Kröten, Frösche, Unken und Molche sitzen in den Startlöchern

Deutsche Wildtier Stiftung: Milde Winter führen zu einer vorzeitigen Amphibienwanderung. Jetzt schon in der Dämmerung die Augen aufhalten

Warnschild "Krötenwanderung" mit wandernden Kröten (Symbolbild: iStock/Animaflora)
Warnschild „Krötenwanderung“ mit wandernden Kröten (Symbolbild: iStock/Animaflora)

Die Winter in Deutschland werden zunehmend wärmer. Länger anhaltende Kälteperioden mit Schnee und Eis bleiben immer häufiger aus. Der Deutsche Wetterdienst ordnete auch den Winter 2021/2022 im Bereich der wärmsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen ein (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/2/7.html).

Was bedeutet der Klimawandel für Amphibien, die sich bei steigenden Temperaturen im Frühjahr von ihren Winterquartieren auf die Wanderung zu ihren Laichgewässern aufmachen? „Milde Winter führen zu einer vorzeitigen Amphibienwanderung. Auch in diesem Frühjahr wird die Wanderaktivität in einigen Regionen Deutschlands vermutlich früher beginnen als sonst und sich über einen längeren Zeitraum hinziehen als üblich, da die die Tiere in mehreren Intervallen wandern“, sagt Daniela Baumgärtner, Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung.

Amphibien gehören zu den sogenannten ektothermen Tieren, das bedeutet, ihre Körpertemperatur hängt wesentlich von ihrer Umgebungstemperatur ab. Um Minusgrade im Winter unbeschadet zu überstehen, suchen Kröten, Frösche und Molche frostfreie Quartiere wie beispielsweise Kompost- und Laubhaufen oder Erdlöcher auf. Grasfrösche können bei einer Gewässertiefe von mindestens einem Meter sogar auch am Gewässergrund überwintern, wenn ein Teil des Gewässers zugefroren ist. „Sobald die nächtlichen Temperaturen wieder auf deutliche Pluswerte ansteigen, fällt dann der Startschuss“, sagt Baumgärtner, „die Tiere werden agil, verlassen ihr Winterquartier und machen sich auf zu ihren Laichgewässern, um sich zu paaren.“ Optimale Wanderbedingungen beispielsweise für die Erdkröten herrschen bei über 70 Prozent Luftfeuchtigkeit mit Lufttemperaturen über sieben Grad Celsius. Die Wanderungen finden in der Regel in der Dunkelheit zwischen sieben Uhr abends und zwei Uhr morgens statt und können je nach Art wenige hundert Meter bis mehrere Kilometer betragen.

Wenn eindeutige Übergänge von einer längeren Frostperiode hin zu wärmeren Temperaturen ausbleiben, macht dies die Wanderaktivität von Amphibien und somit Schutzmaßnahmen wie etwa das Aufstellen von Amphibienzäunen schwer planbar. Statt einer konzentrierten Wanderung über einen kurzen Zeitraum von wenigen Wochen hinweg – so wie wir es aus vergangenen Wintern gewohnt sind – laufen die Amphibien nun immer öfter einzeln und stückweise über Wege und Straßen. So steigt für sie die Gefahr, überfahren zu werden. „Entsprechend gilt es, bei Temperaturen ab fünf Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit als Autofahrer, Radfahrer oder auch Fußgänger in der Dämmerung genauer hinzuschauen, ob wandernde Amphibien Straßen oder Wege kreuzen. Nehmen Sie Schilder zur Krötenwanderung ernst und halten Sie sich auch an Geschwindigkeitsbegrenzungen, seien Sie auch auf Waldwegen vorsichtig und umfahren oder umgehen Sie die Tiere“, rät Baumgärtner.


Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung, 25. Februar 2022, Hamburg