Füchse greifen Menschen in ihren Häusern an

Die Angriffe von Füchsen auf Menschen nehmen sukzessive zu und bestätigen: Korsika hat ein handfestes Fuchsproblem

Ein Rotfuchs auf einer asphaltierten Straße. (Symbolbild: iStock/Peter Clayton Photography)
Ein Rotfuchs auf einer asphaltierten Straße. (Symbolbild: iStock/Peter Clayton Photography)

Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika kommt es, wie die Zeitung „corse matin“ berichtet, in letzter Zeit immer häufiger zu Angriffen von Füchsen auf Menschen.

Dass sich Füchse als klassische Kulturfolger immer auf der Suche nach ohne große Mühen zu bekommende Nahrung in der Nähe von Menschen aufhalten, ist keine Neuigkeit mehr. Dass Reineke jedoch regelmäßig versucht in bewohnte Häuser einzudringen und dort auch nicht davor zurückschreckt Menschen unverhohlen zu attackieren, dürfte wohl eine neue Eskalationsstufe darstellen.

„Ich bin aufgewacht, als mir etwas in den Arm gebissen hat! […] Zwei Nächte später kam er zurück und griff mein Gesicht an“, berichtet Laurence, eine Bewohnerin von Campumoru, die sich von ihrem Ehemann, einem Arzt, die Verletzungen an Wange, Schläfe und Nase versorgen lassen musste.

„Es gibt jedes Jahr mehr Fälle, manchmal werden Menschen direkt in ihrem Bett gebissen“, wird Rosalie Nari-Casalta, Leiterin des Tollwutzentrums in Bastia zitiert. „Seit Januar wurden fünf Menschen im Zentrum behandelt, aber es gibt sicher auch noch andere Fälle“, ergänzt Nari-Casalta. Zwar gebe es seit den 1940er Jahren keine Tollwut mehr auf der Insel, dennoch sei in solchen Fällen eine Impfkontrolle erforderlich, vor allem auf Tetanus.

Füchse sind auf Korsika allgegenwärtig

Füchse betteln entlang der Wanderwege die Touristen um Fressen an oder setzten sich zu diesem Zweck direkt vor die Haustüren der Leute. Auch Campingplätze scheinen die opportunistischen Raubtiere magisch anzuziehen – sie durchwühlen dort den Müll nach Fressbarem, halten ein Nickerchen auf den Liegestühlen oder durchsuchen Zelte nach Nahrung. Nicht selten würden auch Wanderern, die oft nachts entlang der Wanderwege zelten, Socken, Schuhe und allerlei andere Habseligkeiten von den „Roten Freibeutern“ verschleppt, heißt es.

Fuchsjagd als „Schädlingsbekämpfung“

In Frankreich gilt der Fuchs als „Schädling“, so wie beispielsweise Eichelhäher und Stare. Er steht auf der Liste der Arten, die Schäden verursachen können (Liste des espèces susceptibles d’occasionner des dégâts en France – ESOD) und darf so von jedem mit Genehmigung gejagt werden, wie es sich in Frankreich beispielsweise auch mit den Wildschweinen verhält. Pierre Vitali, Sekretär des Jägerverbandes von Korsika-du-Sud klärt auf, dass es auf der Insel keine Tradition der Fuchsjagd gebe. So wird er einmal vom Ansitz aus geschossen, auf der Pirsch erlegt oder er wird in seinem Bau ausgegraben.

Die Scheu vor dem Menschen verloren

„Angriffe von Füchsen auf Menschen sind keine Seltenheit.“ Es ist ein Verhalten, das laut Pierre Benedetti, Chef-Umwelttechniker des französischen Amtes für Biodiversität, alles andere als ungewöhnlich ist:

„Es ist ein Gewöhnungsphänomen, er hat keine Angst mehr vor Menschen. Indem er sich den Menschen nähert, verunglimpft er seine Rolle als Regulator der Artenvielfalt“, wird Benedetti zitiert. Eine besorgniserregende Situation für den Naturforscher, doch seiner Meinung nach hätten Haustiere wie europäische Katzen und Hunde noch weitaus schädlichere Auswirkungen auf Wildtiere und Ökosysteme als der Fuchs.

Schuld ist der Mensch

Füchse zu verscheuchen und nicht zu füttern, um die Tiere wild und scheu zu halten, würde schon vieles verbessern. Doch solange der Mensch unachtsam mit seinen Lebensmitteln umgeht und Füchse mit Futter für ein gemeinsames Selfie anlockt, wird sich wohl an den Gegebenheiten auf Korsika und anderswo nicht viel ändern…