Birgt die Tierseuche EHDV Gefahren für Hirsch, Reh, Muffel und Co.?

Epizootic Hemorrhagic Disease Virus (EHDV) erstmals bei einem Kalb in der Schweiz festgestellt.

Zwei Weißwedelhirsche auf einer Grünfläche. (Symbolbild: Ralph Navarro)
Zwei Weißwedelhirsche auf einer Grünfläche. (Symbolbild: Ralph Navarro)

Die Schweiz hat am 10. Oktober die Infektion eines Kalbes im Kanton Bern mit dem „Epizootic Hemorrhagic Disease Virus (EHDV)“ bestätigt. Der Ausbruch liegt nur noch rund 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Es wird erwartet, dass es weitere Fälle in der Schweiz geben wird. Die Ursache für die Einschleppung des Ausbruchs ist unklar, da die bisher gemeldeten Ausbrüche in Europa deutlich vom Kanton Bern entfernt waren.

Kartenausschnitt: Ausbrüche von EHDV in der Schweiz seit 01.05.2022, Stand 17.10.2023. (Quelle: FLI)
Kartenausschnitt: Ausbrüche von EHDV in der Schweiz seit 01.05.2022, Stand 17.10.2023 (Quelle: FLI)

Wie das Nationale Referenzlabor für EHD am Friedrich-Loeffler-Institut informiert, wird EHDV von Gnitzen übertragen, ähnlich wie das nah verwandte Virus der Blauzungenkrankheit, und betrifft Wiederkäuer.

Weißwedelhirsche und Rinder besonders betroffen

Neben den besonders empfänglichen Weißwedelhirschen in Nordamerika können sich insbesondere auch Rinder mit EHDV infizieren. Schafe und Ziegen sind sehr viel seltener betroffen. Es ist noch unklar, ob das Virus auch europäische Wildwiederkäuer wie Rehe oder einheimische Hirscharten infizieren und schwerwiegende Erkrankungen verursachen kann. Die Krankheitssymptome bei Hauswiederkäuern ähneln denen der Blauzungenkrankheit, der Krankheitsverlauf ist jedoch meist milder. Es können Fieber, Mattigkeit und Atembeschwerden auftreten. Die Krankheit führt zu Leistungseinbußen, aber nur selten zu Todesfällen. EHD ist wie die Blauzungenkrankheit eine reine Tierseuche und nicht auf Menschen übertragbar.

Seit November 2022 breitet sich EHDV in Europa aus, die ersten Ausbrüche wurden aus Italien (Sardinien) und Spanien gemeldet. Das dort diagnostizierte EHDV wurde dem Serotyp 8 zugeordnet. Dieses EHDV-8 wurde mittlerweile auch in Portugal und Südfrankreich nachgewiesen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich auch in der Schweiz um diesen EHDV-8 Stamm handelt, auch wenn es offiziell noch nicht bestätigt wurde. Da EHDV durch Gnitzen übertragen wird und es aktuell keinen zugelassenen Impfstoff gibt, bestehen kaum Optionen für eine gezielte Bekämpfung.