Jagdschule für Jägerinnen

Jagdschule für Jägerinnen

Frauen bei der Jagd sind auf dem Vormarsch. Das hat auch Jägerin Karolina Hirsch erkannt. Sie betreibt seit 2015 eine Jagdschule speziell für Frauen.

Einst als Männerdomäne bekannt, findet die Jagd immer mehr Zuspruch ­– von jüngeren Anwärtern und vor allem auch von Frauen. Jägerinnen sind auf dem Vormarsch (wir berichteten), das findet auch Karoline Hirsch. Sie hat die Nische für sich entdeckt und eine Jagdschule speziell für Frauen gegründet.

Gab es einen Schlüsselmoment oder einen besonderen Anreiz für die Idee, eine Jagdschule speziell für Frauen zu eröffnen?

Ich war schon immer mit der Jagd verbunden. Damit bin ich groß geworden und auch mein Freund ist Jäger. Einen solchen Moment gab es für mich aber wirklich, als ich meinen Jagdschein gemacht habe. Kaum war ich eine Sekunde alleine auf dem Schießstand, da wurde ich schon ungefragt von Männern belehrt. Das kam häufiger vor. Da dachte ich mir auch nur „Mensch, danke, aber muss das denn immer sein“. Es ist gar nicht so einfach, sich da durchzusetzen. Dadurch ist die Idee entstanden. Damals wusste ich auch noch nicht, dass es eine Jagdschule speziell für Frauen so noch gar nicht gibt.

Wieso haben Sie sich dazu entschieden, den Jagdschein zu machen? Und können Sie auch etwas zu den Gründen ihrer Jagdschülerinnen sagen?

Ich wollte kein Supermarkt-Fleisch mehr auf meinem Tisch haben. Das verbinde ich mit einer ungerechten Tierhaltung. Bei der Jagd ist das anders, die Tiere sind frei. Vor allem kann alles an Fleisch verwertet werden, zum Beispiel bekommt auch der Hund etwas davon ab. Bei meinen Schülerinnen ist es tatsächlich auch oft so, dass sie Interesse an Jagdhunden haben und über ihre Hunde zur Jagd kommen.

Foto: Jagdschule Hirsch / Karolina Hirsch
Foto: Jagdschule Hirsch / Karolina Hirsch

Können Sie uns einen kleinen Einblick in Ihre Jagdkurse geben?

Der Inhalt der Jagdausbildung besteht ja aus 60 Stunden Praxis sowie 60 Stunden Theorie. Im wirklichen Jagdunterricht reicht das aber nicht aus. Wir investieren viel mehr Zeit, vor allem was die Schießübungen betrifft. Nicht alle Frauen haben direkt einen Bezug zur Waffe. Das ist der sensibelste Teil der Ausbildung, für die man sich Zeit nehmen sollte. Letztes Jahr habe ich zwei Kurse angeboten für sechs Jagdschülerinnen. Zusätzlich gibt es auch Einzelkurse und Nachschulungen. 

Foto: Sebastian Narbutas
Foto: Sebastian Narbutas

Sechs Schülerinnen ­–  das sind noch recht wenige. Betreiben Sie die Jagdschule neben- oder hauptberuflich?

Im Vergleich zu anderen Jagdschulen habe ich noch wenige Schülerinnen. Das stimmt, aber ich betreibe die Jagdschule nebenberuflich. Außerdem gibt es meine Jagdschule ja noch nicht so lange, somit ist sie noch am Aufstreben. Ich habe beispielsweise auch schon einige Anfragen von Pärchen, die mich fragen, ob ich nicht einen extra Kurs anbieten könnte. Ich möchte auf jeden Fall nicht männerfeindlich rüber kommen, sondern lediglich eine Nische anbieten, wenn dies gewünscht wird.

Wellness und Natur ­– diese Kombination erwartet die Schülerinnen bei ihrer Jagdausbildung. Wie hängt das zusammen. Können Sie uns das genauer beschreiben?

Nach „erfolgreichem Studium“ nutzen Männer die Zeit auf ihre Weise. Wenn Frauen hier übernachten möchten, haben sie die Möglichkeit, sich anschließend vollkommen der Entspannung zu widmen, mit Saunagängen oder der Nutzung eines Fitnessraumes in einem Ferienhaus in der Nähe.

Wie nehmen männliche Jäger ihre Jagdschule wahr? Haben Sie dazu schon einmal Feedback erhalten?

Als Feedback habe ich schon viele positive Reaktionen von Männern bekommen. Mit meiner Jagdschule möchte ich einen Beitrag dazu leisten, das verstaubte Image der Jagd zu verbessern und positiv gegenüber der kritischen Bevölkerung Stellung zu beziehen. Und dies besteht nun mal im Austausch und in der Aufklärung.

Gibt es ein besonderes Jagderlebnis, an das Sie sich gerne erinnern?

Viele besondere Jagderlebnisse verbinde ich mit meiner Kindheit. Als junges Mädchen bin ich gerne mit meinem Vater zu Treibjagden gegangen und wir sind durchs Dickicht gestreift. Aber auch Übungen am Schießstand haben mich sehr geprägt. Das hat einen Heidenspaß gemacht. Früher war die Jagd aber eine reine Männerdomäne. Als Mädchen war ich zwar stets dabei, der Jagdschein war für mich damals aber immer tabu. Aktuell genieße ich es sehr, einfach draußen in der Natur zu sein und vor allem die Verbundenheit mit meinem Hund.

Mehr zum Thema Frauen bei der Jagd finden Sie unter anderem in unserer Jungjägerinnen-Serie:
Auf dem Weg zur Jungjägerin (I): Die 1. Theoriestunde
Auf dem Weg zur Jungjägerin (II): Wildbrethygiene
Auf dem Weg zur Jungjägerin (III): Die erste Schießstunde
Auf dem Weg zur Jungjägerin (IV): Halbzeit!
Auf dem Weg zur Jungjägerin (V): Die Abschlussprüfung

Pionierarbeit: Jagdbekleidung für Waidfrauen
„Einfache Art der jagdlichen Öffentlichkeitsarbeit“ 
Carina Frank ist Jägerinnen des Jahres 2017

Foto: Sebastian Narbutas
Foto: Sebastian Narbutas