Die Wahlen und der Wolf

In Schweden zeichnen sich Mehrheiten für rigide Bestandsobergrenzen ab

Ein Wolf mit einem Stück Fleisch im Fang (Symbolbild: Marcel Langthim)
Ein Wolf mit einem Stück Fleisch im Fang (Symbolbild: Marcel Langthim)

Von Michael Lehner

Schwedische Politiker wagen beim Wolf die nächste Machtprobe mit der EU-Kommission: Ein knappes halbes Jahr vor den Wahlen gibt es offenbar eine Reichstagsmehrheit für die Forderung, den Bestand von derzeit gut 400 Wölfen zu halbieren. Die Zentrumspartei, die sich lange aus dem Raubtierstreit herausgehalten hatte, unterstützt den Vorstoß mittlerweile.

Klar ist zugleich: Eigentlich bräuchte es keine neuen Gesetze. Schon im Jahr 2013 hatte eine deutliche Reichstagsmehrheit Obergrenzen und Mindestzahlen für den „günstigen Erhaltungszustand“ festgelegt. Mindestens 170 und höchstens 220 Wölfe sollten es sein. Der Entscheidung ging seinerzeit eine umfängliche Anhörung von Verbänden und Experten voran.

Danach erholten sich die Bestände weit schneller als erwartet: Bei der letzten Zählung wurden 465 Individuen nachgewiesen. Der jährliche Zuwachs liegt bei 18 Prozent. Und obwohl der Reichstagsbeschluss von 2013 immer noch gilt, scheint er in der Praxis ohne Bedeutung. 300 Wölfe gelten bei den zuständigen Behörden bald als Untergrenze. Mittlerweile fordern Verbände wie der WWF ganz auf Regulierung zu verzichten.

Klar ist aber auch: Selbst der WWF weist darauf hin, dass der alte Reichstagsbeschluss korrigiert werden müsste, um Abschüsse zu verhindern. Sonst bleibe auch die EU-Kommission ziemlich machtlos gegen die schwedische Wolfspolitik, die nach kurzer Unterbrechung wieder Bestandsregulierung durch eine offizielle Lizenzjagd zulässt.

Wie es aussieht, könnte der Schuss nach hinten losgehen. Die Zentrumspartei hat offenbar Sympathie für eine Initiative, mit der Liberale, Christdemokraten und die rechtspopulistischen Schwedendemokraten die Naturschutzbehörden zur Umsetzung der mehrheitlich beschlossenen Bestandsgrenzen zwingen wollen. Die Anhörungen im zuständigen Umweltausschuss des Reichstags haben begonnen, Am 18. Mai soll es eine Abstimmung im Plenum geben.

Die Schwedendemokraten denken derweil schon an die Zeit nach der Reichstagswahl im September. Danach werde sich zeigen, welche Mehrheiten die offizielle Wolfspolitik der amtierenden Regierung in der Bevölkerung hat.