Pirschen – herrliches Waidwerk

Pirschen – herrliches Waidwerk

Baumstubbe oder Wurzelstöcke am Rande des Pirschwegs eignen sich zur Gewehrauflage
Baumstubbe oder Wurzelstöcke am Rande des Pirschwegs eignen sich zur Gewehrauflage

Schön langsam bewegen, ist die Devise. Vorsichtig, immer wieder gedeckt stehen bleiben, hören, beobachten. Pirschen bedeutet nicht marschieren oder zügig gehen. „Stehend pirschen und nicht pirschen gehen“ führt zum Ziel, hatte mir einst ein alterfahrener Berufsjäger geraten.

Jäger werden zuweilen ungeduldig, sind zu schnell unterwegs, weil sie Wegstrecke absolvieren wollen. Keinesfalls sollte zu häufig in einem Revier gepirscht werden. Schnell ist dieses sonst „verpirscht“. Das Wild reagiert sehr bald mit Unsichtbarkeit, ist vergrämt.

In Revieren mit Erholungsdruck, also dort, wo viele Wanderer, Walker, Jogger etc. unterwegs sind, führt ein jagdlicher Spaziergang nicht selten zum Erfolg. Der Jäger tut das gleiche wie die Erholungssuchenden, auf deren Verhalten sich das Wild eingestellt hat. Vor allem bei der Jagd auf Rehe und in den Bergen auf Gämsen führt diese Strategie immer wieder zu Jagderfolg. 

Pirschwege und Steige müssen in gewissen Abständen immer wieder gepflegt beziehungsweise sauber gehalten werden. Gesplittete oder geschotterte Forststraßen eignen sich nun gar nicht zur Pirsch. Ein Rat: Wo man diese queren muss, den Untergrund mit Sägespänen, Erdreich oder Sand abdecken.

Im Laubwald pirscht es sich am besten bei feuchtem Wetter und nassem Boden. Dabei sollte man aber unbedingt auf vom Laub abgedeckte Ästchen achten. Ein Fehltritt und das Knacksen macht möglicherweise alles zunichte.

Auf vereistem Boden zu pirschen ist gefährlich. Bei Harschschnee oder Frost verrät jeder Tritt bereits auf weite Distanzen den pirschenden Jäger. Taut der Schnee tagsüber an und am Abend friert er wieder, darf man getrost jeden Pirschgang vergessen.

Mit Schuhen, die eine weiche, glatte Sohle haben, ist leiser zu pirschen als mit harter Profilsohle. Im Mittelgebirge und vor allem bei der Bergjagd ist der Jäger bei Nässe, Matsch und Schnee mit festem Schuhwerk trittsicherer unterwegs.

An den Sohlen befestigte Steigeisen (Spikes mit Gummiring) oder in die Sohle eingesetzte Spikes wie zum Beispiel beim Meindl Island Spike MFS geben mehr Trittsicherheit, heben aber die Möglichkeit zum leisen Pirschen auf. 

An die Umgebung angepasste Tarnkleidung lässt den pirschenden Jäger mit seinem Umfeld verschmelzen. Handschuhe und Gesichtsschutz sind nicht zu vergessen. Das Wild tut sich schwer, sofort Gefahr zu erkennen. Hilfreich, da effektiv ist praxiserprobte Bekleidung von Outfox. Der darin eingearbeitete sogenannte Ergotarn-Geruchsfilter reduziert den menschlichen Geruch. Wenn sich auch inzwischen zahlreiche Jäger tarnen, setzen viele andere nach wie vor auf traditionelles Lodengrün oder jagdliche Funktionskleidung. 

Bei der Pirsch ist ein Haselnussstecken der traditionelle Begleiter vieler Jäger. Zwei- oder dreibeinige Zielstöcke und solche mit Zweipunkt-Auflage sind enorm hilfreich für eine schnelle, zudem recht sichere Schussabgabe beim Pirschen. Es gibt verschiedene Ausführungen in Leichtmetall und Holz. Der Umgang damit und das Schießen über einen Zielstock wollen zuvor auf einem Schießstand geübt sein.

Der aufmerksam pirschende Jäger wird häufig auch unmittelbar am Pirschweg vorhandene Möglichkeiten finden, wo sich die Büchse zur sicheren Schussabgabe auflegen oder anstreichen lässt. Grundsätzlich gilt, dass jede weitere „Stütze“ zu einer stabileren Auflage und damit sicheren Schussabgabe führt.

Anschlagen am Baum.
Anschlagen am Baum.

Beim Pirschen muss der Jäger ganzheitlich denken

Anspruchsvoll ist die Pirsch auf Sauen im Maisfeld.
Anspruchsvoll ist die Pirsch auf Sauen im Maisfeld.

Der Jäger muss beim Pirschen ganzheitlich denken. Dabei sind folgende Aspekte wichtig:

  • den Wind beachten / Thermik in Gräben, Schluchten, Hanglagen und Tälern Beachtung schenken
  • über im Jahr wechselnde Einstände Bescheid wissen
  • Steige, Wege, Pirschwege kennen / Pirschwege sauber halten
  • Wechselgewohnheiten des zu bejagenden Wildes kennen
  • wissen, wo die bevorzugten Äsungsplätze sind
  • Sonnenstand und bei der Saujagd den Mondstand beachten