Libellen – Kleindrachen im Revier

Libellen – Kleindrachen im Revier

Viele Libellenarten sind im Laufe der letzten Jahrzehnte immer seltener geworden. Durch Schutz und Förderung der Feuchtgebiete im heimischen Revier, können Jäger diesem Trend aktiv entgegenwirken.

Herbstmosaikjungfer im Flug (Foto: kie-ker)
Herbstmosaikjungfer im Flug (Foto: kie-ker)

Von Burkhard Stöcker (Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern):

 

Wer das Glück hat Gewässer im Revier zu haben und diese nicht nur zum Entenkirren und -jagen aufsucht, dem sind gewiss die pfeilschnellen Jäger schon begegnet, die im Sommer Teich und See bevölkern. 

Ihre eindrucksvollen Farben, ihre z. T. beachtliche Größe, vor allem aber ihr rasanter Flug wecken unser Interesse.

Die ersten Libellen fanden sich vor 250 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Karbon. Es waren gewaltige Exemplare, mit bis zu 70cm Flügelspannweite, die die damaligen Schachtelhalmsümpfe bevölkerten. Verglichen damit ist unser stattlichstes heimisches Exemplar, die Große Königslibelle mit ihren 15cm, geradezu ein Zwerg.

Libellen sind, wie wir – Jäger.  Ihre Larven jagen unter Wasser und erbeuten kleine Insekten aber auch Kaulquappen. Die erwachsenen Tiere sind ausgesprochen geschickte Luftjäger und fangen ihre Beute (andere kleinere Insekten) im Flug. Die größeren Libellen sind da auch durchaus nicht zimperlich und verspeisen auch schon gerne mal die kleineren „Gattungsgenossen“.

Neben den „Jägerparallelen“ gibt es aber auch interessante Zusammenhänge zwischen Libellen und Wild:

In einem norddeutschen Moor legte die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica) ihre Eier stets in feuchten, mit Torfmoos bewachsenen Moorschlenken ab. Die Eier konnten sich jedoch nur dort positiv entwickeln, wo durch die Wühl- und Suhltätigkeit von Rot- und Schwarzwild die Torfmoosrasen offengehalten wurden. In den Schlenken, in denen keine Schalenwildtätigkeit nachgewiesen wurde, wuchsen die Torfmoosrasen so dicht, dass es für die Eier der Hochmoor-Mosaikjungfer kaum Entwicklungschancen gab. Die Art ist also offenbar in ihrer Evolution auf die Störstellen durch große Säuger angewiesen – einer der inzwischen zahlreichen Hinweise auf die wahrlich nicht nur schädlichen Wirkungen von Großsäugern auf Ökosysteme!

Die Art kommt auch in Österreich, mit Ausnahme des Burgenlandes und Kärntens, vor. Sie ist allerdings nirgends häufig und ihre Vorkommen sind auf wenige Moore beschränkt. Bspw. gibt es ein Vorkommen im Rotmoos bei Weichselboden – im ehemaligen Jagd und Forschungsrevier des Herzogs von Bayern! Es wäre interessant zu sehen ob auch dort Wild Einfluss auf die Biotope der Mosaikjungfer hat.

Knapp 80 Libellenarten leben gegenwärtig in Mitteleuropa. Dabei unterscheiden wir zwei bedeutende Gruppen, die Groß- und die Kleinlibellen. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Größe, sondern auch in der Ruhehaltung ihrer Flügel: Kleinlibellen legen sitzend ihre Flügel übereinander, während Großlibellen sie auch sitzend geöffnet halten.

Viele Libellenarten sind im Verlaufe der letzten Jahrzehnte immer seltener geworden. Kanalisierung und Begradigung der Fließgewässer, Entwässerung von Mooren und anderen Feuchtgebieten sowie die Verschmutzung des Oberflächenwassers waren dafür ausschlaggebende Gründe. Mancherorts tragen auch Jäger dazu bei, mit ausufernder Entenfütterung nährstoffarme Gewässer zu eutrophieren.  Es sind nämlich vor allem auch die Arten nährstoffarmer Lebensräume, die auf den Roten Listen stehen, wie bspw. die oben erwähnte Hochmoor Mosaikjungfer!

Auch hier sollten wir lernen unsere rein jagdlich orientierten Interessen zugunsten der Biotop- und Artenvielfalt zu überdenken und ggf. etwas zurückzunehmen. Der Schutz und die Förderung der Feuchtgebiete im heimischen Revier bietet dem naturschutzbewussten Jäger die Möglichkeit, auch etwas für diese faszinierende und bedrohte Insektengattung zu tun.

Ein Beitrag von Burkhard Stöcker für unseren Premiumpartner, die Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern.

Logo der Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern
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