Rotwildbrunft: Schauspiel für alle

Rotwildbrunft: Schauspiel für alle

Frank Rakow – Aufs Korn genommen
Frank Rakow – Aufs Korn genommen

Die ersten Hirsche melden schon – in Deutschland beginnt die Rotwildbrunft. In den Hochwildrevieren wird schon kräftig spekuliert, um einen würdigen König der Wälder oder einen passenden Abschusshirsch ausfindig zu machen. Für viele Jäger ist dieser Jahresabschnitt einfach das Größte.

Ich staune immer wieder, dass in einem solch „durchgestylten“ Industrieland wie der Bundesrepublik Deutschland solch große Tiere noch Platz haben und so ein beeindruckendes Schauspiel wie die Brunft möglich ist, denn dieses Geschehen entwickelt wirklich gewaltige Dimensionen:

Hirsche mit enormen Geweihen und einem Lebendgewicht von häufig über 200 Kilogramm buhlen mit aller Vehemenz um einen Harem von Hirschdamen. Dazu müssen sie über Wochen ständig auf den Läufen sein, um Kahlwild zusammenzuhalten und Konkurrenten abzuwehren. Wenn Imponiergehabe nicht ausreicht, werden in letzter Konsequenz die Geweihe gekreuzt, manchmal sogar mit tödlichem Ausgang.

Aber die Rotwildbrunft ist nicht nur optisch ein Highlight. Bei keiner anderen Wildart wird die Brunft akustisch so eindrucksvoll „übertragen“. Schreien, Röhren, Knören, Trenzen, Brummen – die Palette der Lautäußerungen ist enorm und lässt den Jäger auch ohne Anblick erahnen, was gerade wo im Revier passiert. Könnern gelingt es sogar, durch Nachahmung des Rufes einen Hirsch herauszufordern und anzulocken. Das gilt zu Recht als die Krone der Jagd.

Auch ohne Rotwildrevier oder Abschusslizenz wird fast jeder Weidmann von dieser Szenerie begeistert sein. Aber das gilt nicht nur für sie. Wer die Möglichkeit hat, sollte auch mal interessierten Nichtjägern ein solches Brunfterlebnis gönnen. Ich habe es häufiger gemacht und noch nie erlebt, dass diese Begleiter davon unbeeindruckt blieben. Bewunderung und ehrfürchtiges Staunen waren stets deutlich spürbar. Und dass das weibliche Geschlecht beim rauen Kampfschrei in der Dämmerung ein wenig Schutz beim Jäger sucht, muss nicht nachteilig sein…

Aber ernsthaft: Das hautnahe Erlebnis, die archaische Ausstrahlung dieses urigen Naturschauspiels ist eine Werbung für unsere Erlebniswelt, für das, was uns nach draußen treibt, für unser jägerisches Tun. Wer kein Rotwildrevier und keine Verbindungen dorthin hat, kann das im Zweifel auch in einem der vielen Großgatter tun. Das funktioniert fast genauso gut. Aber in der freien Natur ist es natürlich am schönsten!

Imposante Bilder und eine packende Geschichte zur Rotwildbrunft, finden Sie auch hier:
Auf der Jagd nach dem perfekten Foto (I)
Auf der Jagd nach dem perfekten Foto (II)