Von der Geschichte unserer jagerischen Wörter II

Von der Geschichte unserer jagerischen Wörter

Folgen Sie Burkhard Stöcker auf einen kleinen etymologischen Pirschgang durch unsere Jägersprache – Heute: Das Haarwild

Jagdliches Stillleben (Symbolbild: iStock/stsvirkun)
Jagdliches Stillleben (Symbolbild: iStock/stsvirkun)

Ein Beitrag von Burkhard Stöcker, Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern

Die zentrale Bedeutung in unserem jagdlichen Handeln hat das Wild und so wollen wir auch den häufigsten und interessantesten Namen unserer Wildtiere auf den Grund gehen.

Im heutigen Teil II unserer kleinen Serie widmen wir uns dem Haarwild:

 

Wild

Wahrscheinlich aus dem vorgermanischen „weltos“ abgeleitet. Die Bedeutung dieses Wortes ist nicht ganz klar – es könnte „umherstreifen“ oder „wandern“ geheißen haben.  Wild und Wald haben möglicherweise gleiche oder ähnliche Ursprünge, früher wurden auch beide Begriffe mit gleicher Bedeutung verwandt.

Haarwild

Hirsch

Zugrunde liegen hier als Wortursprünge wohl „Hirn“ und „Horn“. Anderssprachige Bezeichnungen des Hirsches wie lateinisch: „Cervus“ oder bretonisch „Caro“ deuten auf Bildungen aus dem jeweiligen sprachtypischen Terminus des Adjektives für „gehörnt“ hin. 

Damhirsch

Eine Verwandschaft existiert möglicherweise mit dem altirischen „dam“ = Ochse oder „dam alaid“= wilder Ochse. Vertretbar scheint auch die Nähe zum indogermanischen „deme“ = zähmen, bändigen oder auch zum altindischen „damyati“ = zahm, bändigt, bezwingt oder auch greichisch „damales“ = „junger, noch abzurichtender Stier“. Von letzteren ausgehend kann von der Bedeutung „gezähmtes“ oder „noch zu zähmendes Haustier“ ausgegangen werden.

Mufflon

Aus dem französischen entlehnt wohl von frz. „mufle“ = Schnauze, Maul – ein Hinweis auf die kurze, etwas abgestumpft wirkende „Ramsnase“ des Muffelwildes.

Reh

Voraussichtlich aus einem in mehreren Sprachen in ähnlicher Form verwandten Farbadjektiv für „bunt, scheckig“ entstanden: altirisch „riabach“= bunt, gefleckt oder litauisch „raibas“ = graubunt, buntscheckig, braungelb gesprenkelt oder aber aus dem altpreußischen: „roaban“ = gestreift. Wenn wir auch heute unter bunt oder scheckig etwas anderes verstehen als die doch recht einheitliche Färbung des Rehs, so wurde nach früherem Sprachgebrauch auch etwas Andersfarbiges, oft schon als bunt oder scheckig bezeichnet.

Geweih

Hier erschließt sich der Begriff aus dem mittelniederdeutschen wo hertes-twich = Hirschgeweih und „twich“ = Zweig heißt. Das Geweih also als „Geäst oder Gezweig des Hirsches“.

Bast

Eigentlich „innere Schicht der Pflanzenrinde“. Die Herkunft des Geweihbastes rührt sicherlich aus dem direkten Vergleich mit der Pflanzenrinde, in der ja auch wie beim Geweihbast die Nährstoffe zur Versorgung des Gewebes transportiert werden.

Brunft

Ist wohl hergeleitet aus dem mittelhochdeutschen „bremmen“ oder aus dem althochdeutschen „breman“ was beides soviel heißt wie brummen oder brüllen. Der Bezug zur Begattungszeit der Hirsche, die ja vornehmlich während der Brunft mit dergestaltiger Akustik aufwarten, scheint eindeutig.

Beschlag

Aus dem mittelniederdeutschen „beslän“ = „in Benutzung nehmen“.

Kaninchen

Ist die Verkleinerungsform von deutsch Kanin – ursprünglich aus dem lateinischen „cuniculus“.  

Hase

Die ursprüngliche Bedeutung ist offenbar „Der Graue“. Auch hier gibt es aus einigen Sprachen Hinweise: litauisch: „sirvis“ = Hase, „sirvas“ = grau oder aus dem altenglischen „hasu“ = graubraun.

Bär

Die germanische Bezeichnung geht wahrscheinlich auf ein älteres Wort für „braun“ zurück – auch heute ist im litauischen „beras“ der Begriff für braun. Es ist aber auch möglich, dass der Begriff Bär aus dem Wort für „wildes Tier“ abgeleitet wurde: griechisch: „ther“, altslavisch „zveri“, litauisch „zveris“.

Keiler

Vermutlich Täterbezeichnung zu „Keil“, indem die „Waffen“ mit Keilen verglichen wurden.

Bache

Im althochdeutschen „bahho“ oder mittelniederländisch „bake“, beides ursprünglich Rücken, Speckseite bedeutend. Vielleicht auch eine Verwandschaft mit Backbord. Da der Begriff sich jedoch ausschließlich auf wilde Schweine mit Frischlingen bezieht ist eher eine Verwandschaft mit dem mittelniederländischen „big“, „bik“, „bag“ für Ferkel zu vermuten. Im Vordeutschen heißt „bakon“: „das zu den Ferkeln gehörige Tier“.

Fuchs

Vieles deutet daraufhin, dass sein buschiger Schwanz dem Fuchs seinen Namen gegeben hat: im spanischen heißt der Fuchs = „raposo“, „rabo“ ist der Schwanz. Ähnliches finden wir im litauischen: „uodegis“ = Fuchs, „uodega“ = Schwanz.

Dachs

Der Name ist schon vor dem 11. Jahrhundert entstanden und seine Herkunft schwer nachzuweisen. Am wahrscheinlichsten ist eine Herleitung aus dem germanischen „bahsu“ oder dem altindischen „taksati“, was beides so viel heißt wie verfertigt, zimmert, schafft, behaut – also eine Namensableitung ausgehend vom architektonischen und handwerklichen Schaffen des Dachses.

Marder

Der Ursprung des Namens ist nicht klar. Auffällig ist, dass neben den Namen Marder oder Hermelin häufig ähnliche Namen für junge Frau, Braut erscheinen. So heißt bspw. im litauischen die Braut „marti“. Möglicherweise sind hier Eigenschaften wie Schönheit und Anmut von Hermelin und Marder auf Frauen übertragen worden – oder umgekehrt. 

Hermelin

Hier gibt es einige interessante Deutungsansätze: möglicherweise eine Verkleinerungsform zu ahd. „Harmo“ altenglisch „hearma“ = Wiesel. Vielleicht auch aus dem indogermanischen „kormo“, was soviel bedeutete wie Reif, Schnee, Hagel. Auffällig ist die Ähnlichkeit des deutschen Wortes mit dem französischen „hermine“ und dem italienischen „ermellino, armellino“. Beide beziehen sich auf das lateinische „Armenius mus“ = „Maus aus Armenien“.

Biber

Die Herkunft ist nicht ganz klar, vermutlich aus einem alten Terminus für braun entstanden, so dass der Name ähnlich wie beim Bären schlicht „braunes Tier“ bedeutet.

Otter

„Aud, ued, ud“ bedeuten Wasser und wurden in „Ot“ umgedeutet. Indogermanisch „udros, udra“ – Wassertier. Otter bedeutet also „der zum Wasser gehörige“.

Ein Beitrag von Burkhard Stöcker, von unserem Premiumpartner, der Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern.

Logo der Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern
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