Handzahmes Damwild niederländischen Jagdgästen vor die Büchsen getrieben

Die Staatsanwaltschaft Trier ermittelt gegen den Jagdleiter einer Drückjagd bei Olkenbach – Der Vorwurf: Künstlich ruhiggestelltes Gatterwild wurde extra für eine Drückjagd mit niederländischen Jagdtouristen herangeschafft

Damwild im Schnee. (Symbolbild: Lubos Houska auf Pixabay)
Damwild im Schnee. (Symbolbild: Lubos Houska auf Pixabay)

Bei Bausendorf in Rheinland-Pfalz (Kreis Bernkastel-Wittlich), genauer im Wald bei Olkenbach, soll eine Drückjagd für eine niederländische Jagdgesellschaft stattgefunden haben, für die extra zahmes Gatterwild ausgesetzt und sogar mit Beruhigungsmitteln präpariert worden sein, um möglichst leichte Beute für die Niederländer zu werden. Wie der SWR heute (16.04.2024) berichtete, soll die Staatsanwaltschaft Trier in diesem Fall aufgrund des Anfangsverdachts eines Vergehens gegen das Tierschutzgesetz Ermittlungen aufgenommen haben.

Was war passiert?

In Bausendorf (Kreis Bernkastel-Wittlich) steht ein Jagdleiter im Zentrum strafrechtlicher Ermittlungen, der beschuldigt wird, zahmes Damwild für eine Jagd ausgesetzt und mit Beruhigungsmitteln behandelt zu haben, um es leichter erlegbar zu machen. Der Vorwurf: Die Tiere wurden speziell für eine Drückjagd für niederländische Jagdtouristen präpariert.

Reiner Miesen, Waldbesitzer aus Olkenbach, war gerade dabei seine Schafe zu füttern als er Zeuge wurde, wie am Tag vor der Jagd ein Geländewagen mit Anhänger durch den Wald fuhr, den er bisher noch nie gesehen hatte. Kurze Zeit später bemerkte er eine Gruppe Damwild in besagtem Waldstück. Nicht nur, dass die Tiere sich ungewöhnlich zahm verhielten, machte den Mann stutzig, vielmehr noch, dass es in diesem Wald eigentlich gar kein Damwild gibt. „Ich konnte die Tiere sogar streicheln, sie waren ganz zahm und schienen Menschen gewöhnt“, so Miesen. Dies verstärkte seinen Verdacht, dass die Tiere für die Jagd ausgesetzt worden waren, die am kommenden Tag stattfinden sollte.

Es kam dann wie es kommen musste

Bei der Jagd am darauffolgenden Tag wurden auch wirklich mehrere Stücke Damwild erlegt, was Reiner Miesen zum Anlass nahm, den Vorfall beim Veterinäramt der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich zu melden.

Der Kreis Bernkastel-Wittlich ging der Sache nach. „Aufgrund der doch sehr konkreten Zeugenaussagen bestand der dringende Verdacht, dass es sich bei dem erlegten Damwild um Gatterwild handelt“, teilte eine Sprecherin der Kreisverwaltung dem SWR mit. So seien, dem SWR folgend, Mitarbeiter des Veterinäramts direkt nach dem Jagdwochenende beim verantwortlichen Jagdleiter vorstellig geworden und stellten das dort befindliche geschossene Damwild sicher, was dem Sender eine Kreissprecherin bestätigte. Proben des Wildbrets wurden daraufhin dem Landesuntersuchungsamt übersandt.

Diese Untersuchungen bestätigten, dass sich im Fleisch des erlegten Wilds Beruhigungsmittel zum Zeitpunkt der Erlegung befunden hatten. Daraufhin erstattete der Kreis Anzeige gegen den Jagdleiter bei der Staatsanwaltschaft Trier. Es besteht der dringende Verdacht, dass das Damwild aus Gehegen stammt und für die Jagd extra herbeigeschafft worden war.

Landesjagdverband Rheinland-Pfalz sieht Einzelfall in dieser Sache

Gundolf Bartmann, Förster in Trier und Vizepräsident des Landesjagdverbands Rheinland-Pfalz, verurteilt derartige Praktiken im Interview mit dem SWR: „Das widerspricht allen ethischen Grundsätzen der Jagd. Tiere aus Gehegen zu verwenden und ihnen den Fluchtinstinkt zu nehmen, ist nicht nur unfair, sondern auch illegal.“

Die Staatsanwaltschaft Trier hat, wie schon angesprochen, aufgrund des Anfangsverdachts eines Vergehens gegen das Tierschutzgesetz Ermittlungen aufgenommen. Der Fall hat in der Gemeinde noch mehr für Unruhe gesorgt, nachdem bekannt wurde, dass nach der Jagd drei verwaiste Damwild-Kälber gesichtet worden sind, deren Alttiere wahrscheinlich während der Jagd erlegt wurden.