innen trotz des stadtweit geltenden Verbots immer wieder Futter verteilen.

Ein Nutria-Bau. (© Giacomo Zucc/Bundesstadt Bonn)
Ein Nutria-Bau. (© Giacomo Zucc/Bundesstadt Bonn)

David Baier, Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün, erklärt: „Mit den neuen Schildern wollen wir über die negativen Folgen der Fütterung aufklären und auf die Problemstellungen durch die invasiven Nutrias für unseren Rheinauensee hinweisen. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie den Tieren damit nichts Gutes tun. Durch das ständige Überangebot an Nahrung vermehren sie sich noch stärker, was fatale Folgen für das Ökosystem hat.“

Wer Nutrias oder auch Wasservögel füttert, muss beim ersten Mal mit einem Verwarnungsgeld von 35 Euro rechnen, wenn kleine Mengen Futter verteilt werden. Wenn wiederholt gefüttert oder größere Futtermengen verteilt werden, können die Verwarnungs- bzw. Bußgelder bis zu 1.000 Euro betragen.

Ökologische Schäden – Gefahr für frisch sanierten Rheinauensee

In der Rheinaue ist besonders problematisch, dass die Nutrias die nützlichen Wasserpflanzen im Rheinauensee abfressen. Die sogenannten Makroalgen wurden im Rahmen der aufwändigen und kostenintensiven Seesanierung eigens gepflanzt und spielen für die Stabilität des sensiblen Ökosystems und für die Reinigung des Gewässers eine wichtige Rolle. Die große Nutria-Population gefährdet damit den Erfolg der Seesanierung und somit den Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Die Bestände der unter Artenschutz stehenden Großen Teichmuschel, die ebenfalls auf der Nahrungsliste der Nagetiere steht, haben sich bereits erheblich dezimiert. Außerdem zerstören die Nutrias die für die heimische Artenvielfalt wichtigen Uferröhrrichte. Diese werden im Mai dieses Jahres in den Rheinauensee eingebracht.

Die Nager fressen außerdem Baumrinde ab, was zum Absterben einzelner Bäume führen kann. Für die Errichtung ihrer Bauten durchgraben Nutrias die Uferbereiche und richten hier große Schäden an. Wenn sich die Tiere noch weiter vermehren, besteht die Gefahr, dass sie abwandern und sich auch in empfindliche Naturschutzgebiete wie der Siegaue ausbreiten oder an anderen Stellen im Stadtgebiet den Hochwasserschutz gefährden.

Zur Eindämmung der Nutria-Population sind Jäger im Einsatz

Angesichts der drohenden ökologischen Folgen ist die Stadt Bonn wie auch andere Kommunen dazu verpflichtet, die große Nutria-Population einzudämmen und zu verhindern, dass sich die Tiere weiter ausbreiten. So sieht es die EU-Verordnung zu invasiven Arten und das Bundesnaturschutzgesetz vor.

Neben dem Fütterungsverbot soll auch der Einsatz von Jäger*innen dazu beitragen, dass die Nutria-Population in der Rheinaue nachhaltig eingedämmt wird. Nach Einschätzung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) sowie verschiedenen Fachexperten, mit denen sich Untere Naturschutzbehörde der Stadt Bonn kontinuierlich austauscht, ist die Bejagung der Nutrias die einzige effektive Methode, die zum Erfolg führt und damit weitere Schäden verhindert.

Die Stadt hat für den Einsatz im Rheinauenpark erfahrene und qualifizierte Jäger beauftragt. Entsprechend der Vorgaben des Tierschutzgesetzes sowie des Bundesjagdgesetzes werden die Nutrias in Lebendfallen gefangen, die mittels eines Sensors unmittelbar die Jagdausübungsberechtigten alarmieren. Künftig werden die Tiere aus der Falle in einen Abfangkorb überführt und dann direkt vor Ort erlegt. Die Jäger*innen geben dabei einen kontrollierten „Fangschuss“ Richtung Boden ab – alle Sicherheitsregeln der Jagd werden dabei berücksichtigt. Den Tieren wird damit ein stressiger Transport im Fangkorb erspart.

Um Besucher des Rheinauenparks nicht zu stören, sind die Jagdausübungsberechtigten nur in Zeiträumen im Einsatz, in denen die Rheinaue nur wenig besucht ist. Seit Beginn der Bejagung Ende Oktober 2022 wurden zehn Nutrias gefangen und erlegt.

Monitoring startet im März

Ab März hat die Stadt das Gutachterbüro „Lanaplan“, welches bereits das Sanierungskonzept für den Rheinauensee erstellt hat, mit einem ausführlichen Monitoring beauftragt. Die Gewässerexperten werden die aktuelle Nutria-Population erfassen und zudem neu verursachte Schäden nach der Seesanierung dokumentieren. Anhand der Ergebnisse wird die Wirksamkeit der bisherigen Maßnahmen evaluiert und das weitere Vorgehen festgelegt. Ziel ist es, die Nutria-Population deutlich zu verkleinern und langfristig zu kontrollieren, damit sich der See nach der Sanierung gut entwickeln kann.

Informationen zum Thema Nutrias in der Bonner Rheinaue gibt es auch unter  www.bonn.de/nutrias.