Jagdlicher „Zivildienst“: Jagdkurse ohne Waffenausbildung in der Steiermark

Ein innovatives Pilotprojekt im Murtal stellt die traditionelle Jagdausbildung auf den Kopf, indem es Kurse ohne Waffenausbildung anbietet

Nur kucken, und verstehen, nicht anfassen, genau das wollen einige Menschen, die die Jagdausbildung ohne Waffe machen möchten. (Symbolbild: iStock/welcomia)
Nur kucken, und verstehen, nicht anfassen, genau das wollen einige Menschen, die die Jagdausbildung ohne Waffe machen möchten. (Symbolbild: iStock/welcomia)

Sich zum „Jäger“ ausbilden lassen, ohne jemals eine Waffe in der Hand gehalten, geschweige denn sie auch abgefeuert zu haben, wird jetzt im Februar als Pilotprojekt Realität – bei unseren Nachbarn in Österreich, genauer gesagt in der Steiermark. Diese Initiative kommt der wachsenden Nachfrage nach einer natur- und umweltorientierten Jagdausbildung in der Steiermark entgegen, heißt es in einem Bericht von ORF.at steiermark.

Während die Begeisterung für die Jagd ungebrochen hoch ist, zeigt sich ein klarer Trend: immer mehr Menschen streben eine Ausbildung an, die sich, wie die Kurse zur Jägerprüfung auch, mit Wildtierkunde, Wildbiologie, Naturschutz etc. beschäftigen, sich aber von den Ausbildungsteilen um und mit der Jagdwaffe distanziert.

Im ersten Augenblick mag der ein oder andere gestandene Jäger die Nase rümpfen oder Ältere sich an die Zeit erinnern, in der es noch Wehr- und Zivildienst gab und einige ebenfalls den „Dienst an der Waffe“ verweigerten, doch hat nicht jeder von uns Jägern schon einmal zu irgendeinem Freund, Bekannten oder gar seiner eigenen Frau oder Freundin gesagt: „Jagd ist viel viel mehr als nur das Erlegen von Wild! Wenn man den Jagdschein macht, erweitert sich der eigene Horizont kolossal und man geht mit ganz anderen Augen durch die Natur – lebt viel intensiver mit den Jahreszeiten und nimmt Veränderungen in Wald und Flur vielleicht zum ersten Mal bewusst wahr“?

So schafft dieses neue Pilotprojekt vielleicht sogar mehr Akzeptanz für die „normalen Jäger“, da die Kursabsolventen durch ihr neu gewonnenes Wissen die Zusammenhänge in der Natur viel besser verstehen lernen?!Franz Meran, der Präsident des Steirischen Jagdschutzvereins, berichtet jedenfalls von einem beeindruckenden Anstieg in der Jagdausbildung in den letzten 15 Jahren: „Vor zehn Jahren waren es ungefähr 800 Jungjäger, die wir ausgebildet haben. Heute sind es ungefähr 1.000 pro Jahr, die man ausbildet, und dann noch dazu 200 bis 400 Aufsichtsjäger, die ausgebildet werden“, wird er vom ORF zitiert.

Trotz der hohen Zahl an Jagdprüfungsabsolventen, die die Jagd aktiv ausüben (ca. 95%), nimmt das Interesse an einer waffenlosen Weiterbildung laut Meran signifikant zu. Die Nachfrage konzentriert sich insbesondere auf Kurse in Wildtierkunde, Biologie und Ökologie.

Das Pilotprojekt im Murtal, das noch jetzt im Februar startet, bietet Interessierten die Möglichkeit, sich in diesen Bereichen ohne Ausbildung an der Waffe weiterzubilden. Ziel ist es, Teilnehmern eine umfassende Ausbildung über Jagd, Umwelt, Natur und Tierwelt zu ermöglichen, ohne dabei den Schwerpunkt auf das Waffenhandling oder Waffenrecht, gar das Schießen zu legen, welche bisher zentrale Bestandteile der traditionellen Jagdausbildung waren.

Die Zukunft des Projekts und die Ausweitung auf andere Bezirke in der Steiermark sind noch in der Entwicklung. Es wird jedoch deutlich, dass mit diesem innovativen Ansatz neue Wege in der Jagdausbildung beschritten werden, um den veränderten Interessen und Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.

Für alle, die eine tiefere Verbindung zur Natur suchen und ihre Kenntnisse über Fauna und Flora ohne den Einsatz von Waffen vertiefen möchten, markiert dieses Pilotprojekt einen bedeutenden Schritt in eine neue Ära der Jagdausbildung. Wir jedenfalls werden dieses Pilotprojekt mit Interesse verfolgen.