Rückschlag für den Feldhasen und andere Arten der Feldflur

EU: Dringend notwendige Lebensräume von der Agrarpolitik einkassiert

Ein Feldhase auf einer Grünfläche. (Symbolbild: nathalieburblis auf Pixabay)
Ein Feldhase auf einer Grünfläche. (Symbolbild: nathalieburblis auf Pixabay)

Der Feldhase, einstiges Symbol für Fruchtbarkeit und Hoffnungsträger für eine positive Entwicklung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft, steht erneut vor großen Herausforderungen. Durch jüngste Änderungen in der EU-Agrarpolitik, die den Mitgliedstaaten erlauben, die Stilllegung von Ackerflächen durch den Anbau von Eiweißpflanzen oder Zwischenfrüchten zu ersetzen, verschlechtern sich die Lebensbedingungen für das Langohr und andere Arten der Feldflur dramatisch.

Fehlende Schutzmaßnahmen bedrohen Feldhasenpopulation

Laut Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung, wird dadurch für den Feldhasen eine entscheidende Chance auf verbesserte Lebensbedingungen verpasst. Obwohl Deutschland noch über mindestens zwei Millionen Feldhasen verfügt, ist die langfristige Tendenz besorgniserregend, besonders in den östlichen Bundesländern, wo auf großen Ackerschlägen kaum noch Rückzugsorte vor natürlichen Feinden existieren.

Agrarpolitische Entscheidungen gefährden Biodiversität

Die Entscheidung des Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir, das EU-Angebot anzunehmen und die Anreize für weitere Naturschutzmaßnahmen nicht entsprechend zu erhöhen, stößt auf Kritik. Die abrupte agrarpolitische Kehrtwende bedroht nicht nur den Feldhasen, sondern auch akut vom Aussterben bedrohte Arten wie das Rebhuhn, den Kiebitz sowie die Feldlerche. Der drastische Rückgang der Rebhuhn-Population in Europa seit 1980 um über 90 Prozent unterstreicht die Dringlichkeit effektiver Schutzmaßnahmen.

Appell an Bundeslandwirtschaftsminister für bessere Anreize

Artenschützer fordern schon lange, dass Landwirte als Gegenleistung für EU-Agrarzahlungen sieben Prozent ihrer Flächen als naturnahe Lebensräume gestalten. Die kürzliche Reduzierung auf vier Prozent und die kurze Frist zur Stellungnahme bei der Gesetzesänderung von lediglich 16 Stunden zeigen die Notwendigkeit für ein Umdenken. „Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir muss nun Anreize schaffen, damit freiwillige Naturschutzmaßnahmen durch Landwirte künftig besser angenommen werden“, fordert Kinser. Nur so könne der dringend notwendige Schutz der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft gewährleistet werden.

„Dann wird sich die Landwirtschaft daran messen lassen müssen, ob sie die freiwilligen Maßnahmen auch ergreifen und ausfüllen wird. Tut sie es nicht, werden die Forderungen nach verpflichtenden Naturschutzmaßnahmen als Gegenleistung für öffentliche Fördermittel künftig umso lauter werden“, prognostiziert der Artenschützer.