Wisent und Rothirsch – zumeist friedliche Kollegen
In freier Wildbahn finden wir dieses Doppelpack in etlichen Regionen Polens und Osteuropas und in Deutschland seit wenigen Jahren auch im Rothaargebirge in NRW: Wisente und Rothirsche.
Von Burkhard Stöcker (Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern)
Bis zu den großen Rodungsperioden des Mittelalters war auch der Wisent in Europa ein häufiges Wildtier. So verwundert es auch nicht, dass normalerweise beiden Arten freundlich und friedlich nebeneinander herleben, wie wir das von den meisten unserer heimischen Großsäuger auch kennen.
Dass es jedoch in Ausnahmesituationen auch zu geradezu brüderlichen Banden kommen kann, beobachtete ich vor einiger Zeit in einem Wildpark. Wisente und Rothirsche wurden in einem viele Hektar großen Freigehege gehalten. Im Verlaufe des Winters schoben sich dort gelegentlich ein junger Kronensechser und ein Wisentjährling in spielerischem Kampf hin und her. Dabei schien der junge Rothirsch immer die treibende Kraft zu sein: er animierte den Wisent immer wieder regelrecht zum Stirnkampf.
Diese eigenartige zwischenartliche Freundschaft war wohl folgendem Umstand zu verdanken: Der Wildpark bekam zum Aufbau eines Rothirschrudels zwei erst ein halbes Jahr alte Rotwildkälber. Das ursprünglich vorgesehene getrennte Rotwildgatter war jedoch nur durch einen etwa hüfthohen Zaun getrennt. Die beiden mutterlosen Kälber suchten sogleich Anschluss an die Herde der großen rotbraunen Genossen und hielten sich von dem Zeitpunkt an immer in der Nähe der Wisente auf. Es entwickelte sich zwischen den beiden Arten eine Art kumpelhafte Beziehung.
Die Freundschaft zwischen dem jungen Rothirsch und dem jungen Wisent nahm jedoch bald ein eher trauriges Ende: Man fand ca. ein Jahr später den jungen Rothirsch vom Wisent geforkelt im Großgehege.
Ein Beitrag von Burkhard Stöcker für unseren Premiumpartner, die Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern.