Wildwiesen: Reichhalte Refugien der Ruhe

Wildwiesen: Reichhalte Refugien der Ruhe

Sie bietet Tieren eine Nahrungsquelle und Schutz zugleich – wir haben einige wissenswerte Infos rundum die wilde Wiese zusammengetragen.

Rehwild vor Sonnenblume
Rehwild vor Sonnenblume

Der Wildackerbau zielt darauf ab, Wildtieren eine artgerechte Äsungsfläche anzubieten, die darüber hinaus auch als Deckung und zum Schutz vor Störquellen dient. Zudem sind blühende Wildwiesen bunte Hingucker in der Natur, von denen nicht nur das Wild profitiert. Wir haben einige wissenswerte Infos rundum die wilde Wiese zusammengetragen.

1: Monokultur mindert die Artenvielfalt

Die vermehrte Monotonie der Kulturlandschaft wirkt sich negativ auf die Zahl der heimischen Tierarten aus. Bienen fehlt es an einem vielfältigen Blütenangebot, Rebhühner haben keine geeigneten Verstecke für die Brutzeit, ihren Küken mangelt es an eiweißreicher Insektennahrung und auch die Anzahl der Singvogelarten vermindert sich (wir berichteten hier, hier und hier). Viele Jäger und Naturschützer sowie auch Land- und Forstwirte wollen dieser Entwicklung unter anderem mit Wildwiesen entgegenwirken.

2: Richtige Aussaat 

Bevor ein Wildacker oder eine Remise angelegt werden, gilt es, die Wildackermischungen optimal auf die unterschiedlichen Zwecke abzustimmen. Zudem ist die Aussaatzeit zu beachten. Besonders viele Wildmischungen sind für die Ausbringung im Frühjahr geeignet. Einige Frühblüher bieten den Tieren für den zweiten oder dritten Setztermin dann schon einen Lebensraum mit Äsung und Deckung. Man nehme den Feldhasen als Beispiel: Die ersten Jungtiere profitieren immer von den Fettreserven, die von der Häsin (auch in strengen Wintern) mitgeführt werden. Die nächsten Junghasen brauchen ebenfalls fettreiche Muttermilch, welche die Häsin aus dann blühenden Pflanzen und Kräutern gewinnt.

3: Schmackhafter Schutz

Futterkohl beispielsweise bietet sowohl Rehwild als auch Hasen einen schmackhaften Schutz. Gehaltvolle Getreide sowie Blatt- und Knollenfutterpflanzen mögen aber nicht nur Reh und Hase, sondern auch anderes Schalenwild und Fasane. Gemischte Kombinationen mit Kräutern und Rot-Klee dienen der gesunden Ernährung und stärken die Abwehrkräfte der Tiere. Ein besonderer Leckerbissen für Rehwild ist beispielsweise Buchweizen.

Foto: Efraimstochter
Foto: Efraimstochter

4: Gegen den „Ernteschock“

Buchweizen in Kombination mit Klee und Fenchel stellt eine gute Sommermischung dar. Zudem kann diese auch dem „Ernteschock“ nach dem Abernten vorbeugen. Besonders in Revieren mit Rot-, Dam- und Schwarzwild ist die Aussaat dieser Pflanzen zu empfehlen, da diese Wildpflanzen bei dem Schalenwild sehr beliebt sind.

5: Attraktive Ablenkung

Eine hohe Schwarzwilddichte kann große Schäden in den Revieren an landwirtschaftlichen Kulturen hervorrufen. Im Frühjahr suchen Wildschweine vermehrt nach Eiweißquellen. Daher kann es passieren, dass die Rotten in ganzen Flächen bis unter die Grasnarbe brechen, also wühlen. Spezielle Wildwiesenmischungen dienen Sauen als wertvoller Eiweißlieferant. Besonders Schwarzhafer und ein hoher Kleeanteil sind leckere Lockmittel, die von den Sauen als attraktive Ablenkung gerne angenommen werden.

6: Saatgut-Subventionierung 

Für die Gestaltung der Wildackerflächen und für das Saatgut gibt es verschiedene Förderprogramme. Örtliche Möglichkeiten der Bezuschussung können bei Kreisgruppen oder dem Hegering erfragt werden. Beim Jagdverband besteht die Möglichkeit, sich über Fördermöglichkeiten zu informieren. Die Untere Landschaftsbehörde oder das Landwirtschaftsamt helfen ebenso bei der Beratung. Durch die Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik und die Einführung des „Greening“ werden Umweltmaßnahmen immer wichtiger.  Damit zusammenhängend könnten Agrar-Umweltprogramme, die mit dem „Greening“ kombinierbar sind, erfragt werden, um zusätzliche Fördermittel zu erlangen.

7: Von der Fläche zum Wildacker

Foto: moritz320
Foto: moritz320

An eine optimale Wildschutzfläche werden hohe Ansprüche gestellt, daher ist es gar nicht so leicht, einen passenden Standort zu finden. Besonders eignen sich Stellen in der Nähe von Hecken, Böschungen oder Feldgehölzen. Kleine Brachen oder Gewässerränder lassen sich ebenso in naturnahe Refugien verwandeln. Vor allem die Vernetzung von mehreren Kleinbiotopen (Trittsteinbiotope) ist hier sinnvoll, um sogenannte Biotopfallen zu vermeiden. Nicht empfehlenswert sind Flächen in der Nähe von befahrenen Straßen oder Eisenbahngleisen, da diese das Wild über die Verkehrswege locken würden und so zu einem größeren Unfallpotenzial führen könnten.

8: Hasen in der Apotheke

Sie stärken die Abwehrkräfte und bieten nicht nur Feldhasen und Kaninchen eine gesunde Ernährung. Wie der Name „Hasenapotheke“ schon vermuten lässt, besteht die sogenannte Wildackermischung aus einer Vielzahl von Heilkräutern und Klee. Auch in der Mischung enthaltene Glockenblumen, Wilder Kümmel, Löwenzahn, Wiesenknopf und Anis, die in der Natur immer seltener zu finden sind, bereichern diese wertvolle Wildwiese.

9: Blüten für die Bienen 

Insekten, wie beispielsweise Bienen, spielen eine große Rolle bei der Bestäubung von Nutzpflanzen. Auch für die Erträge bei der Ernte sind sie unerlässlich. Doch blütensuchende Insekten benötigen für ihre Ernährung und Fortpflanzung ein reiches Angebot an Pollen und Nektar – und zwar durchgängig vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Insektenfreundliche Blühstreifen oder auch kleine Beete im Garten sind für Honigbienen, Hummeln & Co. eine wichtige Nahrungsquelle. Für Bienen sind früh- und vor allem spätblühende Pflanzen sehr wichtig.

10: Ein Wildacker braucht auch Pflege

Leider genügt es nicht, den Wildacker lediglich anzulegen, denn die Pflanzen brauchen auch ausreichend Pflege. Weit verbreitet ist auch die Annahme, dass das Wildackersaatgut nicht fachgerecht in den Boden eingebracht werden muss. Diese Faktoren und häufig fehlende Nährstoffe wie Kalk oder Kalium im Boden können zu Misserfolgen bei der Aussaat führen. Eine vorherige Analyse des Bodens und eine fachgerechte Beratung können dem vorbeugen.

Foto: Jenő Szabó
Foto: Jenő Szabó