Elchjagd auf der Kippe

In Schwedens Wolfsregionen droht Waldbesitzern Ausfall der Jagdpacht-Einnahmen

Elchkuh mit Kalb (Symbolbild: Mandy van den Borg)
Elchkuh mit Kalb (Symbolbild: Mandy van den Borg)

Von Michael Lehner

Immer mehr schwedische Pächter-Gemeinschaften wollen nicht mehr länger dafür zahlen, dass ihnen Wölfe und Bären das Wild wegfressen. In der Provinz Dalarna hat ein ganzer Hegering angekündigt, die diesjährige Elchjagd abzublasen. Die Waldbesitzer müssen mit empfindlichen Einnahme-Ausfällen rechnen: Neben der Pacht werden in Schweden auch saftige Abschuss-Abgaben für erlegte Elche fällig.

Der Konflikt schwelt seit Jahren. Sogar im mittelschwedischen Jagdrevier des Königs stand die Elchjagd schon auf der Kippe. Mangels Elchen. Inzwischen hat sich die Lage regional weiter verschärft: „Es wird kaum noch ein einziges Kalb geben, das bis zum Herbst überlebt“, klagt Jagdleiter Sven-Gunnar vom Dalarna-Revier Harbergets in der Zeitschrift „Jaktjournalen“.Für den Jäger ist klar, dass der Elchpopulation Ausrottung droht, wenn im Herbst nur noch erwachsene Tiere geschossen werden. Pachtgemeinschaften, die auf die Elchjagd verzichten wollen, sind längst kein Einzelfall mehr. Auch in Dalarnas Nachbar-Provinz Örebro zum Beispiel drohen die Pächter des Reviers Stadra-Nora mit Verzicht, falls die Behörden eine intensive Schutzjagd auf das dortige Wolfsrudel nicht genehmigen.

Kommt es so weit, drohen den Waldbesitzern allein im Revier Stadra-Nora Pacht-Ausfälle von rund 75.000 Euro. Die Jäger dort haben Buch geführt: Im Jahr 2011 erlegten sie noch 100 Elche. Danach kamen die Wölfe: 100 Risse und 8 Abschüsse im Jahr 2013. 108 Risse und 0 Abschüsse im Jahr 2021. Sollte die Schutzjagd nicht bewilligt werden, soll die Elchjagd in diesem Herbst ganz ausfallen – wegen Zwecklosigkeit.

Den jährlichen Schaden durch entgangene Beute beziffern die Jäger von Stadra-Nora auf rund 60.000 Euro. Beim hohen Anteil von Wildbret am schwedischen Fleischverzehr (vor dem Auftreten der Wölfe rund 15 Prozent) auch dies eine Zahl von Bedeutung über die Jagd hinaus. In ihrem Schutzjagdantrag berufen sich die Pächter auf die Bestimmung, dass der Abschuss von Wölfen zulässig ist, wenn dies im „überwiegenden Interesse der Allgemeinheit“ liegt, insbesondere aus „sozialen oder wirtschaftlichen“ Gründen.

Obwohl nach wie vor der Stockholmer Reichstagsbeschluss gilt, den Wolfsbestand auf 270 Tiere zu begrenzen, gehen neue Zählungen von mindestens 500 Wölfen aus. Das Thema hat längst auch den Vor-Wahlkampf erreicht. Weiter zugespitzt hat sich zugleich auch in Schweden die Wald-Wild-Debatte. Der Jäger-Verband streitet mit Behörden und Holz-Industrie um angeblich unzutreffende Bestandsermittlungen beim Schalenwild und die Ausweitung der Rehwild-Schusszeiten in die Setzzeit.