Räudige Rotfüchse

Die parasitäre Hautkrankheit Räude beim Rotfuchs, die sich im „Ländle“ seuchenhaft ausbreitet, ist nicht zu unterschätzen. Teilweise mussten Baujagden abgesagt werden, um die Erdhunde zu schützen.

Ein von Räude geplagter Fuchs (Symbolbild: Flatcoater)
Ein von Räude geplagter Fuchs (Symbolbild: Flatcoater)

Als passionierter Jäger, Hundeführer und Tierarzt möchte ich Ihnen, liebe Leser, von einem Fall berichten, der mir bestätigte, die doch so kleine Räudemilbe nicht zu unterschätzen. Unlängst wurde ich kontaktiert, dass ein Fuchs seit zwei Tagen an einem großen Wohnhaus eingerollt unter einer Fichte schlief und sich durch Menschen nicht stören ließe. Mit Flinte und Hund bewaffnet, machte ich mich auf den Weg.

Dort angekommen erlöste ich Reineke von seinem Leid. Ich hatte leider vergessen, die Autotür zu schließen, was meine KLM-Hündin Cindy ausnutzte, raussauste und brav den Fuchs apportierte, wie es sonst ihre Aufgabe ist. Bis dahin war mir nicht klar, dass der Fuchs Räude hatte, ansonsten hätte ich meine Hündin heruntergetrillert. Den von Räude befallenen Fuchs brachte ich unverzüglich ins Konfiskat und den Kleinen Münsterländer duschte ich zuhause mit warmem Wasser direkt ab. Seit dem Kontakt war etwa eine halbe Stunde verstrichen.

Zwei Tage später, als ich mit Hund und der Zeitschrift JAGD in BW in meinem Sessel saß, plagte Cindy ein starker Juckreiz an den Vorderläufen, weshalb sie sich diese aufknabberte bis das Blut spritzte. Wir leiteten sofort eine intensive medizinische Behandlung ein. Insgesamt benötigte es sechs Wochen, bis die Haut sich regeneriert hatte.

Der Erreger

Erreger der Hautkrankheit Räude sind Sarkoptesmilben (Grabmilben) mit einer Größe von 0,2 bis 0,5 mm. Die Weibchen bohren sich tief in die Haut des Wirtstieres (z. B. Fuchs, aber auch Wildschwein oder Reh) und legen dort ihre Eier ab, aus denen nach acht bis zehn Tagen Larven schlüpfen, die sich über zwei Nymphen-Stadien zu fortpflanzungsfähigen Milben entwickeln. Sie ernähren sich von Gewebszellen und Lymphe der Haut. Die Entwicklung dauert bei den Männchen etwa 14 Tage, bei den Weibchen 21 Tage.

Diese Hautparasiten verursachen starken Juckreiz, der die Tiere zu ständigem Kratzen und Scheuern veranlasst. Massive Hautveränderungen, wie Haarausfall, Verdickungen der Haut, Schorf- und Borkenbildung treten auf. Aus tiefen Rissen tritt blutig-eitriges Sekret aus. Die ersten Hautveränderungen beginnen meist am Kopf, dann an den Läufen, weiter am ganzen Körper bis zur Luntenspitze. Die befallenen Tiere erleiden große Schmerzen und Wärmeverlust, sie kümmern, magern ab und gehen nach Wochen und Monaten jämmerlich zugrunde – nur wenige überleben.

Die Übertragung

Die Übertragung der Milben erfolgt durch direkten Kontakt im Fuchsbau oder indirekt durch infizierte Lagerstellen an ruhigen, sonnigen Plätzen im Wald oder in verwilderten Gärten. Unsere Rotfüchse tauchen immer mehr in besiedelten Regionen auf, wo sie von Menschen bewundert, geliebt und zum Teil gefüttert werden (Katzenfutter). Hier leben aber auch Haustiere wie Hund und Katze, die sich mit diesen Milben infizieren können.

Besonders gefährdet sind Jagdhunde, die an räudigen Füchsen arbeiten. Ist in einem Gebiet bekannt, dass die Räude kursiert, sollten Bauhunde wie Teckel und Terrier nicht zum Einsatz kommen. Aber auch Vorstehhunde sollten dort nicht blauäugig zum Apport geschickt werden. An Räude erkrankte geschwächte Füchse sind natürlich empfänglich für andere Krankheiten wie z. B. der Staupe – eine meist tödliche Virusinfektion. Eine medikamentöse Behandlung der erkrankten Füchse ist in der Wildbahn nicht möglich. Hier hilft nur, die Population durch intensive Bejagung zu reduzieren. Verendete Füchse bitte mit Schutzkleidung (Einmalhandschuhe) sachgerecht entsorgen (Konfiskat).Die Jagdzeit auf Füchse zu verkürzen (in BW bis 15. Feb.) ist kontraproduktiv. Die Jägerschaft muss dafür kämpfen, dass die Jagdzeit auf Rotröcke wieder verlängert wird. Gesunde Füchse sind für unser Ökosystem unverzichtbar.

Dr. Horst Lengnick


So handeln Sie richtig:Wenn Ihr Hund Kontakt zu räudigem Wild hatte, sollten unmittelbar Spot-On-Präparate mit den Wirkstoffen Imidacloprid und Moxidectin verwendet werden. Die Behandlung kann nach 14 Tagen prophylaktisch wiederholt werden. Sollten mehrere Hunde im Haushalt leben, macht es Sinn, alle Hunde zu behandeln, wenn sie Kontakt hatten. Beobachten Sie Ihren Hund, ob er sich ungewöhnlich oft kratzt. Spätestens wenn Ihr Vierläufer Symptome zeigt, muss unter tierärztlicher Betreuung veterinärmedizinisch gehandelt werden.


Quelle: Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V.